Der erste Sprung vom Beckenrand erfordert richtig Mut – Schwimmmeister Rolf Schmitz weiß das Foto: jt
CUXHAVEN jt ∙ „Hut ab! Die Kinder kommen bei jedem Wetter, auch bei strömendem Regen. Jungs frieren schneller, aber sie können besser tauchen, das sind so meine Empfindungen“, sagt Sabine Heinrich, eine der Schwimmlehrerinnen. Was tun die Kinder nicht alles, um an das coole Seepferdchen-Abzeichen zu kommen. Im Freibad Steinmarne kann man es erlangen.
Das Allerwichtigste für Kinder ist, Schwimmen zu können. Mit der Nordsee und der Elbe vor der Tür wichtiger, denn je. Leider mussten in den letzten zwei Jahren wegen Corona alle Schwimmkurse ausfallen, so dass selbst Achtjährige noch nicht mit tieferem Wasser in Berührung gekommen sind. Ganz schön gefährlich: Denn Wasser hat ja schließlich keine Balken. Daher bietet das Meeresfreibad Steinmarne während der Saison Schwimmkurse für die Allerkleinsten ab sechs Jahre an. Nach erfolgreichem Training können sie das Seepferdchen-Abzeichen erlangen. Das bedeutet neben der Kenntnis von Baderegeln: Mindestens eine Bahn lang (25 Meter) über Wasser halten, Heraufholen eines Gegenstandes mit den Händen aus schultertiefem Wasser und der Sprung vom Beckenrand.
Vorweg gab es eine kleine Einweisung per Bildertafel von Schwimmlehrerin Sabine Heinrich. Auf der Bildertafel führt eine Nichtschwimmerente durch das Regelwerk und es müssen ein paar Fragen richtig beantwortet werden: Darf man vorher ein „Bonsche“ lutschen? Ja. Auf Pommes und Currywurst sollte man vor dem Schwimmen eher verzichten. Und, die Ente weiß es: Nicht aus Jux und Tollerei um Hilfe rufen. Ganz wichtig: Bei Gewitter heißt es: Alle raus aus dem Wasser!
„Mindestens zehn Unterrichtsstunden sind nötig,“ ergänzt Co-Trainerin Sabine und erläutert, wie praktisches Schwimmen lernen geht: „Die erste Unterrichtsstunde ist spielerische Wassergewöhnung.“ Da heißt es: Im Kreis anfassen und gemeinsam dem Wasser näherkommen. Wir fangen erst mit Beinschlag an. Die Kinder bekommen einen Gürtel mit vier Styroporteilen um. Nach und nach wird ein Styroporteil entfernt. Die Kunst ist beim Schwimmen immer, zwei Bewegungsabläufe zusammenzubringen, es kommt noch die Atmung dazu. Nach einer halben Stunde müssen die Kinder aus dem Wasser (heute 23,4 Grad) raus. „Dann sind sie durchgefroren. Kleine Kinder frieren viel schneller als wir“, so die Trainerin.
Rolf Schmitz ist seit über 40 Jahren staatlich geprüfter Schwimmmeister. „Seit 1974 mache ich das während der Sommermonate“, sagt er. „Ich habe meine Seepferdchenprüfung im damaligen Sportbad am Grünstrand gemacht. Wenn wir 18 Grad hatten, war das schon warm.“ Ganze Generationen haben durch seine Hand schon das Wasser kennen- und lieben gelernt. „Vor kurzem hatten wir eine Familie da. Der Opa, die Kinder und die Enkel haben bei mir schon Schwimmen gelernt“, sagt er stolz. Und die nächste Generation steht schon auf den Startblöcken. „Durch Corona haben ganz viele Kinder nicht schwimmen gelernt, und nun wollen sie alle ihr Seepferdchen machen, bei der DLRG gibt es eine Warteliste von über 100 Kindern.“
Gerne können sich Interessenten beim Schwimmmeister Rolf Schmitz melden. „Der ist der Chef im Ring“, schmunzelt Jutta Hoppe, die gute Seele an der Kasse.