Was die Welt jetzt braucht, ist Verständnis. Im Großen wie im Kleinen. Und natürlich FÜR die Großen wie die Kleinen. Und wir haben ja Verständnis. Bei den Großen zeigt sich das in der Causa China genauso wie in Sachen Russland. In China geht man im wahrsten Sinne des Wortes spielerisch mit unserem Verständnis um. Und bei dem großen Russland haben wir Verständnis, dass man auch als Großer mal so richtig rumtollen möchte. In letzter Zeit vielleicht ein wenig zu militant, aber was soll es. Das ist wie mit den bellenden Vierbeinern, die schwanzwedelnd vor einem stehen, und wie der begleitende Zweibeiner sagt, ja auch nur spielen wollen. Haben wir Verständnis für. Wie anders ist es sonst zu verstehen, dass ein Ex-Kanzler sich in den Aufsichtsrat eines russischen Gaslieferanten wählen lassen möchte. Wahrscheinlich sowieso nur, um für Deutschlands Haushalte die Energiekosten senken zu können.

Haben wir denn also Verständnis für die Großen, so sollten wir auch Verständnis für die Kleinen haben. Und bei Kleinen fällt jedem Cuxländer sofort der Nachbar mit den vielen Brücken ein. Ja, richtig gelesen. Hamburg gehört zu den Kleinen. Mag man vielleicht dort nicht unbedingt gerne hören, ist aber so. Klein im Hafen-Handel, aber auch klein im Handeln. Klein geistig zumindest, denn wie anders ist es zu erklären, dass man über mehr als sieben Hamburger Brücken gehen muss, um nachzuvollziehen, dass das ach so umweltbewusste Hamburg immer dann die grüne Karte zieht, wenn die Folgen nur auf Kosten seiner Nachbarn gehen. Das zeigt sich in Sachen Elbvertiefung, das zeigt sich in Sachen Verklappung des Hafenschlicks. Aber auch da darf man ja auf Verständnis hoffen. Schließlich geht es um Arbeitsplätze, um Wohlstand und um Zukunft. Wohlgemerkt, Hamburger Arbeitsplätze, Hamburger Wohlstand, Hamburger Zukunft. Des Nachbarn Arbeitsplätze, des Nachbarn Wohlstand und des Nachbarn Zukunft ist da ein wenig nebensächlich, fast störend.

Und so ist Verständnis für Hamburg selbstverständlich. Verständnis beispielsweise auch beim Bruch des Nationalparkgesetzes zum Hamburgischen Wattenmeer von 1990. In Paragraph 2 hat man sich da verpflichtet, „das Wattenmeer einschließlich der Insel Neuwerk sowie der Düneninseln Scharhörn und Nigehörn in seiner Ganzheit und seiner natürlichen Dynamik um seiner selbst willen“ zu schützen. Wahrscheinlich schützt der toxische Schlick besonders Scharhörn vor dem Kot der ebenfalls in Paragraph 2 erwähnten Sumpf­ohreulen und Ringelgänse. Versteht man, und man hat Verständnis.