Anna Ehring und Reiner Madena sind mit ihren Kunstwerken im WattBZ zu sehen    Foto: tw

CUXHAVEN tw ∙ Klare, detailreiche Zeichnungen von Anna Ehring treten seit Sonntag im Wattenmeer-Besucherzentrum Cuxhaven (WattBZ) in den Dialog mit fließenden abstrakten Holzskulpturen von Reiner Madena . So unterschiedlich die Kunstformen sind, mit denen die beiden Künstler arbeiten, vereint sie doch die Liebe zum Meer.

Ein Zusammenspiel, das auch die Kuratorin Christine Modlinger erkannt und beide für die Ausstellung „nur meer“ zusammengebracht hat. Wobei für Norman Grabow von der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer der Name der Ausstellung eigentlich falsch gewählt sei. „Wir dürfen nicht vergessen, dass wir nicht nur ‚nur Meer‘ sehen, sondern ein Meer voller Leben, das die Phantasie anstacheln kann“. Und auch die beiden Künstler würden über das Meer hinausweisen. „Anna Ehring zeigt mit ihrer Detailtiefe warm eingefrorene Lebendigkeit, Reiner Madena abstrakte Holzexponate, die warm, weich und hart zugleich sind.“

Akribische Recherche um Anatomie der gezeichneten Lebewesen zu verstehen

Bis zu neun, zehn Stunden braucht die Kölner Künstlerin Anna Ehring für eines ihrer Bilder. Zeit die nicht nur in das Zeichnen selbst mit bis zwanzig Finelinern – beginnend bei 0,03 Millimetern – fließt, sondern auch in die akribische Recherche, um die detailreiche Anatomie der von ihr gezeichneten Lebewesen zu verstehen. Durch ihre Cuxhavener Großeltern hat sie auch immer eine Beziehung zum Wattenmeer aufgebaut. „Meine Liebe zur See wurde mir schon in die Kindheitswiege gelegt.“ Für die Ausstellung im WattBZ hat sie nicht nur bekannte Nordseebewohner ausgewählt, sondern auch besondere Exemplare, wie ein kurzschnäuziges Seepferdchen (Foto unten), das eigentlich als ausgestorben galt und 2020 vor Borkum von einem kleinen Jungen wieder entdeckt wurde, oder der Nordseeschnäpel, von dem eine Restpopulation im Raum Köln in den Rhein wieder angesiedelt wurde und der für sie den Bogen zu ihrer Heimat Köln schlägt.

„Ich lebe Meer und ich liebe es“

Die Liebe zur See wurde auch dem Sieverner Künstler Reiner Madena in die Wiege gelegt, ist doch schon sein Vater zur See gefahren. Und auch er selbst ist als Kapitän auf verschiedenen Schiffen gefahren. „Ich lebe Meer und ich liebe es“. Deshalb hat er schon in den 1980er Jahren mit dem BUND für den Nationalpark Wattenmeer gekämpft. Eine Liebe die sich auch in seinen Kunstwerken ausdrückt. Mit Hingabe, Ausdauer und harter Arbeit entstehen Skulpturen, die alle Sinne ansprechen, wie etwa „Wellen“, „Freiheit“ oder „Tanz der Klabautermänner“. Seine Ideen skizziert er, sucht danach das passende Holz, überträgt die Skizze mit Kreide, die mit der Kettensäge herausgearbeitet wird. Mit verschiedenen Schleifgeräten geht es an die filigraneren Arbeiten bis zum Ende die Figur mit Holz nachgeschliffen wird. Am Holz fasziniert ihn, dass es permanent arbeitet. „Es ist Leben“, sagt er. Man fühle, sehe, rieche und höre es. Was Bürgermeisterin Silke Karalus in ihrem Grußwort bestätigte. Bei der Skulptur „Wellen“ habe sie gelauscht, „und ich habe das Rauschen der Wellen gehört“.

Die Ausstellung ist bis zum 30. Juni zu den Öffnungszeiten des Wattenmeer-Besucherzentrums zu sehen.