In der zurückliegenden Woche war Welt-Hunde-Tag. Das kann man feiern, muss es aber nicht. Doch hier wird der vermeintlich 2-Millionste „Für-irgendwas-Welttag“ etwas genauer unter die Lupe genommen. Hunde sind nämlich zuerst mal niedlich. Als Welpen nämlich, wobei es gar nicht so sehr auf die Rasse ankommt. Klein, große Augen und so schmusig ….
Sie wissen schon, das erinnert irgendwie an unsere zweibeinige Nachkommenschaft. Später sind sie vor allem dienlich, die Hunde. Als Wachhund, als Blindenhund, als Herdenschutzhund, und, je nach eigener Einstellung zu Alkohol, Zigaretten und anderer Rauchware, als Drogenschutzhund. Es gibt noch viele weitere Einsatzmöglichkeiten für die mehr oder weniger haarenden Geschöpfe. Und, damit es Ihnen, also der Leserschaft, nicht auf den Magen schlägt, sie sind definitiv kein bellendes Schnitzel oder Ragout. In so manchem Ohr hört sich der Welt-Hunde-Tag nämlich irgendwie wie Welt-Hunger-Tag an. Der ist definitiv nicht gemeint, auch wenn zumindest in fernen asiatischen Küchen Hund und Katze eine gewisse Bedeutung haben.
Doch wenden wir uns ab von vermeintlichen kulinarischen Genüssen und kommen zu des Pudels Kern. Hunde sind etwas Besonderes. Sie verfügen über Intelligenz, sollten gehorsam sein und können geknuddelt werden. Sie begleiten ihre Herrchen und, gegendert, ihre Frauchen ein Leben lang. Im besten Fall ein Leben lang des Hundes! Das ist auch der große Unterschied zu Menschen. Die nämlich sollten, hier werden Herrchen zu Vater und Frauchen zu Mutter, die Eltern überleben. So ist der Plan.
Hunde sind zudem Tröster. In schweren Zeiten wie den pandemiebedingten Lockdowns mit seinen unerfreulichen Begleiterscheinungen wie Vereinsamung und Balkonurlaub, waren Hunde gesuchte Tröster. Selbst aus Heimen außerhalb Europas wurden die bellenden und leidenden Tiere in die Heimat der Trostsuchenden geschmuggelt. Vielfach in der Annahme, man bleibe gemeinsam vereinsamt auf dem Balkon bis zum Lebendsende.
Nun aber ist alles anders. Aus dem Tröster in schweren Stunden ist ein Störer der vergnügten Stunden geworden. Und mit der Zeit ist sowohl aus dem niedlichen Kuschler ein veritabler ausgewachsener Hund mit immer größeren Bedürfnissen geworden. Wohl dem, der einen ausreichend großen Garten zum Buddeln und Hinterlassenschaften anderer Art sein Eigen nennt. Und wer noch in Zeiten knappen Materials einen größeren Vorrat an Gardinen als Ersatz für die nunmehr als Fetzen zu bezeichnenden Vorhänge rumliegen hat, könnte sich als Sven Glückspilz bezeichnen.
Diese geänderte Lebenssituation von Herrchen oder Frauchen führt nun zu so manchem Lockdown des Charakters. Wohl gemerkt, des Charakters des Zweibeiners. Was man sonst nur in Urlaubszeiten erlebt, ist jetzt ein Ganzjahresphänomen. Herrenlose Tiere an den Autobahnen, winselnde angebundene Hunde in städtischen Parks und mit der Erschießung des Hundes drohende Seelen-Vandalen vor den Pforten der Tierheime nehmen als Meldung in den Medien mitunter mehr Raum ein, als der lokale Sportbericht. Es braucht keine Tierschutzpartei in der Politik, um solche Umstände zu geißeln. Von da her ist Welt-Hunde-Tag vielleicht doch nicht nur eine Spielerei einer gelangweilten Wohlstandsgesellschaft.