Steht an einer Stelle, wo man ihn nicht vermutet: Der Roland von Brobergen      Foto: jt

BROBERGEN jt ∙ Den Roland kennt man eigentlich nur aus Bremen. Na gut, auch der vor der Burg Bederkesa hat einen gewissen Bekanntheitsgrad. Aber dass in Brobergen, unweit der Fähre über die Oste, auch ein Roland steht, verwundert doch.

Roland war ein Kampfgefährte Kaiser Karls des Großen in seinen Kriegen gegen die Mauren in Spanien. Als er unter Verlust seines eigenen Lebens seine Gefährten vor dem sicheren Tod bewahrte, ließ Kaiser Karl zu seinem Andenken die sogenannten Rolandi erschaffen. Diese Ritterstatuen sollten das Gerichtsrecht an bestimmten Orten des Reiches symbolisieren. Über 100 solcher Rolandi sind belegt. Auch in Brobergen wies eine solche Statue die Gerichtsbarkeit nahe des heutigen Fähranlegers aus.

Wie der Roland einmal ausgesehen hat, ist nicht überliefert. Vermutlich war er aus Holz gefertigt, zeigte das aufrechtstehende Schwert und auf dem Schild sicherlich das Wappen „derer von Brobergen“. So jedenfalls heißt es auf der Informationstafel des Fähr- und Geschichtsvereins Brobergen.

Der historische Roland von Brobergen stand genau an der Stelle, an der er heute wieder steht: Auf dem Damm, der damals zur Burg gehörte und auf die Geest führte. Der „Damp to Broberge“ wurde bereits im Jahre 1398 als eigene hohe Gerichtsbarkeit angegeben.

Die Vorstellung von Blutrichtern, kaltblütigen Henkern und Folter lässt einen schaudern. Doch im Gegensatz zur landläufigen Meinung vom „finsteren Mittelalter“ war diese Zeitperiode kein rechtsfreier Raum. Bestimmend waren sowohl kirchliche als auch weltliche Maßgaben bei der Rechtsprechung.

Unterschieden wurde zwischen niederer Gerichtsbarkeit (Eigentumsdelikte), und hoher Gerichtsbarkeit bei Mord, Raub, Totschlag, Brandstiftung, Hochverrat oder Diebstahl im Wiederholungsfall. Das Obergericht wurde auch als „Blutgericht“ oder peinliches Halsgericht bezeichnet, da es auch die Todesstrafe verhängen durfte. Und der Roland galt als Sinnbild der Gerichtsbarkeit.

In Erinnerung an ihn hat der Fähr- und Geschichtsverein Brobergen 2007 die Wiedererrichtung eines Rolands an der Stelle, an der sich in früheren Zeiten das historisch verbürgte hölzerne Rolandstandbild befand, veranlasst. Für seine Nachbildung hatte Altbürgermeister Helmut Hudaff einen vier Meter langen Eichenstamm gestiftet. Diesen gestaltete der Holzbildhauer Klaus „Nick“ Blume bis Ende August 2007. Die Aufstellung des Rolands erfolgte mit einem Rolandfest und einer Rolandweihe am 16. September 2007.