Eine Probenszene im Historischen Museum Bremerhaven    Foto: HMB

BREMERHAVEN ao ∙ Was passiert, wenn sich Menschen verschiedener Generationen über Monate jede Woche mit einer Tänzerin und Choreografin, einer Tanz-Theaterpädagogin und Dramaturgin und einem Schauspieler im Museum treffen und sich inmitten von Exponaten und Inszenierungen auf die Suche nach ihrer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft begeben? Die Ergebnisse des ungewöhnlichen Projektes „Lebendige Vergangenheit“ sind vom 27. bis zum 30. April jeweils um 19 Uhr im Historischen Museum Bremerhaven zu erleben.

Seit Oktober 2022 kamen jeden Mittwochabend knapp 40 Menschen zwischen 6 und 83 Jahren unter der Leitung von Claudia Hanfgarn, Alex Gesch und Martin Kemner im Museum zusammen. „Wir waren anfangs ziemlich überrascht, es hatten sich 27 Personen zum ersten Treffen angemeldet und wir mussten dann noch 16 Stühle dazustellen“, erinnert sich Claudia Hanfgarn, „und umso schöner ist es jetzt, dass diese doch sehr heterogene Gruppe so zusammengewachsen ist“.

Die Teilnehmenden tauchten in ihre eigene Vergangenheit ein, schauten sich die Gegenwart an und wagten einen Blick in die Zukunft. Das Museum mit seinen Exponaten und verschiedenen Gängen und Ebenen verleitete die beiden Frauen und Schauspieler Martin Kemner zu vielfältigen Fragestellungen und der künstlerischen Ausarbeitung kleiner Choreografien und Spielszenen. Kleingruppen setzen diese an unterschiedlichen Standorten in der Ausstellung um.

„Ich bin jedes Mal total begeistert, worauf sich unsere Teilnehmenden einlassen und wie offen sie im Austausch von Spielideen miteinander umgehen“, so Alex Gesch. Es bedarf neben allen künstlerischen Ideen auch einer bestimmten Logistik, die sich im Konzept der eigentlichen Aufführung niederschlagen wird. „Nicht alle Orte sind für große Gruppen gut einsehbar, daher werden wir, analog zu einem echten Museumsbesuch, Guides einsetzen, die insgesamt drei Gruppen mit je zwanzig Zuschauenden durch die Ausstellung führen“, erklärt Martin Kemner. Dabei bekommen sie Hilfe von Schülerinnen einer neunten Klasse des Lloyd Gymnasiums.

Viele Formen von Unterstützung sind auch zwischen den Teilnehmenden zu beobachten, die Jungen schauen auf die Älteren, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, in den unterschiedlichen Übungen achten alle gut darauf, ihr Gegenüber in ihrer Körperlichkeit wahrzunehmen. „Ich bin total gerne in dieser Gruppe, weil man so sein darf, wie man ist und wertgeschätzt wird in seinem Tun“, so eine Teilnehmerin. Und wenn Robin (7) nach einer Übung auf dem Boden liegt und ruft „Ich kann doch jetzt nicht aufstehen, ich bin ein liegendes Zahnrad“, eine Teilnehmerin erzählt, wie hart das Leben auf See über drei Generationen ihrer Familie gewesen ist oder man eine hingebungsvolle Ode an den verpassten Bus verfasst, dann sind es genau diese besonderen Momente, die allen im Gedächtnis bleiben.

Die Premiere von „Künftige Vergangenheit“ findet am Donnerstag, 27. April, um 19 Uhr statt; weitere Vorstellungen gibt es am 28., 29. und 30. April jeweils um 19 Uhr.
Eine Anmeldung ist unter martin.kemner@afznet.de unter Angabe von Name, Telefonnummer, E-Mail-Adresse, Wunschtermin und weiteren Optionen sowie der Anzahl der Karten erforderlich. Der Eintritt ist frei, um eine Spende beim Einlass wird gebeten.