Freuten sich auf die bevorstehende Weinprobe: Das Ehepaar Sven und Petra Kanje von der MS „Mocambo“ und Sommelière Kerstin Wiebersiek (v.l.)    Foto: tw

OBERNDORF tw ∙ „Das ist echt schön hier“, „Wie ein kleiner Urlaubstag“, „Gut, dass wir uns für diesen Ausflug entschieden haben.“ Die Gäste der MS „Mocambo“ zeigten sich am vergangenen Sonntag begeistert von der ersten Weinprobe, die an Bord des Schiffes stattfand, und die dazu einlud, Wein und beste Aussicht zu genießen.

Und das bei ziemlich perfekten Bedingungen. Strahlender Himmel, angenehme Temperaturen und „keine Windstärke 7. Da kann man sich nur gut fühlen“, begrüßte Sommelière Kerstin Wiebersiek die Gäste. Sie hatte sich zu diesem Anlass entschieden, ganz besondere Tropfen mitzubringen, „die nicht von der Stange sind“. Bei der Auswahl der Weine hat sie nicht nur auf Winzer gesetzt, die ihren Wein bio­dynamisch anbauen, sondern auch auf die verschiedenen Terroirs geachtet. „Das Terroir ist die Signatur des Weins“, erklärte sie. „Jede Region, jeder Standort hat seine eigene Besonderheit.“

Wie etwa ein Riesling-Sekt von der Mosel. „Spontan vergoren, Hefe aus dem eigenen Weinberg, im Holzfass gereift.“ Der Riesling-Sekt ist ein Geschöpf des Winzers Clemens Busch, „ein Urgestein des biodynamischen Anbaus“. Von dem Wiebersiek begeistert erzählte, nicht nur weil er als natürlich arbeitender Winzer Pionierarbeit geleistet hätte, „er ist auch eine Seele von Mensch“.

Der Riesling-Sekt habe eine schöne, aber keine aggressive Säure, beschrieb sie den Sekt. „Belebt, ist süffig und ich hoffe er schmeckt Ihnen?“ Und nach einem kurzen Blick in die Runde, sah sie keine „bösen Gesichter“, sondern nur zustimmendes Nicken. „Das bekommen wenige Winzer so hin wie Clemens Busch“, betonte sie.

Die Leidenschaft für den Wein begleitet sie schon einen großen Teil ihres Lebens. „Weinbau ist gelebte Tradition und die gehört zum Menschen“, sagt sie. Ihr Beruf ist gleichzeitig ihre Berufung. „Ich kann Wein verkaufen und beschreiben, dafür brenne ich.“ Sie arbeitet in einem deutschlandweiten Weinhandelshaus, das fast ausschließlich biologisch oder biodynamisch erzeugte hochwertige Weine aus Deutschland, Frankreich, Italien, Portugal, Spanien, Österreich und Ungarn vertreibt.

Nach vielen Jahren in Hamburg ist die Sommelière vor acht Jahren in Burweg „gestrandet“ und hat sich ihren Lebenswunsch erfüllt, aufs Land zu ziehen. Aus Verbundenheit mit dem Ehepaar Sven und Petra Kanje, Besitzer der „Mocambo“, und um etwas für die Region zu tun, hatte sie die Idee für die Weinprobe auf dem Fahrgastschiff. Denn Wein und Wasser gehören für sie zusammen. Nicht nur als Schluck Wasser zwischendurch bei der Weinprobe, um den Gaumen auf die nächsten Weine vorzubereiten, viele Weine gerade hier aus Deutschland verbindet man mit Flüssen – Mosel, Rhein, Main, Neckar. Und nicht zu vergessen: Früher wurden Weine über das Wasser transportiert.

Und da in lang vergangenen Zeiten das Wasser oft verseucht war, haben unsere Vorfahren Wein und Bier zu sich genommen, allerdings homöopathisch verdünnt, wie Wiebersiek in einem kleinen Exkurs in die Geschichte erzählte. Am Sonntag bekamen die Passagiere den Wein in seiner reinen Form kredenzt.

Zwischendurch stellte Kapitän Sven Kanje, besser bekannt als „Käpt‘n Knurrhahn“ sein „altes Mädchen“, die MS „Mocambo“ vor. 1872 in Hamburg als Dampfschiff für die Als­terschifffahrt gebaut, sei sie heute das älteste Fahrgastschiff Deutschlands, betonte er. Vor sechs Jahren haben er und seine Frau Petra das Schiff gekauft und in der Zeit der Pandemie general- überholt. An diesem Tag ging es für die Passagiere vom Liegeplatz Oberndorf an Geversdorf und Neuhaus vorbei durch das Sturmflut-Sperrwerk hinaus ins Ostewatt bis zur Elbe.

Auf dem Weg dorthin gab es noch den einen oder anderen Wein zu probieren. So etwa einen Riesling vom Weingut Peter Jakob Kühn, dessen Wurzeln auf‘s 17. Jahrhundert zurückgehen. Dieser Riesling wird nicht auf Schiefer sondern kris­talliner auf Quarzit und Phyllitschiefer angebaut. „Der Wein kommt aus der Perle der Region – dem Rheingau. Er ist strenger, klarer, ­straight. Da ­schmeckt­ man die Mineralität. Der steht mit beiden Füßen auf der Erde, das macht den Wein strahlend und kernig“, erklärte Wiebersiek begeistert.

Es folgte ein trockener Muskateller von Winzer Michael Andres aus der Pfalz, angebaut auf Buntsandstein; ein Silvaner vom Gut Wilhelmsburg aus Franken, „einem jungen Projekt“, angebaut auf Muschelkalk und Keuper „die die Würzigkeit geben“; ein klassischer Spätburgunder vom Weingut am Klotz aus Baden, mit Maischevergärung im Barriquefass gereift; sowie ein Rosé aus der Pinot Noir-Traube vom Weingut Klaus Vorgrimmler aus Baden, „einem Rebenflüsterer vor dem Herrn, der schon vor 30 Jahren Wein bio­dynamisch angebaut hat“, so Wiebersiek. „Der hat einen unglaublichen Schmelz und passt als Sundowner“.

Perfekt um sich den Wind um die Nase wehen zu lassen und mit einem Glas Wein in der Hand entspannt die Aussicht zu genießen und Seehunde zu beobachten.