Kulturdezernent Michael Frost und das Leitungsteam des Stadttheaters Bremerhaven, mit Generalmusikdirektor Marc Niemann, Intendant Lars Tietje, dem Leiter Musiktheater Markus Tatzig, (stehend v.l.) sowie vorne v.l. der neue Ballettdirektor Alfonso Palencia, JUB-Leiterin Bianca Sue Henne und Schauspielleiter Peter Hilton Fliegel schauen auf die neue Spielzeit    Foto: tw

BREMERHAVEN tw ∙ „Das Stadttheater will, kann und soll der gesellschaftlich Mittelpunkt der Stadt sein“, sagte Kulturdezernent Michael Frost am Mittwoch letzter Woche bei der Vorstellung des Programms für die Saison 2022/2023.

Und auch Intendant Lars Tietje sieht das Stadttheater im umfassenden Sinne. „Es liegt nicht nur geografisch mitten in der Stadt sondern auch in den Herzen der Menschen“, sagte er. Deswegen haben er und sein Team auch den Anspruch, „hervorragende Produktionen herauszubringen, um den Stolz der Bürger auf ihr Stadttheater zu erneuern und zu bestätigen“.

Nach der langen Coronazeit, sei es schön wieder Live-Erlebnisse zu haben und etwas zu erleben, das einmalig ist. Mit dem neuen Programm wollen Tietje und sein Team auch die ansprechen, die sich in dieser Zeit vom Theater entwöhnt haben.

Sehnsucht nach Beziehung, nach dem wieder in Kontakt treten

„Wir müssen auf große Titel gehen, damit die Leute wieder kommen“, bestätigt Schauspielleiter Peter Hilton Fliegel. Und hat bei der Auswahl gemerkt, dass er sich unbewusst durch Corona und die Sehnsucht nach Beziehung, nach dem wieder in Kontakt treten beeinflussen ließ. In allen Stücken geht es um Liebe, Familie, Beziehungen – gute wie vergiftete. Und so kann sich das Publikum auf Stücke wie „Viel Lärm um nichts“ von William Shakespeare, „Mord im Orientexpress“ von Agatha Christie, in einer „erfrischend unverstaubten Version, die aber nicht den Charme der 1930er-Jahre vermissen lässt, „Ein gro­ßer Aufbruch“ von Magnus Vattrodt, nach dem gleichnamigen Film von Matti Geschonnek oder „Gift“ von Lot Vekemans, das mit zu den meistgespielten Stücken an deutschen Bühnen gehört, freuen. Raus aus dem Stadttheater – der genaue Ort ist noch nicht bekannt- geht es mit „Cyrano de Bergerac“ von Martin Crimp, frei nach Edmond Rostand.

In eine neue Ära will der neue Ballettdirektor Alfonso Palencia das Ballett führen. Er freut sich, von seinem Vorgänger Sergei Vanaev eine engagierte und professionelle Compagnie übernehmen zu können, mit der er seine Visionen auf die Bühne bringen kann. Der gebürtige Spanier ist selbst nach 28 Jahren hier in Deutschland immer wieder aufs Neue fasziniert von „der Liebe und Geborgenheit“ mit der Kultur hier gelebt werde. Für ihn hat Kunst auch immer eine Botschaft. Und so finden Themen wie Tod, Gewalt gegen Frauen oder LGBTQ-Themen den Weg auf die Bühne. Seine erste Spielzeit will er jedoch mit Freude beginnen und startet mit „Dornröschen“ von Pjotr Tschaikowski in die neue Saison. Die Internationalität Bremerhavens und der Genuss von „Pastéis de Nata“ in einem Café haben ihn zu einem Tanzabend mit Rumba, Flamenco und Zarzuela Klängen inspiriert – das „Ballett Latino“. Weiterhin wird es auch das Format „Junge Choreograf:innen“ geben, sowie die traditionelle Ballettgala zum Abschluss der Saison.

Nicht fehlen darf natürlich das Musiktheater unter der Leitung von Markus Tatzig. Bei ihm stehen gleich mehrere Blockbuster auf dem Programm, wie „Hairspray“ von Marc Shaiman, der „Freischütz“ von Carl Maria von Weber, „Macbeth“ von Guiseppe Verdi oder „Orpheus in der Unterwelt“ von Jacques Offenbach. Besonders freut er sich, dass er mit der Oper „Breaking the Waves“ nach dem gleichnamigen Lars von Trier-Film eine Deutsche Erstaufführung präsentieren kann.

„Natürlich“ ist das Sinfonie-Programm überschrieben und das nicht nur im musikalischen Sinne. Das Programm ist auf Ökopapier gedruckt und Generalmusikdirektor Mark Niemann lässt den CO2-Fußabdruck seines Orchesters berechnen. Die ganze Spannbreite der Natur ist natürlich auch musikalisch vertreten und reicht von Richard Strauß „Alpensymphonie“ über das Familienkonzert „Fridays for Future“ bis zu Mauro Montalbettis „Foresta di fiori“, mit dem dieser dem nigerianischen Schriftsteller und Bürgerrechtler Ken Saro-Wiwa, der aufgrund seiner Anklagen gegen die Umweltzerstörung in seinem Land ermordet wurde, ein Denkmal setzt. Zudem gibt es wieder einen bunten Strauß an Sonderkonzerten, wie etwa dem Filmmusikkonzert, dem Adventskonzert „Winter Wonderland“ oder den „Young Classix“, bei dem Studierende der Hochschule für Musik Detmold am Pult stehen.

Das Junge Theater Bremerhaven (JUB) mit seiner Leiterin Bianca Sue Henne will mit dem Stück „Platsch“ schon das ganz junge Publikum ab zwei Jahren begeis­tern. Ein Stück, das spielerisch und tänzerisch das Thema Wasser aufgreift. Neben Stücken wie „Der mechanische Prinz“ oder Brüderchen und Schwesterchen“, gibt es mit „Schluss jetzt!“ von Carsten Brandau auch im JUB eine Uraufführung zu erleben.

Auch die „Niederdeutsche Bühne Waterkant“ hat ihr Zuhause im Stadttheater. Nachdem vor zwei Jahren der 100. Geburtstag wegen Corona nicht gefeiert werden konnten, gibt es in diesem Jahr ein anderes Jubiläum zu feiern: die 50-jährige Kooperation zwischen Niederdeutscher Bühne und Stadttheater. Deshalb darf ein Jubiläumsstück nicht fehlen.: „De letzte Kroog vor Helgoland or de Bratfisch Revue“ von Dirk Böhling.

Das vollständige Programm ist im Spielzeitheft 2022/2023 und der Orches­terbroschüre 2022/2023 zu finden, die unter www. stadttheater-bremerhaven.de heruntergeladen werden können.