Für Pflegebedürftige wird es immer schwerer einen passenden Pflegeplatz zu bekommen     Foto: Pixabay

LANDKREIS tw ∙ Es ist ein Teufelskreis. In der Pflege gibt es zu wenig Personal, das führt dazu, dass die Pflegenden weniger Zeit für die zu Pflegenden haben und im Endeffekt auch weniger Betten belegt werden, was in Pflegeheimen und Krankenhäusern zu finanziellen Engpässen führt. Und auch die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen vor Probleme stellt. Denn sie finden immer schwerer einen Pflegeplatz oder eine ambulante Pflege für zu Haus. Und die, die einen Platz haben, sehen sich mit einem immer höheren Eigenanteil konfrontiert, der für viele nicht mehr zu stemmen ist.

So die Quintessenz der aktuellen Versorgungssituation im Landkreis Cuxhaven, auf die Christian Stollmeier, Abteilungsleiter beim DRK Cuxhaven-Land Hadeln und Vorsitzender der Pflegekonferenz des Landkreises Cuxhaven auf der dritten öffentlichen Sitzung einging. „Ich kenne keinen in der Pflege, der Zufrieden mit der Situation ist“, sagte er. Vor allem in der ambulanten aber auch in der stationären und teilstationären Pflege könne nicht mehr kostendeckend gearbeitet werden.

„Das ist super, aber wir schaffen es ja jetzt schon nicht genug Personal zu finden.“

Politisch sei zwar einiges auf den Weg gebracht worden, aber es seien meist Gesetze mit gutem Ansatz, die nicht zu Ende gedacht worden seien. Stollmeier nannte als Beispiel das Tariftreuegesetz, das leider nicht umfassend sei, da es etwa Hauswirtschaftskräfte und den technischen Dienst nicht einbeziehe, oder das Personalbemessungsgesetz, durch das mehr Personal eingestellt werden könne. „Das ist super, aber wir schaffen es ja jetzt schon nicht genug Personal zu finden.“ Und er beklagte, dass die Refinanzierung nicht auskömmlich sei. „Aber wenn wir Pflege wollen muss sie das sein“, so Stollmeier.

Auch Jürgen Kleinschmidt, von der Heimaufsicht des Landkreises Cuxhaven konnte bestätigen, dass es in mehreren Heimen bereits einen Belegungsstopp gebe und dass einige Einrichtungen sogar überlegten aus wirtschaftlicher und personeller Sicht, „ihren ‚Laden‘ dicht zu machen“.

Der Landtags-Abgeordnete Oliver Lottke, SPD, bat Stollmeier darum, ihm das Gesagte auch in schriftlicher Form zu geben, um seine Darlegungen mit in den Landtag zu nehmen. Er fragte aber auch, ob man sich nicht auch eine trägerübergreifende Zusammenarbeit im ambulanten Dienst vorstellen könne. Beobachte er doch oft, dass gleichzeitig drei Dienste zur gleichen Zeit in einem Ort seien. Ein sinnvoller Ansatz, wie Stollmeier findet, betrage der Anteil Pflege zu Fahrtzeit im ambulanten Dienst oft Halbe-Halbe. „Wenn man das verringern könnte wäre das gut.“ Und es gibt mit Ros­tock auch schon eine Stadt die sich an so einem Projekt versucht und eine Versorgungsregion gebildet hat, so Claudia Lange, Leiterin des Fachgebiets Soziale Teilhabe und Geschäftsführerin der Pflegekonferenz. Marianne Peus, Kreistagsabgeordnete der Grünen, gab jedoch zu bedenken, dass es die freie Wahl der Pflege gebe. Da die Versorgung im häuslichen Bereich zurzeit das größte Problem darstelle, so Lena Lübken von der AOK, könne sie sich jedoch vorstellen, dass man mit Freiwilligkeit die Leute zusammenbringen könne. Und auch Bettina Lohr, Koordinatorin der Palliativstützpunkte fände es okay, „wenn die Qualität gesichert ist“. „Besser eine Versorgung als keine“, gab Stollmeier zu Bedenken.

Ziel der Pflegekonferenz ist es, den Austausch untereinander zu intensivieren, die örtlichen Versorgungs­angebote besser aufeinander abzustimmen und nach Möglichkeit eine lückenlose Versorgungskette zu etablieren und damit Probleme gemeinsam anzugehen. Und auch nach Lösungen im Kleinen zu suchen, die man direkt vor Ort angehen kann. In verschiedenen Arbeitsgruppen hatten sich die stimmberechtigten Mitglieder unter anderem aus der ambulanten und stationären Pflege, der Verwaltung und Politik des Landkreises und der Gemeinden, aus Interessen- und Angehörigenvertretungen, Beratungsinstitutionen und den Wohlfahrtsverbänden unterstützt von Gästen auf die Suche nach Ideen gemacht. So konnte Stephan Heinrich, Pflegedienstleiter im Krankenhaus Land Hadeln, für die AG Personal berichten, dass über Kooperationen mit Schulen nachgedacht werde bzw. diese schon angegangen worden sind, um den Schülern den Beruf der Pflegefachkraft näherzubringen, und das begleitend über mehrere Monate. Hier kann er sich ein Ausbildungsbündnis vorstellen, „da das nicht von jeder Einrichtung einzeln zu leisten ist“. Die Idee dies im Verbund zu tun, sei zu begrüßen, findet auch Julia Binkowski, Leiterin des Amts für Strategische Sozialplanung. „Die Kompetenzen zusammen zu schmeißen ist besser, als wenn es jeder einzeln macht.“

Zudem warf Heinrich die Frage in den Raum warum es im Gegensatz zu anderen Berufen für die Gewinnung von Pflegekräften keine Fördermöglichkeit der Wirtschaftsförderung gebe. Eine Frage die Marianne Peus mit in die Haushaltsberatungen des Kreistags nach der Sommerpause nehmen will.

Für die AG Übergänge, mit der Zielgruppe pflegende Angehörige, berichtete Gaby Knabe vom Senioren- und Pflegestützpunkt des Landkreises das demnächst ein fünfteilige Veranstaltungsreihe für diese Zielgruppe startet, die in Beverstedt, Wurster Nordseeküste, Cuxhaven, Otterndorf und Hemmoor stattfinden werde. Und Claudia Lange verkündete für die AG Quartiersentwicklung, dass es am 18. Oktober einen Wohnungsgipfel geben wird, der als ganztägige Veranstaltung im Kreishaus stattfindet.