WINGST tw · Dieses Mal musste er sich geschlagen geben. An zwei Abenden hintereinander ging die „Kitchen-Battle“ nicht an Claus Peter, Koch und Inhaber von „Peters Genusshotel“, sondern seinen Gastkoch Jonatan Hess. Ein Ausgang, den er heimlich befürchtet hatte. Hatte er sich mit dem Cadenberger Jung doch einen „Gegner“ ins Haus geholt, der mit Anfang 20 eine beispielhafte Karriere hingelegt hat, die ihn bis ins 3-Sterne-Res­taurant Vendôme im Schlosshotel Bensberg geführt hat.

Die beiden kennen sich schon lange. Ist Jonatan Hess doch mit Claus Peters Sohn befreundet. Dieser gab auch den Anstoß, in dem er bei einem gemeinsamen Gespräch seinen Freund fragte, warum er nicht mal mit seinem Vater zu einem Küchen-Duell antritt. „Es wäre mir eine Ehre“, sagte Hess. „Wer bekommt schon die Chance den Koch eines 3-Sterne-Res­taurants bei sich kochen zu haben“, freute sich auch Claus Peter.
Und da für den Wingster Gastronom auch immer seine Auszubildenden im Mittelpunkt stehen – denen er unter anderem mit der Teilnahme an Wettbewerben und Veranstaltungen wie den „Kitchen-Battles“ zeigt, dass eine Ausbildung im Gastgewerbe nicht langweilig ist – hatte die Zusage einen ganz besonderen Wert. „Das ist ein Motivationsschub für meine Auszubildenden. Zu sehen welchen Weg ein Junge aus Cadenberge gegangen ist. Was man mit Fleiß, Disziplin und Begeisterungsfähigkeit schaffen kann.“
Sein Weg führte Jonatan Hess vom 1-Sterne-Restaurant „Erb­prinz“ in Ettlingen, über die 2-Sterne-Restaurants „Vila Joya“ in Portugal und „Söl‘ring Hof“ auf Sylt bis zum Restaurant Vendôme im Schlosshotel Bensberg bei 3-Sterne-Koch Joachim Wissler
Dass er einmal Koch werden würde, war ihm nicht in die Wiege gelegt. Von seinem Zuhause her war er nicht vorbelastet, so sein Großvater Peter Moeller, der seinem Enkel die Woche über assistierte und voller Stolz von ihm erzählte.
„Beim Essen war er eigentlich immer recht krüsch“, erinnert er sich. Und als der Sohn von Cadenberges Bürgermeister Wolfgang Hess mit 15 Jahren ein dreiwöchiges Praktikum im Hotel Bösehof machte, „dachten wir, er ist nach einer Woche ehe wieder da“. Doch Jonatan Hess hielt durch. Und auch wenn er vom Beruf des Kochs noch nicht restlos überzeugt war, nahm er eine Praktikumsstelle im „Erbprinzen“ an, die in eine Ausbildung mündete. Denn er hatte Blut geleckt. „Wenn alles brennt, schreit, die Anspannung zu spüren ist, das ist Adrenalin pur“, so Hess und spricht von der Faszination Küche. „In der Küche gelten andere Gesetze. Es zählt was du kannst oder nicht kannst.“
„Es herrscht extreme Chancengleichheit“, bestätigt Claus Peter. „Den Gast interessiert nur, ob du gut kochst, nicht wie der Salat auf Latein heißt. Ob Mann oder Frau, egal wo du herkommst, welche Religion, Jung oder Alt: Es gibt nur lecker.“ Und er fügte noch einen positiven Aspekt hinzu. „Das ist wie im Fußball, es gewinnt immer die ganze Mannschaft.“
Dass es dabei in der Küche bei der Zubereitung auch mal lauter wird, ist für beide selbstverständlich. „Es muss direkt, schnell und effektiv zugehen.“ Denn am Ende zähle vor allem eins: „Den Gast zu begeistern“. Und so ist sich auch ein Claus Peter nicht zu schade, auf Anweisung seines jungen Gastkochs punktgenau die Haselnusshälften auf der in Salzteig gebackenen Selleriescheibe zu verteilen.
„Und heute hatte ich einen richtig guten Lauf“, sagte Peter schmunzelnd bei der Vorstellung des von Jonatan Hess komponierten Gerichts „Rinderrippe-Sellerie-Haselnuss-Zitrone“. „Ich habe nicht so viel Schimpfe bekommen wie gestern.“ Denn die beiden kredenzten ihren Gästen nicht nur gekonnt kulinarische Köstlichkeiten unter dem Motto „Stadt-Land-Fluss“, sondern warfen sich immer wieder die Bälle zu und sorgten mit ihren kleinen Wortgefechten für Schmunzeln bei den Gästen.
Ein augenzwinkerndes Fazit konnte Claus Peter nach dem Event auch für sich persönlich ziehen: „Ich lerne besser zu verlieren. Das muss die Gnade des Alters sein.“ Worauf Jonatan Hess nur cool konterte: „Ich liebe es zu gewinnen.“