Es ist nicht leicht, es allen recht zu machen. Selbst die höchste Instanz hat so ihre Schwierigkeiten mit dem niederen Volk. Nein, hier ist nicht die Rede von Sektenführern a la Trump oder Bolsonaro, hier geht es mindestens eine Stufe höher. Das Göttliche, um mal in Anlehnung an den Genderbegründeten Streit um das Geschlecht des Nichtmenschlichen zu vermeiden, verliert seine Anhänger. Zugegeben, dafür sind seine, ihre, oder wie auch immer pronomierten, Jünger eigentlich verantwortlich, denn die schwächeln seit geraumer Zeit eindeutig.

Das merkt man immer dann, wenn die neusten Zahlen zum Mitgliederschwund der christlichen Religionsgemeinschaften genüsslich von den atheistischen Kirchensteuerzahlungsverweigerern in den Medienhäusern im Tone den Posaunen von Jericho gleichenden Jahresstatistiken veröffentlicht werden. Schon wieder sind es weniger geworden, sowohl Gläubige als auch Steuern, wobei es egal scheint, ob römisch-katholisch oder protestantisch geprägt. Mann, Frau und Divers treten die Flucht aus der Herde der Gläubigen an, denn zum Glauben fehlt die Grundlage.

Kein Wunder. Mit einem Papst und seinen Vertretern, welche Brüche des Zölibats nur dann dulden, wenn nicht darüber gesprochen wird, die das Heil der Kirche in Ablehnung der Ökumene suchen, die Frauen eher hinterm Herd als hinter dem Altar sehen und die Kinder hie und da unter ihren Kuten verstecken, lässt sich kein Staat machen.

Dabei wäre gerade jetzt der richtige Zeitpunkt, um Schutz vor den Gefahren der irdischen Existenz in Gemeinschaften zu suchen. Der menschenunwürdige Krieg in der Ukraine, die Covid-Seuche und diverse Umweltkatas­trophen müssten doch eigentlich Einen statt spalten. Doch wo einst die Gefahren der Welt wie Seuchen, Kriege und Umweltkatastrophen Grundlage für Bet- und Bittgemeinschaften waren, ist heute die reale Welt verdrängt und hat der digitalen Platz gemacht.

Feuerwerksböller auf Rettungskräfte? Ist doch nur ein Spiel. Beleidigen und Anspucken von Polizisten? Tut doch nicht weh. Maria und Joseph das Nachtbett verweigern? Sollen sie doch bleiben, wo außer Pfeffer nichts wächst und nach Bomben und Raketen eine Komplettsanierung alles schöner und moderner werden wird. Und wer tatsächlich nicht mehr weiterweiß, kann vermeintlich auf den ältesten Trick, mit dem der erste Windowsrechner seine Garage verließ, zurückgreifen. Mit einem Rebooten der pixelbasierten Realität, die die tatsächliche aussperrt, lässt sich doch erfahrungsgemäß alles auf null stellen.

Auf null stellen, scheint sowieso die Devise der Zeit zu sein. So wirkt so mancher Versuch bei der Rettung des Klimas auf die Werte einer christlichen Gemeinschaft zurückzugreifen, tatsächlich auf null gestellt. Wie anders könnte man die völlig sinnentleerten Kloppereien um Bäume und Häuser sonst verstehen.

Wer jetzt ein Plädoyer für die Kirchen der Welt erwartet, wird enttäuscht werden. Ein jeder nach seiner Façon, mit oder ohne. Nur sollte man vielleicht die Ethik und die Philosophie hinter der einstmals schützenden, behütenden und manchmal sinnvollen Gemeinschaft nicht vergessen. Diese Gemeinschaften, ob christlich oder nicht, haben und hatten einst Großes im Sinn. Das Leben, das Überleben und das Weiterleben mit Sinn zu füllen. Das geht auch ohne Kirchensteuer, aber nicht ohne soziale Kompetenz.