Der neue Botschafter Linus Erdmann ließ sich bei der simulierten Notlage bei eiskalten Temperaturen aus der Nordsee gerne retten Fotos: sh
CUHAVEN sh ∙ Da soll noch einer sagen, still ruht die See. Was die Seenotretter von der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffsbrüchiger, kurz DGzRS, im letzten Jahr geleistet haben, ist überragend. Bei 1.900 Einsätzen für Seeleute, Fischer, Passagiere und Wassersportler zeigten die Seenotretter ihr Können. Damit hatten sie auf ihren Stationen in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zwar insgesamt etwas weniger Arbeit als im Vorjahr. Allerdings musste die DGzRS allein beinahe 400 Menschen aus Seenot retten oder Gefahr befreien, deutlich mehr als 2021. Seit ihrer Gründung vor mehr als 157 Jahren zählt die Statistik der Seenotretter mehr als 86.300 Gerettete – nach wie vor ohne jegliche staatlich-öffentliche Mittel zu beanspruchen.
Das ist eine fantastische Leistung. Das diese Leistung, wie geschrieben, ohne staatlich-öffentliche Mittel erbracht werden kann, liegt auch an einem gut funktionierenden Konzept. Jedes Jahr unterstützen sogenannte ehrenamtliche Botschafter die DGzRS, in dem sie in der Öffentlichkeit auf die Arbeit und die Notwendigkeit des DGzRS hinweisen. Klinken putzen für die gute Tat. Hatte diese Aufgabe im letzten Jahr die aus der beliebten Fernsehserie „Das Traumschiff“ bekannte Schauspielerin Barbara Wussow erfolgreich übernommen, ist 2023 der achtfache und amtierende deutsche Kitesurfmeister Linus Erdmann neuer ehrenamtlicher Botschafter.
Auf ihn warten zahlreiche Gelegenheiten, an denen er tätig sein wird. Zu seiner Vorstellung in Cuxhaven jedenfalls zeigte Linus Erdmann schon einmal, dass er weiß wofür er wirbt. Zusammen mit den Schiffen Gillis Gullbransson, Hermann Marwede und Anneliese Krämer stellt er einen Notfall auf See nach. Auf dem Kite, mit dem er zur Freude der Anwesenden zuerst „durch die Luft“ segelte, simulierte er eine Rettungsaktion.
Nicht nur davon kann er bei seinen Spenden-Sammlungen berichten. Erfahrung mit dem Element Wasser jedenfalls hat er. Dies wird ihm beim nächsten Tag der Seenotretter am Sonntag, 30. Juli, der dann zum 25. Mal stattfinden wird, zugutekommen. Mehr als 25.000 Menschen haben sich 2022 am Tag der Seenotretter über die Arbeit der DGzRS auf Nord- und Ostsee informiert. Nach zweijähriger Pandemie-bedingter Pause mit ausschließlich Onlineprogrammen demonstrierten die Seenotretter an ihrem Aktionstag erstmals wieder unmittelbar an der Küste ihre Technik, Leistungsfähigkeit und Einsatzbereitschaft.
Dass der Einsatz der Seenotretter bei jedem Wetter und rund um die Uhr oft mit großen Herausforderungen verbunden ist, vor allem in diesen Wochen und Monaten, wurde bei der Übung deutlich. Die Seenotretter sind jetzt, in der raueren Jahreszeit, besonders gefordert.
Der neue ehrenamtliche Botschafter der Seenotretter Linus Erdmann ist sich der Gefahren bewusst. „Glücklicherweise bin ich in den 16 Jahren, in denen ich diesen Sport betreibe, bisher nicht in Not geraten oder verletzt worden. Kitesurfen ist sehr sicher, wenn man weiß, was man tut. Niemand sollte beispielweise allein oder bei ablandigem Wind auf See hinausgehen. Doch trotz größter Umsicht und bester Vorbereitung kann Wassersportlern wie uns, aber auch allen Seeleuten schnell etwas Unvorhergesehenes passieren“, sagt der gebürtige Hamburger und Wahl-Fehmaraner.