Kennen Sie noch Tutti Frutti? Das war eine Fernsehsendung im letzten Jahrhundert, die irgendwie vegan war. Es ging um Früchte und Früchtchen und irgendwelche Fragen, die es zu beantworten galt. Und ganz sicher nicht um Fleisch oder Fleischbeschau. Glaube ich. Was diese Sendung damals vom sonstigen Stolz vorabendlicher Fernsehkultur unterschied? Nichts, meine ich mich zu erinnern. Weder was die Verweildauer auf den Bildschirmen der Republik noch die inhaltliche Qualität selbst anbetraf. Und gesehen hatte die Sendung auch niemand, jedenfalls gab es niemand zu. So konnte sich auch nie jemand an die langbeinige Erdbeere oder die üppige Birne erinnern, und dies bei Einschaltquoten im zweistelligen Millionenbereich.

Geändert hat sich das Zuschauerverhalten vor den Flatscreens unserer coronabedingt zum Glotzen verdammten Bevölkerung nicht. Nur das heute statt bauchiger Röhrengeräte flache LED-Screens die ebenso flachen Sendungen aufs stierende Volk verteilen. Und natürlich geht es vermeintlich gegendert korrekt und streng MeToo-geprüft dem Jahrhundert gemäß zu. Dabei kann auch heute „am Morgen danach“ niemand inhaltlich wiedergeben, was in den Weiten der afrikanischen Einsamkeit, auf den landwirtschaftlichen Höfen des Globus, bei den Rosen schwingenden Einsamen dieser Republik noch bei Heidis Aschenputteln im fernen Herne in der vorherigen Nacht geschah.

Was sowohl nachvollziehbar als auch beruhigend seien sollte. Nachvollziehbar, weil ja tatsächlich nichts zwischen den vielen Werbeblöcken geschah, und beruhigend, weil sich die stierende, aber nie die betreffenden Sendungen sehende Zuschauerhorde einen Rest an Würde bewahrt hat und nicht zugeben mag, „nur“ wegen der Werbeböcke zum Scharfrichter am eigenen Geist zu mutieren.

Solche Sendungen haben noch einen weiteren Vorteil. Sie sind der Garant, dass es in der Lebensmittel-, Genussmittel- und Gastronomiebranche ein Dauerlicht am Horizont gibt. Neben Literweise Bölkstoff und Tütenweise Chips aus dem Supermarkt gibt es ja noch die Möglichkeit Nahrhaftes beim Bringservice italienischer, griechischer oder türkischer Restaurants und somit multikulturell zeitgemäß zu ordern.

Und auch die Beschäftigten im Gesundheitswesen profitieren. Sehen diese durch die gehäuften Fälle von Leberzirrhose, Nierenkollaps und dem einen oder anderen mangels Bewegung erlittenen Schlaganfall endlich wieder etwas anderes als pandemisch zusammenfallende Lungen. Und das alles, weil es nie gesehene Sendungen wie irgendwo oben erwähnt gibt. Da hol mich doch einer raus.