Symbolisch mit Minibagger statt Spaten erfolgte durch Ministerin Staudte (m.), Landrat Krüger und Bürgermeisterin Kasten der erste „Spatenstich“ für den Rohrkolbenpolder Foto: sh
BEDERKESA sh ∙ Bei möglichen landwirtschaftlichen Alternativen im Zuge der Moorwiedervernässung macht Bederkesa ernst. Nun hieß es zum zweiten Mal den Spaten ansetzen bei der Anlage eines Rohrkolben-Feldes. Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte war dazu eigens aus Hannover angereist. Nahe dem Restaurant Dobbendeel am Hadelner Kanal setze sie symbolisch mit einem Minibagger den ersten „Spatenstich“ auf einer rund 1,3 Hektar großen Fläche. An ihrer Seite Landrat Thorsten Krüger und Bürgermeisterin Gabi Kasten neben vielen weiteren Gästen aus Wirtschaft, Forschung und Politik. Bereits 2022 wurde ein Forschungspolder als Niedermoor-Paludi-Pilotfläche nahe der Bederkesaer Schleuse eingerichtet.
Können Rohrkolben eine Alternative werden?
Eine landwirtschaftliche Herausforderung für die ökologisch und wirtschaftlich vertretbare Zukunft: Entwässerte Moore, die heute meist konventionell landwirtschaftlich genutzt werden, geben hohe Mengen an Treibhausgasen ab. Um diesem Problem entgegenzuwirken, müssen die Flächen wiedervernässt werden. Im Zuge des Kampfes gegen den Klimawandel sind Alternativen gesucht. Der CO2-Ausstoß lässt sich nämlich durch den Anbau von Paludikulturen verringern und die im Moor wachsenden landwirtschaftlichen Pflanzen liefern Rohstoffe für verschiedene Anwendungen.
Niedersachsen gehört mit rund 170.000 Hektar Niedermoorböden und circa 200.000 Hektar Hochmoorböden zu den moorreichsten Regionen in Deutschland.
Wasser als Bindemittel für CO2?
Diese Moorstandorte sind jedoch größtenteils entwässert und werden vor allem landwirtschaftlich genutzt. Allein von diesen landwirtschaftlich genutzten Böden werden, laut einer aktueller Potentialanalyse jährlich über fünf Millionen Tonnen CO2 an die Atmosphäre abgegeben. Über ein Viertel der THG-Emissionen aus der niedersächsischen Landwirtschaft stammen somit aus den landwirtschaftlich genutzten Moorböden. Kein Wunder, dass die Nervosität unter den heutigen Landwirten steigt. Sie befürchten im Zuge der Moorwiedervernässung Betriebsflächenstillegungen und mögliche Enteignungen. Auch Städteplaner zucken nervös mit Augenliedern, unterstehen große ehemaligen Moorflächen doch heute der urbanen Nutzung.