Wer hier nun eine Glosse über den Krieg erwartet, sei vertröstet. Bösartig zu kommentieren, was an Bösartigkeit nicht zu überbieten ist, macht erstmal sprachlos. Und eine Betroffenheitsglosse zu schreiben ist genauso wenig angebracht. Das hat dann was von Krokodilstränen. Nein danke.

Doch wir haben ja noch den Karneval. Man erinnert sich. Diese Traditionsveranstaltung mit regionalen Besonderheiten, deren hauptsächliche Tradition durch zahlreiche Rinnstein-Schnapsleichen, politisch Abgestandenes und genderloses Schlipsabschneiden in die Jahre gekommen ist. In den rheinischen Hochburgen, aber vereinzelt auch in bundesweit vom Tourismus vernachlässigten Flecken, wird in den nächsten Tagen bis Aschermittwoch wieder der Humpen gehoben, das Bierchen gezischt und der Doppelte zum Vierfachen erkoren.

Gott sei Dank, denkt so mancher, haben die (Un-)Verantwortlichen in den Zentren der Tollheiten dem Druck der wirklich Mächtigen, also der Karnevalsgesellschaften, nachgegeben und so Feierhindernisse wie Versammlungsbeschränkungen, Maskenzwang und Küsschenverbot aufgehoben. Ganz so, als wäre der Virus mit roter Pappnase zu uns gekommen und hätte mehr Lust am Feiern als am Anstecken.

Es gibt keine Tollheiten in Zeiten des Virus? Mitnichten, die Beispiele sind zahlreich. Um das Mäntelchen der Fürsorglichkeit und Rücksicht nicht wie ein verklemmter Exhibitionist zu weit zu lüften, erlebt beispielsweise der positiv getestete Karnevalsprinz einer Stadt zwischen Bonn und Düsseldorf gerade besondere Rücksicht. Er darf am Rosenmontagszug in einem eigenen hermetisch abgeriegelten Fahrzeug teilnehmen. Der Rosenmontagszug, der in einem Stadion stattfindet, in dem der Zug – um mit Nicki Lauda zu sprechen – im Kreis fährt. Und täglich grüßt der Prinz, immer und immer wieder. Auch ist die Errichtung sogenannter Feierzonen ein besonders ergreifendes Lehrstück deutscher Bürokratie. Innerhalb dieser Zonen darf man mit der Pappnase wackeln und leuchten was das Zeug hält. Das war bis Donnerstag so, dann hat die Einsicht zumindest die Stadionnarretei verhindert.

Solcherlei Narreteien sind dem Cuxländer fremd. Jauchzet und frohlocket darüber. Und lasst uns dabei bleiben. Im Cuxland wird derzeit gerade am neuen Tourismuskonzept gewerkelt. Viel Mühe, viel Zeit, und viel Vernünftiges kann in dem Zusammenhang vernommen werden. Partei und Interessengruppen übergreifend. Macht es nicht kaputt, nur weil irgendwer mal einen Beitrag über rheinisches Brauchtum im Fernsehen gesehen hat. Die Wirklichkeit ist anders, weit schlimmer.