Bernhard Jährling, Vorsitzender des Fördervereins, Museumsleiterin Dr. Anja Dörfer und Alf-Rico Denck, der vor mehr als 25 Jahren als Kasernenkommandant des MFG 3 „Graf Zeppelin“ mit den Anschub für das Entstehen des Aeronauticums gab (v.l.)     Foto: tw

NORDHOLZ tw ∙ Es war ein Tag der Lobeshymnen für ein Team, das das Aeronauticum in Nordholz in den letzten 25 Jahren zum Erfolg geführt hat. Am Mittwoch wurde mit vielen Mitstreitern und Gäs­ten das 25-jährige Jubiläum gefeiert. Ein Jubiläum, das nicht möglich gewesen wäre, „wenn nicht engagierte mutige Personen das Risiko eingegangen wären, das Museum am Leben zu halten“, so Bernhard Jährling, 1. Vorsitzender des Fördervereins Aeronauticum.

Dabei sei ein Leuchtturm für die Region und darüber hi­naus entstanden, befand Erster Kreisrat Friedhelm Ottens. „Das was ihr hier geschaffen habt, ist etwas, woran sich andere Einrichtungen in ganz Niedersachsen orientieren können.“ Und er verdeutlichte dies an vier Punkten. Zum einen das neue Vermittlungskonzept im ersten Stock mit interaktiven Tafeln; die schulpädagogische Arbeit, mit der das Museum einen Schwerpunkt setze, und dafür sorge das Kinder und auch die Lehrer mit leuch­tenden Augen ins Museum kommen; der Seminar- und Konferenzraum, der das Museumskonzept perfekt abrunde und zu guter Letzt, dass das Museum den Besuchern die Möglichkeit biete, sich mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen, so bitter sie auch manchmal sei. „Ich glaube, das ist etwas, an dem sich viele Museen orientieren müssen.“

Dankesworte, denen sich der stellvertretenden Bürgermeister der Gemeinde Wurster Nordseeküste, Henry Kowalewski anschloss. Er ging in seinem Grußwort auch auf den Vorsitzenden der ersten Stunde, Alf-Rico Denck, ein, der sozusagen als „Gründungsvater“ das Aeronauticum mit aus der Taufe hob und die ehemalige Traditionssammlung des MFG 3 zu einem richtigen Museum formte.

„Sie sind in gewisser Weise für uns ein Aushängeschild“, sagte Fregattenkapitän Tobias Schmidt, stellvertretender Kommandeur der Stützpunktgruppe des benachbarten Marinefliegergeschwaders Nordholz über das Museum. „Bei ihnen sind die Marineflieger zum Anfassen.“ Er dankte Museumsleiterin Dr. Anja Dörfer „für ihren Idealismus und ihre Konsequenz bei der wissenschaftlich fundierten und stringenten Verbesserung des Museums“.

Auch dem Kuratoriumsvorsitzenden Dirk Wurzer und dem kaufmännischen Leiter Hans-Peter Weber gebühre der Dank dafür, „wie zielgerichtet sie die wirtschaftlich Grundlage des Museums vorantreiben“. Doch es sei das gesamte Team mit seinem „Kommandeur“ Bernhard Jährling, das für den Erfolg des Aeronauticums stehe. „Wir, die aktiven Marineflieger, werden sie gerne weiterhin begleiten und unterstützen“, versprach er und sprach die Erweiterung des Museumsgeländes an, eines der gemeinsamen Themen, „das aus unserer Sicht noch nicht vom Tisch ist. Den Platz benötigen sie ganz sicher.“

