Die CDU-Kreistagsmitglieder Richard Schütt und Lasse Weritz (v.l.) hatten einen Blumenstrauß dabei, allerdings nicht für Bielefeld selbst, sondern seine Frau Gerlinde Foto: tw

LANDKREIS tw ∙ Dass seine letzte Kreistagssitzung als Landrat nicht ganz ohne Erwähnung bleiben würde, damit hatte Kai-Uwe Bielefeld vielleicht gerechnet, dass ihm aber gleich ein Ständchen dargebracht wurde, war für ihn sichtlich eine Überraschung. Denn eigentlich wollte er es geräuscharm, wie Dezernent Michael Tacke verriet. Doch geräuscharm wollte er den Landrat nicht ziehen lassen und hatte sich in Person des Grünen-Kreistagsmitglieds Pascal Gentner Unterstützung an die Seite geholt. Und so hallte der leicht veränderte Klassiker von Udo Jürgens „Mit 68 Jahren da fängt das Leben an, mit 68 Jahren da hat man Spaß daran…“ durch den Kreissaal und die Kreistagsmitglieder wippten und sangen fröhlich mit.

„Mit so etwas habe ich wirklich nicht gerechnet“

„Das ist ja eine geile Nummer“, strahlte Bielefeld ob dieses besonderen Abschiedsgeschenks übers ganze Gesicht. „Ich hab gewusst, in diesem Kreistag und in dieser Verwaltung steckt richtig Potenzial. Danke, mit so etwas habe ich wirklich nicht gerechnet“, wurde er zum Ende richtig emotional, obwohl er nicht zu Impuls- ausbrüchen neige, wie er zugab.

Dass Bielefeld eher zu den ruhigen Gesellen zählt, hatte ihm zuvor schon der CDU-Fraktionsvorsitzende Lasse Weritz attestiert. „Du hast dich nicht dadurch ausgezeichnet, dass du Dinge zu hektisch angegangen bist.“ Eine Eigenschaft, die er immer an Bielefeld geschätzt habe. Er habe Dinge überlegt abgewogen, Entscheidungen in ruhiger Art vorbereitet, „allerdings, wenn du einen Weg genommen hast, bist du davon auch nicht abgewichen“, so Weritz, und relativierte die Feststellung gleich wieder, „denn wenn man dann ganz ruhig und sachlich mit dir redete, und dir das eine oder andere an Argumenten mit auf den Weg gab, dann hast du deine Meinung auch revidiert“. Und auch wenn man nicht immer einer Meinung gewesen war, „vor einer Sache haben wir uns nie Sorgen gemacht: Dass es hier an der Spitze des Hauses keine Verlässlichkeit gab. Dafür können wir dir nur danken.“

Für die vertrauensvolle Zusammenarbeit und Verlässlichkeit, dankte auch der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Gunnar Böltes dem baldigen Ruheständler. Er hob zudem Bielefelds gelungen Kommunikation hervor, das strukturierte herangehen an Prozesse. „Immer verbindlich im Ton, immer zielgerichtet. Da geht eine Ära zu Ende.“

„Wir habe die Zusammenarbeit mit Ihnen immer als gut empfunden, auch wenn wir uns in manchen Fragen an Ihnen gerieben haben“, betonte auch die Grünen-Fraktionsvorsitzende Eva Viehoff. Und das müsse auch so sein, hob sie hervor. „Man kann nicht immer nur einig sein, sonst entwickelt sich nämlich gar nichts.“

Auch die anderen Fraktionsvorsitzenden Carsten Nickel (FDP), Rüdiger Kurmann (Freie Wähler) und Anton Grunert (Bürgerliche Alternative), reihten sich in die Riege der Danksagenden

„Danke. Ich habe fertig“

Die letzten Worte der Sitzung gehörten jedoch Bielefeld, „Ich möchte ihnen allen ganz persönlich Dank sagen. Für mich sind diese fast 19 Jahre eine sehr erfüllende Aufgabe gewesen, in der ich mich wohlgefühlt habe.“ Er wünschte seinem Nachfolger Thorsten Krüger, der das Ganze von der Zuschauertribüne aus verfolgte, eine glücklich Hand. Und der hatte schon im Vorfeld gesagt, worauf sich die Menschen bei ihm einstellen können: „Es wird nicht schlechter, es wird nicht besser, es wird nur anders.“
Im Kreissaal gab es am Ende Standing Ovations für Vortragende und Landrat, der sich launig mit den Worten „Danke. Ich habe fertig“, verabschiedete.