Statt um Grußworte zu bitten, luden die Landfrauen zu einer kleinen Talkrunde (v.l.): Doris Wettwer, Vorsitzende der Landfrauen Land-Hadeln Cuxhaven, Pastor Peter Seydell, Landrat Kai-Uwe Bielefeld, Elisabeth Brunkhorst, Präsidentin des Niedersächsischen Landfrauenverbands, Ortsbürgermeister Thomas Brunken und Annette Jaeger, Vorsitzende des Landfrauenmarkts     Foto: tw

LANDKREIS tw ∙ „Gemeinsam dem Landleben mehr Facetten geben.“ Das ist auch nach 75 Jahren das Bestreben des Kreislandfrauenverbands Land Hadeln-Cuxhaven, wie die Vorsitzende Doris Wettwer am Donnerstag letzter Woche bei den Feierlichkeiten zum Jubiläum im „Norddeutschen Hof“ in Lüdingworth deutlich machte. Im bis auf den letzten Platz gefüllten Saal konnte sie nicht nur zahlreiche Landfrauen auch aus benachbarten Vereinen begrüßen, sondern auch die Präsidentin des Niedersächsischen Landfrauenverbandes, Elisabeth Brunkhorst, Landrat Kai-Uwe Bielefeld, Lüding­worths Ortsbürgermeister Thomas Brunken sowie Pastor Peter Seydell aus Lamstedt, die sie zusammen mit Annette Jaeger, Vorsitzende des Landfrauenmarkts in Ihlienworth zu einer kleinen Talkrunde auf die Bühne bat.

„Ohne Ehrenamt werden wir diese Gesellschaft nicht zusammenhalten.“

Auf die Frage wie er es denn mit dem Ehrenamt halte, konnte Thomas Brunken als Mitglied von 25 Vereinen überzeugt sagen: „Ohne Ehrenamt werden wir diese Gesellschaft nicht zusammenhalten.“ Deshalb ist er auch für ein Pflichtjahr für alle, „damit wir mal wieder das Wir vor das Ich stellen“. Deshalb kann er alle nur auffordern, „engagiert euch in den Vereinen, dann sind wir auf einem gute Weg auch in den dörflichen Gemeinschaften insgesamt“.

Ohne Ehrenamt geht es auch bei den Landfrauen nicht. Doch die ehrenamtliche Arbeit sollte nicht als zu selbstverständlich erachtet werden, betonte Elisabeth Brunkhorst. So sei etwa das ehrenamtlich durchgeführte Projekt „Kochen mit Kindern“ immer wieder gern gesehen; die Sinnhaftigkeit für ein Unterrichtsfach „Ernährung und Verbraucherbildung“ aber immer noch nicht bei den verantwortlichen Stellen angekommen, obwohl die Landfrauen es schon seit 25 Jahren beackern. Deshalb haben die niedersächsischen Landfrauen im Juli 2020 auch eine Unterschriftenaktion gestartet.

„Was ist daraus geworden?“, wollte Doris Wettwer wissen. Und erhielt eine ernüchternde Antwort. „Die Unterschriften sind noch nicht abgegeben weil Kultusminister Grant Hendrik Tonne sich noch nicht bereit erklärt hat sie entgegenzunehmen“, sagte Brunkhorst und fügte hinzu: „Wir wissen es alle, er ist auch nicht für dieses Unterrichtsfach.“ Dabei gebe es von Seiten der Politik durchaus Interesse. „Wir haben im letzten Jahr Sommergespräche mit allen Parteien geführt, unter anderem auch zu diesem Thema, und da waren sich alle Sprecher der verschiedenen Ausschüsse einig, dass was gemacht werden muss. Und auch Wissenschaftsminister Björn Thümler würde wohl gerne Lehrer hierfür ausbilden, „aber er muss das Go vom Kultusministerium haben, das er nicht kriegt“.

Doch die Landfrauen lassen nicht locker. Deshalb steht die Forderung nach dem Unterrichtsfach „Ernährung und Verbraucherbildung“ auch auf ihrer Agenda für die Landtagswahl am 9. Oktober.

Apropos Landtagswahl. Hier richtete Elisabeth Brunkhorst einen Appell an die Landfrauen. „Wir haben es immer noch nicht geschafft, dass Männer und Frauen gleichberechtigt in Führungspositionen präsent sind. Deshalb wählt Frauen, die sind genauso gut wie Männer.“

Und so wollte Doris Wettwer auch von Landrat Kai-Uwe Bielefeld – der zum Ende des Jahres aus seinem Amt ausscheidet – wissen, ob er sich eine Frau als Landrat vorstellen könne. „Ich würde es begrüßen“, betonte er, fügte aber auch hinzu, dass es Frauen brauche, die das machen wollen. „Also, wenn Frauen da sind, die sich trauen und was bewegen wollen, nur zu. Ich finde das absolut notwendig und richtig. Die Anmeldefristen laufen noch und Formulare geben wir gerne raus.“