„Ein Schaufenster der Bundeswehr“

Auf die Verbindung des Marinefliegerkommandos und des Aeronauticums ging Dr. Magnus Pahl – am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften für das Museums- und Sammlungswesen zuständig – ein, indem er die Gäste mit auf eine Zeitreise nahm. Diese reichte von den Anfängen der Marineflieger, als Luftschiffe und Flugzeugtypen noch in den Kinderschuhen steckten über die Einführung der „Breguet Atlantic“ und Einsätzen wie „Enduring Freedom“ oder „Atalanta“ bis zu den heutigen Herausforderungen vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine. Er zeigte auf, das es noch nicht absehbar sei, wie sich der völkerrechtswidrige russische Angriffskrieg auf die NATO, Deutschland und die Bundeswehr auswirken werde. „Ein Szenario, das noch vor drei Monaten den meisten als unrealistisch erschienen wäre, nämlich die Notwendigkeit der Verteidigung des Seegebietes des Bündnisses gegen russische Angriffe, ist schlagartig in den Bereich gewisser Wahrscheinlichkeiten gerückt“, sagte er. Nach diesem kleinen Ausflug auf die aktuelle Lage ging es zurück zum eigentlichen Anlass – dem Aeronauticum.

Der Nutzen des Museums liege für die Streitkräfte klar auf der Hand, so Dr. Pahl. „Es ist ein Schaufens­ter der Bundeswehr“, erklärte er und machte dies unter anderem an einer der neugestalteten Medienstationen fest, an der tagesaktuell die Twitternachrichten des Kommandeurs der Marineflieger, Kapitän zur See Thorsten Bobzin, nachzuverfolgen sind. „Transparenter und offener können sich Streitkräfte in der Demokratie nicht zeigen, um Vertrauen zwischen der Bundeswehr und der Gesellschaft zu stiften“, betonte Dr. Pahl und fügte hinzu, dass Dr. Dörfer und ihrem Team mit der Umsetzung eines innovativen Ausstellungskonzeptes ein regelrechter Qualitätssprung geglückt sei, „der die ohnehin hervorragende Ausstellung noch besser und zukunftsfähiger macht“.

Stiftungsgründung soll entscheidender Meilen­stein werden

Bei den Ansprachen wurde aber auch deutlich, dass das letzte Vierteljahrhundert auch von der einen oder anderen Turbulenz geprägt war. Doch inzwischen ist das Aeronauticum im ruhigen Fahrwasser angekommen. Damit dies so bleibt, sollen in diesem Jahr die Stellschrauben für die Zukunftssicherung festgezogen werden. Der Kuratoriumsvorsitzende Dirk Wurzer erinnerte an finanzielle Engpässe und auf Kante genähte Bilanzen. Er befand aber auch „25 Jahre Aeronauticum – wir haben es fast geschafft. In diesem, unserem Jubiläumsjahr wird die Zukunftssicherung ein weiterer ganz entscheidender Meilenstein werden“, schaute er zukunftsfroh nach vorne. Denn es be­stehe die große Chance, die mehr als ein Jahrzehnt laufenden Maßnahmen und Verhandlungen zur Zukunftssicherung des Museums abzuschließen. Und sprach damit die geplante Überführung des Fördervereins in eine Stiftung an. In den nächsten Monaten gelte es, die Weichen positiv zu stellen. „Was wäre das für ein Jubiläumsgeschenk, alle Verantwortlichen der Grundvereinbarung hinter die geplante Neuausrichtung des Aeronauticums – unsere angestrebte Stiftung – zu versammeln. Nun gilt es aufmerksam zu sein und konsequent aber auch sorgfältig, die nächsten Schritte in Sachen Zukunftsfähigkeit des Museums zu gehen.“

Die Prüfaufträge, das Museum in eine Stiftung zu überführen, habe die Mitgliederversammlung bereits erteilt. Derzeit liefe eine Vielzahl an Vorbereitungen der Partner und Mitunterzeichner der Grundvereinbarung, um die letzten noch offenen Punkte zu klären. Der Plan ist, möglichst bis zum Herbst der Mitgliederversammlung die Überführung des Museums in eine Stiftung zur Genehmigung vorzulegen. „Die letzte damit wesentliche Entscheidung einer mehr als zehnjährigen Entwicklung des Museums wäre dann langfristig gesichert. Damit hätten wir es fast geschafft“, so Wurzer und fügte hinzu: „Lassen Sie uns die nächsten Monate noch mal richtig Gas geben, vielleicht auch in den Clinch gehen, wenn noch die einen oder anderen Fragen offen sind, aber immer mit dem Aspekt einer positiven Entwicklung für die offenen Fragen.“