NORDHOLZ tw ∙ Er zog beim Jahresempfang der Marineflieger in Nordholz am vergangenen Donnerstag die Blicke auf sich – der NH-90 NTH „Sea Lion“ (Foto: tw). Mit einem eindeutigen Vorteil gegenüber seinem Vorgänger. „Die Automatisierung. Die erleichtert die Arbeit deutlich“, sind sich die Piloten einig, die diesen neuen Mehrzweckhubschrauber der Marine bereits geflogen sind.

„Die Marineflieger haben in den vergangenen Jahren viel erreicht! Wir haben begonnen den NH90 „Sea Lion“ einzuführen. Und bei allen Herausforderungen möchte ich doch sagen: erfolgreicher als an manch anderem Ort“, freute sich auch der Kommandeur der Marineflieger, Kapitän zur See Thorsten Bobzin über den Neuzugang. Hauptsächlich soll der Hubschrauber für Such- und Rettungsmissionen sowie für den Transport von Personal und Material eingesetzt werden und hat seine erste Bewährungsprobe bei Such- und Rettungseinsätzen vor Bremerhaven und Fehmarn bereits bestanden.

Rund 180 Gäste waren zum Jahresempfang in die Alte Waschhalle auf dem Marineflieger-Gelände gekommen. Dabei konnte sich Bobzin nach zweieinhalb Jahren Pandemie einen kleinen administrativen Hinweis nicht verkneifen. „Dies ist keine Videokonferenz! Wenn ich jetzt mit meiner Rede beginne, versuchen Sie erst gar nicht, Ihr Bild abzustellen“, sagte er schmunzelnd.

„Wir haben uns nicht in die Corona-Isolation zurückgezogen.“

In seiner Rede blickte Bobzin auf Erfolge zurück. So wurde etwa mit „Demar“ ein neuer Regelungsraum für den Flugbetrieb eingeführt, die ersten unbemannten Drehflügler-Drohnen sind auf Korvetten im Anfangsflugbetrieb und mit dem Hubschrauber „Sea Tiger“ und der P-8A als Nachfolger für die Seefernaufklärer stehen weitere Neuzugänge ins Haus. „Und wir haben uns nicht in die Corona-Isolation zurückgezogen. Stattdessen haben wir Einsatzverpflichtungen aufrechterhalten und sogar für andere übernommen, Impulse gegeben und Innovation getrieben“, betonte er. Und nach einem mageren Jahr 2021 seien die Marineflieger nahezu auf der 100-Prozent-Linie der geplanten Jahres-Flugstunden für P3C und NH90. Beim „Sea Lynx“ und „Sea King“ sogar darüber. Zusätzlich seien nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sofort vier zusätzliche Einschiffungspakete mit acht Hubschraubern bereitgestellt worden, hätten die Marineflieger mit dem Seefernaufklärer P-3C die Flotte im Mittelmeer entlastet und seien dennoch im Baltikum und bei NATO Manövern im Norden sofort präsent gewesen. Ausgerechnet die kleine Marine habe Ende Februar schnell reagiert und sich wehrbereit gezeigt, sagte Bobzin, gab aber auch zu: „Das ist uns nicht zugeflogen. Das war eine Kraftanstrengung.“

Zudem ging er auf die 100 Milliarden Euro Sondervermögen für die Bundeswehr ein aus dem auch weitere Seefernaufklärer vorgesehen sind. Ein wichtiger Schritt, denn „Putin’s brutaler Angriffskrieg hat unmissverständlich aufgezeigt, dass der Wille zum Frieden allein nicht genügt, wenn man nicht wehrhaft aufzeigt, dass es für anders Gesinnte keine Alternativen gibt.“

Die Personalwerbung gewinnt an Bedeutung

Deshalb gelte es jetzt, „PS auf die Straße zu bringen“. Es brauche Unterstützung in der zeitgerechten Realisierung von Infrastruktur, Künstlicher Intelligenz für die Auswertung, verlegefähigen Gefechtsständen, ortsunabhängigem Lernen sowie der gesamten Bandbreite von Simulationsmöglichkeiten.

Doch neben der ausreichenden Ausrüstung bedarf es auch der Menschen die diese Bedienen, die Personalwerbung gewinne deshalb an Bedeutung. Schon jetzt würde ein erheblicher Aufwand betrieben, um zentral wie dezentral, aber auch über social media junge Menschen für die Marinefliege zu interessieren. Und hier springen die Marineflieger auf den „Top-Gun“-Zug auf. In Anlehnung an den Actionfilm habe sie einen eigenen „Top-Gun-Werbefilm“ im Gepäck, mit dem sie junge Menschen auf sich aufmerksam machen wolle, und sich dabei im Kino auch den Fragen der jungen Leute stellen.

Zusammenfassend konnte Bobzin feststellen: „Wir sind auf einem sehr guten Weg und die Marineflieger werden da sein, wenn sie gebraucht werden. Künftig werden wir unseren Anteil zu einer effektiven Abschreckung wieder leisten können. Schade, dass es dafür dieses grausigen Anstoßes bedurfte.“