Nun auch das noch. Als ob es nicht reicht, dass uns die Lieferfrage für russisches Öl und Gas seit Wochen nervt, da denkt man irgendwo in Deutschland übers Fracking nach. Wobei irgendwo nicht nirgendwo ist, sondern sehr konkret in Bayern. Es ist eine politische Dummheit, die Abhängigkeit vom Goodwill aus Despotistan gegen die Dummheit für umwelt- und klimaschädliche, scheinbare Selbständigkeit einzutauschen, die sprachlos macht. Da hat einer, der sich jüngst weit entfernt von der nächsten Bundestagswahl gegen eine eigene Kanzlerkandidatur aussprach, sich flugs zurück ins Gespräch gebracht. Statt Gespräch wäre die Bezeichnung Geschimpfe zwar angemessener, aber in deutschen Munden ist er mit so was schon. Das Geschmäckle schmeckt wahrlich nicht gut. Zumal es den ein oder anderen Leugner der nahenden Klimakatstrophe durch menschliches Zutun gibt und solche sich bestätigt fühlen dürfen. Aber Leugner gibt es ja zu Hauf. Da muss man gar nicht erst Klima und Umwelt bemühen.

Was denkt sich der Bayer also, oder genauer, was denkt man im Allgemeinen so? So ein Teufelskerl, denkt der einfache Mann mit dem Bleifuß, könnte es so einfach sein? Kann ich weiter als freier Bürger freie Fahrt genießen? Muss ich nicht auch noch an diesem Öl sparen, nachdem ich schon im Supermarkt nur ein Literchen des golden Energietropfens pro Boxenstopp hamstern darf. Um es klar zu sagen: Nein, darf er nicht. Weder ungezügelt über die Autobahn heizen noch aufs Fracking setzen. Und hamstern sowieso nicht. Denn mit Krieg oder ohne, mit Putin oder ohne, Fracking, hamstern oder anderweitige Dummheiten sind die falsche Alternative.

Statt vermeintliche Freiheit mit dem Bleifuß zu genießen, sollte die Klimaanlage aus und das Hirn eingeschaltet werden. Denn auch wenn durch den mörderischen Überfall auf die Ukraine das Thema fossile Energien unter einem zusätzlichen Licht betrachtet werden muss, die Konsequenzen haben sich nicht geändert. Damit die Klimakatastrophe nicht unfreiwillig zum Komplizen des Weltenzerstörers Putin wird, ist ein wenig Verzicht angeraten. Totaler Verzicht aufs Auto ist da allerdings sicher nicht die Lösung. Das wollen die wenigsten, das können die wenigsten. Wird übrigens auch jeder bestätigen, der in ländlicher Region seine Heimat gefunden hat. Aber, nie war das Bonmot „weniger ist mehr“ treffender. Wer auf den Bleifuß verzichtet, kann bis zu ein Drittel des Verbrauchs senken. Da kann der Kerl im Kreml noch so wüten. Und der Bayer kann sein Fracking getrost bleiben lassen.