Die Talkrunde mit Staatssekretär Matthias Wunderling-Weilbier, Senatorin Dr. Claudia Schilling, Moderatorin Lisa Blume, Peter Hofmeyer, Metropolregion Nordwest, und Holger Bartsch, IHK      Foto: tw

CUXHAVEN tw ∙ Er gilt als einer der Energieträger der Zukunft – Wasserstoff. Und der Norden Deutschlands bietet mit der Offshore-Wind­energie die besten Voraussetzungen für die Erzeugung dieses Elements. Doch das kann nur gemeinsam gelingen, wurde am Freitag in der Kugelbake-Halle bei der Auftaktpressekonferenz zu den Wasserstofftagen Nordwest deutlich, die noch bis zum 3. Juli in verschiedenen Veranstaltungen innerhalb der Metropolregionen Nordwest und Hamburg zeigen, wie vielfältig die Einsatzmöglichkeiten von Wasserstoff als Energieträger sind.

„Wir müssen in Regionen denken, um so eine wichtige Zukunftstechnologie gemeinsam nach vorne zu bringen“, betonte Oberbürgermeister Uwe Santjer, der es als ein schönes Zeichen sah, dass die Wasserstofftage in Cuxhaven beginnen. „Wir können an der Küste unseren Beitrag leisten, das haben wir in der Windenergie getan und auch der Wasserstofftechnologie wollen wir ein neues Zuhause geben.“ Neben der Bedeutung Cuxhavens als Offshore-Zentrum nannte er viele andere kleine Projekte, wie etwa den Wasserstoffzug der in Cuxhaven hält, erste Schiffe, die hier umgerüstet werden, um mit Wasserstoff betrieben zu werden oder eine Wasserstoff-Tankstelle, die hier entstehen soll. Und auch die Stadt Cuxhaven wolle ihren Fahrzeugpark entsprechend umgestalten.

Hier machte er jedoch deutlich, dass die Kommunen auf die Unterstützung von Bund und Land angewiesen seien, „damit wir das wuppen können“. Und zeigte anhand eines Beispiels warum. „Ein normales Müllfahrzeug kostet 300.000 Euro, in der Wasserstoff-Ausführung eine Million“. Für einen wasserstoffbetriebenen Müllwagen, der Biomüll abholen soll, wurde bereits im letzten Jahr ein Förderbescheid übergeben.

Einen Prototypen konnten die Besucher zusammen mit anderen Wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen bereits vor der Kugelbake-Halle besichtigen. Unter dem Motto „Cuxhaven macht sich auf (Wasserstoff)-Reise“, fiel hier der Startschuss für eine Wasserstofftour durch den Nordwesten von Cuxhaven bis Osnabrück.

„Wir müssen deutlich schneller werden“

Das gemeinsames Kreislaufprojekt der Landkreise Cuxhaven, Verden und Osterholz sowie der Stadt Cuxhaven zur Biogasvergärung stellte Dr. Christian Rogge vom Amt für Wirtschaftsförderung des Landkreises Cuxhaven vor. Aus eingesammeltem Biomüll soll durch Biovergärung Erdgas entstehen, das in einem weiteren Schritt zu Wasserstoff veredelt werden soll, um den Bioabfall mit einem Brennstoffzellenfahrzeug einzusammeln. In diesem Zusammenhang machte Dr. Rogge deutlich, dass es auf dem Weg dahin immer wieder Stolpersteine gebe, und betonte, „dass wir in den planungsrechtlichen Schritten bis zur Genehmigung deutlich schneller werden müssen“.

Hierbei hat er Matthias Wunderling-Weilbier, Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung auf seiner Seite, der betonte, das Landes-, Bundes- und Europäische Ebene zusammenspielen müssten, um die Hemmnisse, die es gibt, auszuräumen. „Schaffen wir das nicht, werden wir die ehrgeizigen Ziele nicht erreichen.“ Er sprach dabei auch die von Umweltminister Olaf Lies ins Spiel gebrachte Deutschlandgeschwindigkeit an. Er ging aber auch auf die große Stärke der Küs­tenregionen ein. „Die Wirtschaft folgt der Energie. Und wir haben außerordentlich gute Chancen, dass wir mit diesem Element bundesweit punkten können.“ Voraussetzung sei, dass alle zusammenarbeiten.

Auch Holger Bartsch, Hauptgeschäftsführer der IHK Stade für den Elbe-Weser-Raum und Dr. Claudia Schilling, Senatorin für Wissenschaft und Häfen gingen auf die notwendige Vernetzung ein. Schilling hob vor allem die Bedeutung der Wissenschaft hervor. „Die Wissenschaft ist ein Motor, erstens um Fachkräfte auszubilden, und zweitens ein Motor aus dem sich viele Startups entwickelten und damit ist Wissenschaft auch ein Motor für die Wirtschaft.“

„Der Weg der Dekarbonisierung ist alternativlos“

Damit das alles klappe „müssen wir die Netzwerke größer machen und Norddeutsch denken“, sagte Bartsch. „Miteinander finden wir besser Lösungen als Gegeneinander“, findet auch Peter Hoffmeyer, 1. Vorsitzender der Metropolregion Nordwest. Denn der Weg der Dekarbonisierung sei alternativlos „Da muss die Wissenschaft vorne sein, das muss die Wirtschaft mitmachen, das müssen die Banken mitziehen, da müssen die Kommunen und der Staat als Genehmigungsgeber mitspielen.“

Zudem brauche es Leuchtturmprojekt, wie etwas das Stahlwerk in Bremen, wo mit einem Wasserstoffprojekt die klimaneutrale Stahlproduktion eingeläutet werden soll. „Wenn es an einem Stahlwerk funktioniert, funktioniert es auch bei allen anderen.“