BALJE tw ∙ Sie eröffneten die neue Ausstellung „Stickstoffwelten“ im Natureum Niederelbe nicht mit dem Durchschneiden eines Bandes, sondern mit dem gemeinsamen Öffnen der Tür zur ersten Ausstellungsbox: Landrat Kai Seefried, der Bundestagsabgeordnete Stefan Wenzel und Dr. Cord Stoyke vom niedersächsischen Landwirtschaftsministerium (Foto: tw).
Es ist ein Element, ohne das wir nicht leben können, doch es schädigt auch unsere Umwelt. Die Rede ist von Stickstoff, der schon seit Jahren in Form von Nitrat negativ von sich reden macht. Dass es wie bei so vielem auf die Dosis ankommt, zeigt die neue Ausstellung „Stickstoffwelten“ im Natureum mit dem bezeichnenden Untertitel „Haben wir Mist gebaut?“.
Vor kurzem fand im Beisein von Stades Landrat Kai Seefried, Dr. Cord Stoyke, Abteilungsleiter im Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie Stefan Wenzel, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, die Eröffnung statt.
Nach dem großen Erfolg der Sonderausstellung „Bausteine der Chemie“, die in diesem Jahr fortgesetzt wird, „wollten wir den Besuchern trotz allem etwas Neues zeigen. Und so entstand die Idee zu einem ‚Spin-off‘“, so Museumsleiter Lars Lichtenberg. Das Thema Stickstoff entdeckte er bei einem Vortrag. Und war fasziniert von der Ambivalenz, die dieser Stoff birgt.
„Dann begannen wir mit der Recherche und unendliche Welten kamen auf uns zu“, erinnerte sich Kuratorin Petra Nikolay. Vom Urknall bis zur Erfindung des Haber-Bosch-Verfahrens Anfang des 20. Jahrhunderts, das die Synthese von Ammoniak ermöglichte, sei das Thema überschaubar gewesen, ab dann entstand ein Überschuss, „denn die Welt nicht mehr verkraften kann“.
In insgesamt sechs Boxen, die über dem Museumsgelände verteilt sind, können die Besucher die verschiedenen Aspekte der Stickstoffwelten entdecken. Box 1 beschäftigt sich mit der Entstehung und Entdeckung des Elements Stickstoff und seiner Bedeutung für die Entwicklung der Weltbevölkerung. In Box 2 geht es um Stickstoffkreislauf und Stickstoffverbindungen. In Box 3 steht der Stickstoff im Alltag im Mittelpunkt und in Box 4 Dünger und Landwirtschaft, wo Stickstoff die Pflanzen zum Wachsen bringt. Box 5 geht auf die Auswirkungen von Stickstoff auf Gewässer wie etwa das Umkippen von Seen und Algenblüten ein und Box 6 auf die Auswirkungen von Stickstoff weltweit, wie dem Verlust der biologischen Vielfalt, dem Treibhauseffekt oder der Bodenversauerung.
„Sie haben ein spannendes Thema ausgewählt“, fand der Grüne-Bundestagsabgeordnete Stefan Wenzel. Zeige die Ausstellung doch, „dass unser Leben von Sauerstoff existenziell abhängig ist, aber ein zu viel davon auch negative Auswirkungen haben kann“. Seine erste Assoziation mit dem Element sei Nitrat. Seit rund 20 Jahren gebe es kontroverse und zum Teil erbitterte Debatten über diese Stickstoffverbindung, die Pflanzen zum Wachsen brauchen, ein zu viel davon aber das Grundwasser schädige. „Das muss wieder in Balance gebracht werden“. Gerade vor dem Hintergrund, dass Stickstoff einer der fünf Hauptgründe für den Verlust der Artenvielfalt sei. Doch nicht nur in der Landwirtschaft gebe es teilweise ein zu viel an Stickstoff. Wenzel wies deshalb auch darauf hin, dass Nitrat auch durch Autoabgase freigesetzt wird. Und dadurch so manches Schutzgebiet konterkariert werde. „Das ist eine Facette, die viele nicht im Blick haben.“ Er verleugnete aber nicht das Positive des Elements, auch vor dem Hintergrund der Energiewende. So werde etwa zur Wasserstofferzeugung Ammoniak, eine Verbindung aus Stickstoff und Wasserstoff, gebraucht. Sogenanntes grünes Ammoniak, das mit erneuerbaren Energien erzeugt werde sei auf dem Vormarsch.
„Ausstellung trägt mit Informationen zur Versachlichung bei“
Auch Dr. Stoyke wies auf den Zwiespalt zwischen positiven und negativen Auswirkungen des Stickstoffs hin und die Diskussionen die dieses Element aufwirft. Deshalb sei die Ausstellung auch geeignet, „mit ihren Informationen zur Versachlichung beizutragen“.
Für die finanzielle Unterstützung ging der Dank von Lars Lichtenberg an das Landwirtschaftsministerium. Er dankte aber auch seinem gesamten Team, den Handwerkern und ehrenamtlichen Förderern, „die Ideen in Realität umgesetzt haben“.
„Mit Leidenschaft, Identifikation und Engagement haben sie etwas geleistet, was seinesgleichen sucht“, sagte Landrat Seefried. Und sprach damit auch die große Sonder-Ausstellung „Bausteine der Chemie“ an, die auch über die Region an anderen Ausstellungsorten auf Interesse gestoßen sei.