Wer hätte das gedacht. Die NATO soll größer werden. Nachdem noch vor kurzem in trumpischen Zeiten die NATO als obsolet charakterisiert wurde, hat Herr P. ein wahres Wunder vollbracht. Einigkeit unter den Mitgliedern – naja, bis auf den ewigen Querulanten aus der Puszta – und beitrittswillige Staaten aus sonst eher dem Lager der dank historischer Gründe zur Neutralität Selbstverpflichteten. Selbst die Schweiz überlegt, ob sie auf die russischen Bankeinlagen verzichten und lieber die Löcher im Käse durch das westliche Verteidigungsbündnis bewachen lassen will. Mit Schweden und Finnland stehen zwei Kandidaten bereit, von denen zumindest der eine schon jüngst üble Erfahrungen mit dem östlichen Nachbarn sammeln durfte.

Das finnische Interesse am NATO-Beitritt ist dabei nach Herrn P.s letzten ukrainischen Entgleisungen durchaus nachvollziehbar. Herr P. hat ja verlauten lassen, die Ukraine wäre gar kein echter eigener Staat. Schließlich war die Ukraine bis vor kurzem, sozusagen gestern, noch Teil Russlands gewesen. Also der UDSSR, diesem zusammengeklaubten Riesenreich mit zaristischen Wurzeln. Zu dem Reich gehörte ja dereinst auch Finnland. Auch wenn die Finnen das nie besonders prickelnd fanden und deshalb, ähnlich wie die Ukrainer, den russischen Okkupanten gehörig die Leviten gelesen haben. Überhaupt sind Vergleiche in dem Zusammenhang erlaubt, wenn nicht sogar zwingend. Im Herbst 1939 hatte die Sowjetunion Finnland mit Gebietsforderungen in der Karelischen Landenge konfrontiert und sie mit unabdingbaren Sicherheitsinteressen für die Stadt Leningrad begründet. Joo, das klingt bekannt. Und man hat sicher auch damals einen Finnen gefunden, der laut nach Mütterchen Russlands Brust schrie. Wer will es also den nordischen Staaten verdenken, dass sie an derlei Abenteuer kein gesteigertes Interesse haben.

Bleibt die Frage, ob so ein Beitritt Herrn P. provoziert und er dann mit A-, B- und C-Waffen nach dem in seinen Augen Rechten schauen wird. Solche Gedanken sind ja in der deutschen Wohlstands-Kultur-Gemeinde gelegentlich laut geworden. Wer so denkt, glaubt tatsächlich noch an die Ratio des Herrn P. Zur Erinnerung: Herr P. hat seine marodierenden Banden trotz gegenteiliger Behauptung in die Ukraine einfallen lassen. Herr P. hat trotz gegenteiliger Behauptung zwei EU-Staaten den Gas-Hahn abgedreht. Herr P. hat behauptet, die Ukraine habe kein völkerrechtlich verbrieftes Existenzrecht. Ehrlich, als ob irgendeine nicht von Herrn P. selbst getroffene Entscheidung Einfluss auf ihn hat. Deshalb möge die Mainzer Frage „wolle ma se rinnlasse“ nur mit einem klar „ja“ beantwortet werden.