Nun bleiben mal alle ganz ruhig. Der Erdogan will nicht mitspielen. Na und? Dass ist ja nun an sich keine Neuigkeit, auch wenn diese uns diesmal echt verdrießt. Erdogan hat sein Veto eingelegt bezüglich des Beitritts von Schweden und Finnland zur NATO. Der ist gut, der Witz.

Aber da Witze von humorlosen Menschen selten lustig sind, können wir darüber auch nicht lachen. Stattdessen müssen wir uns überlegen, wie es weitergeht. Nun, die einfachste Möglichkeit wäre die, bei der der Begriff „Überzeugung“ hilft. Überzeugen kann man den Mann schlecht mit sachlichen Argumenten. Da hat der kleine Mann mit den seltsamen Ansichten schon viel zu häufig eine gewisse Immunität gegen bewiesen. Also gegen sachliche Argumente ist hier gemeint. Andere Immunitäten sollen hier keine Rolle spielen.

Stattdessen muss man sich etwas anderes überlegen. Das Spiel „Beitritt gegen Beitritt“ verbietet sich. Gemeint ist, EU-Beitritt der Türkei gegen Beitritt Finnlands und Schwedens zur NATO. Das kommt allerdings nicht gut. Die EU hat schon genug Autokraten verschiedenster Nationen in ihren Reihen. Wer unter Werteunion eine spezielle Definition von Werte hat, wie eine, die sich stark an das Monetäre bindet, sollte eher eine Zollunion mit Ungarn bilden. Also, Danke nein. Bleibt die Möglichkeit des Kaufens. Hat Tradition sowohl in der NATO als auch in der Türkei. Ein wenig Basar, so mit Feilschen und Handschlag. Aber auch das wäre unschön. Den Makel würde man zwar irgendwann los, schließlich heilt Zeit alle Löcher im Portemonnaie, aber haben wir nicht schon unendlich viel, zu viel Geld in die marode türkische Elite gesteckt? Außerdem braucht das Geld die EU, um den Spritpreis niedrig und die Moral hoch zu halten.

Und doch gibt es eine Möglichkeit. Eine die uns wehrhaft und dabei nicht erpressbar wirken lässt. Eine Europäische Armee muss her. Und zwar eine, die von den Staaten gestellt wird, die in der EU auf festen demokratischen Wurzeln stehen. Hätte viele Vorteile, echt. Zum einen den, dass man Russland nicht verärgert (schließlich unterbleibt die NATO-Erweiterung). Man würde sich von den USA unabhängiger machen (da kann Trump wiedergewählt werden, so oft er will), man könnte Schweden und Finnland – und meinetwegen auch Moldau und Georgien – Sicherheitsgarantien aussprechen, ohne die Bereitschaft Dritter kaufen zu müssen, und man würde der heimischen, europäischen Wirtschaft in schwierigen Zeiten mächtig unter die Arme greifen.

Bleibt ein einziges Problem. Das mit der Zeit. In der Ukraine sterben weiter die Menschen, Russland lügt sich und der Welt weiter in die Tasche und Europa, vorneweg Deutschland, hat sich in der letzten Zeit als eben zeitlos erwiesen. Wobei zeitlos für ganz, ganz schlechtes Management steht. Vielleicht sollten wir uns doch lieber wie auf dem Basar über den Tisch ziehen lassen und bezahlen. Wie gesagt, Zeit heilt alle Löcher im Portemonnaie.