Da kommt was auf uns zu. Ganz im Zeichen der Ringe, wie einst eine Versicherung um Kundengunst warb. Heuer sind wir die Kunden, und man hat lange um uns geworben. Aber statt um Versicherungspolicen geht es diesmal um Sport. Olympischen sogar! Und ja, es wäre unfein, hier nicht von einem Sportereignis auszugehen. Schließlich haben sich die Teilnehmer, zumindest die, die sich körperlichen Höchstleistungen verschrieben haben, Jahre darauf vorbereitet. Nennen wir es deshalb aus deren Sicht Sport.

Sport ist gut, Sport verbindet, Sport ist gelebte Völkerverständigung. Jedenfalls bei Sportereignissen wie den Olympischen Spielen. Auch wenn diesmal relativ wenig Platz für gelebte Völkerverständigung vorhanden zu sein scheint. Man hat nämlich nicht nur für 2022 als Austragungsort der sogenannten Winterspiele ein Land gewählt, dass unter Völkerverständigung etwas grundsätzlich anderes versteht, als beispielsweise das ach so aufgeklärte Europa. Nein, man hat diesmal noch mit der vermaledeiten Pandemie ein weiteres echtes Ärgernis an den Hacken.

Und da verstehen ja wir in Europa schon keinen Spaß. Das ist im Land mit der langen Mauer noch viel ärger. Hat man hier doch als erster den Virus getroffen, ob Dank Fledermaus oder Versuchslaboren sei dahin gestellt. Wie gut, wenn man als also Erfahrung hat mit Kasernieren und Wegsperren. Und ja, das hat man im Land der Frühlingsrollen, grünem Tee und geknüppelten Uiguren. Also werden Sportler, Funktionäre und diese ewig krakeelenden Journalisten fein säuberlich vom Rest des eigenen Volkes getrennt. Man will ja nicht dem Virus Vorschub leisten. Egal, ob es sich um den Corona-Virus oder den der Demokratie handelt.

Sich über ein derartiges, ja, bleiben wir beim Ausdruck, Sportereignis, aufzuregen, hat einen faden Beigeschmack. Zu lautlos erwarten wir Europäer die nächste Fußball-WM im Sonnenstaat Katar. Zu geifernd setzen wir auf Frankreichs Arzneimittel Rundfahrt der Biker und zu gerne möchten wir das Unmögliche wagen und die Formel 1 mit dem Klimawandel versöhnen.

Und so werden die nächsten Tage von Wettkämpfen geprägt sein, bei denen Politik endlich mal keine Rolle spielt. Kein Besucher wird kasernierte Uiguren sehen. Kein Besucher wird das Thema Taiwan diskutieren müssen. Kein Besucher muss sich gar mit kritischen Künstlern beschäftigen. Das Einzige, was zählt, ist der Sport. Wie wusste schon der alte Römer: „Mens sana in corpore sano.“ Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper. Setzen wir auf Beides.