It‘ time to say goodbye
Was für ein Jahreswechsel. Da reicht eine Nacht für einen ganzen Wochenrückblick. Still war sie, fast so still wie eine Woche vorher die Stille Nacht. Aber nicht lautlos. Schließlich gab es genug, die nach Osten und Westen auswichen, um sich ihren persönlichen Knaller abzuholen. Belgien und Polen als Verkaufsstätten beispielsweise boten sich an. Dort gab es neben Feuerwerk und Knallkörpern auch jede Menge Covid19-Viren. Wohl bekommts! Die, die da waren, haben da den Knall nicht gehört. Dezibel mäßig schon, aber eben nicht am Frontallappen unter den Haaren.
Es hatte tatsächlich einen Sinn, dass dieses Jahr erneut auf den großen Bumms verzichtet werden sollte. Ein Besuch im Krankenhaus – hoffentlich nicht stationär – und ein Gespräch mit den um Verständnis für das um Nicht-Knallerei bettelnde Pflegepersonal hätte helfen können. Nur ist die Frage, ob die, die es immer noch nicht verstanden haben oder ob die, denen andere tatsächlich exkremental-egal sind, begriffen haben, wie weit sie sich von einer funktionierenden Gemeinschaft verabschiedet haben. Eine Rückkehr in diese ist möglich, manchmal auch gewünscht, aber nicht gewährleistet.
Auch verabschiedet hat sich zu Neujahr ein nicht wirklich schönes Jahr 2021 in Gänze. Mal abgesehen vom Störenfried Corona hat um Neujahr ein Gespräch zwischen West und Ost über die Ukraine dies untermauert. Nicht weil es stattgefunden hat, sondern zwischen wem. Beziehungsweise zwischen wem nicht. Die EU war explizit nicht eingeladen. Das ist bitter. Da verhandeln zwei über einen Dritten, der den Vierten, also der EU, am nächsten ist. Soll heißen, Amerika, das nicht weiß, ob es ein Land durchgeknallter Cowboys oder wahrer Demokraten sein will, führt ein Telefonat mit einem Despoten, der ein neues Zarenreich putinscher Ausprägung errichten will. Und die EU darf in Genf später die Getränke bezahlen.
Was in der Neujahrsnacht auch bedeutsam war, war ein kleiner Dreh am Schalter. An deren drei, um genau zu sein. Drei weitere AKWs wurden runtergefahren. Für alle, die seit Jahrzehnten dafür stritten, mehr als ein Etappensieg. Für alle, die von den AKWs lebten, ein Grund mehr für Sorgen. Da wartet man auf ein merkelsches Zitat vom neuen Klimaminister Habeck: „Wir schaffen das.“
Die Neujahrsnacht stand ganz klar unter dem Motto „It’s time to say goodbye“. Goodbye zum Virus, goodbye zur internationalen Unselbständigkeit der EU, goodbye zum Egotrip, goodbye zu allem, was das Leben vermiesen kann. Welcome 2022.