Es ist nicht jedermanns Ding, mit der Vergangenheit klarzukommen. Das hat öfter mal Auswirkungen auf die Zukunft. Und natürlich auf die Gegenwart. In Beziehungen entwickeln sich daraus mitunter toxische Verhältnisse, und das ist nicht gut. Ehrlich. Toxisch bedeutet ja vergiftet, und Gift ist das Mittel in der Szene der üblen Gesellen, die auf der untersten sozialen Stufe um Anerkennung betteln. Da möchte man nicht dazu gehören, weder zu den üblen Gesellen noch überhaupt zu welchen auf der untersten Stufe.
Wenn das schon in Zweier-Beziehungen ein echtes Unding ist, darf man getrost vermuten, dass die Abscheu vor vergifteten Beziehungen auch auf große soziale Gruppen zutrifft. Nennen wir so eine soziale Gruppe doch der Einfachheit halber Gesellschaft. Die ist, jedenfalls was die unsere betrifft, auf dem besten Wege toxisch zu werden. Das hat viel mit unserer Vergangenheit zu tun, mit der wir gegenwärtig so unsere Schwierigkeiten haben. Und die uns, wenn wir nicht aufpassen, eine toxische Zukunft verspricht.
Unsere Gesellschaft ist ja voll bester Gelegenheiten sich – und andere – zu vergiften. Das fängt am Maschendrahtzaun des Nachbarn an, findet beste Gelegenheiten im Dschungel von rollenden und häufig auch stehenden Fahrzeugen, hat einen ewigen Jungbrunnen beim Sommer-Schluss-Verkauf und giert geradezu nach raschem Wachstum auf politischen Feldern oder Äckern.
Im Speziellen die politischen Felder sind es, auf denen gerne Gift eingesetzt wird. Manche meinen, das müsse so sein, weil es ja dort auch viel Unkraut gäbe. So viel, dass ein bisschen Zupfen und Jäten nicht ausreiche. Und die dann gerne auf die Vergangenheit verweisen, in denen mit dem Unkraut kurzer Prozess gemacht wurde. Wenn überhaupt ein Prozess geführt wurde. Das sind die, die lieber verbal und real die Giftkeule schwingen und dementsprechend wenig feinfühlig durchs Unterholz krachen und liebend gerne auch den Hochwald roden würden. So ein Kahlschlag tut allerdings weder dem Wald gut, und auf die Ackerwirtschaft übertragen, der gesamten Ernte nicht. Sie vergiften mehr als nur das Klima.
So eine Gelegenheit, ihre toxischen Unflätigkeiten zu verstreuen und gleichzeitig auch noch ein paar Bäume zu killen, haben ein paar heutige Gestrige just bei Weimar wieder zelebriert. Rund um die Gedenkstätte Buchenwald haben sie sieben Gedenkbäume abgeholzt. Die Bäume waren den getöteten Kindern von Buchenwald und sechs namentlich genannten Häftlingen gewidmet. Ganz ehrlich: In Zeiten, in denen wir tagtäglich erleben müssen, wie Mörderbanden in der nicht besonders weit entfernten Ukraine wüten, wie einst die deutschen Vorfahren der heutigen deutschen Gestrigen in ganz Europa, macht so ein Akt der geistigen und körperlichen Entblödung fassungslos. Es sind diese Tropfen toxischen Unflats, die drohen uns alle zu vergiften. Das Gegengift trägt den Namen Demokratie und sollte in vollen Dosen verabreicht werden.