Ulrich Sievert, Mario Sonzin und Henning Porth (v.l.) freuen sich über das gute Ergebnis der Volksbank Stade-Cuxhaven      Foto: tw

LANDKREIS tw ∙ Auf ein „sehr erfolgreiches Jahr“ blickten am vergangenen Freitag die beiden Vorstände der Volksbank Stade-Cuxhaven, Ulrich Sievert und Henning Porth, bei einem Pressegespräch im Havenhostel Cuxhaven zurück. Die Bilanzsumme stieg im letzten Jahr um 10,3 Prozent auf 1,753 Milliarden Euro. Dabei legten die Kredite in Höhe von rund 1.331 Millionen Euro um 11,4 Prozent, die Kundeneinlagen in Höhe von rund 1.228 Millionen Euro um 10,7 Prozent zu. Dieser Zuwachs sei unter anderem durch die gestiegene Kundenzahl, günstige Kontoführungsent­gelte und „unsere hohen Freibeträge bei den Minuszinsen zu begründen“, wie Sievers betont. Das heißt, erst ab einer Anlage von über 250.000 Euro müssten die Kunden Minuszinsen zahlen. Die niedrige Ver­zinsung schlage sich auch im Wertpapiergeschäft nieder, das im letzten Jahre erheblich gesteigert werden konnte. Die Erträge in diesem Bereich stiegen von rund 1,98 Millionen auf 2,67 Millionen Euro (+35,1 Prozent).

„Das ist ein Ding der Unmöglichkeit“

Bereits seit mehreren Jahren wächst die Volksbank im zweistelligen Bereich, was auch mehr Arbeit nach sich ziehe. „Deshalb müssen wir unseren Personalbestand anpassen.“ Zurzeit arbeiten 240 Mitarbeiter für die Volksbank. Fünf weitere werden derzeit gesucht.

Während die Bilanz für strahlende Gesichter bei allen Beteiligten sorgt, macht sie eine Ansage von Seiten der Politik fassungslos. Die Einstellung der Förderung von Effizienzhäusern und energieeffizienten Sanierungsmaßnahmen vor Frist­ablauf. „Das ist ein Ding der Unmöglichkeit“, so ­Porth­ kopfschüttelnd. „Eine Förderung zu beenden oder zu verändern ist die eine Sache, aber jetzt stehen auf einmal alle Räder still? Wo bleibt da die Rechtssicherheit.“ Die fehlt ihm auch in einem anderen Punkt. Den Kontoführungsgebühren. Für deren, wie er betont, rechtzeitig bekanntgegebene Erhöhung, musste durch ein Urteil des Bundesgerichtshofs nachträglich die Zustimmung eingeholt werden. Und auch wenn 99,5 Prozent der 22.000 Kunden ihre Zustimmung erteilt hätten, „rückwirkende Urteile zu fällen ist fragwürdig“, findet er.

Zurück zu einem anderen aktuellen Thema – der Nachhaltigkeit. Ein Thema, mit dem die Volksbank jedoch keineswegs Neuland betreten würde, wie Porth und Sievert betonten. „Wir sind nicht auf den schnellen und kurzfris­tigen Erfolg fixiert, sondern unseren Mitgliedern verpflichtet. Wir setzen auf nachhaltige Gewinne für Stabilität und Wachstum und wollen die regionale Wirtschaft stärken“, so Porth. „Auf diese Weise agieren wir schon seit Jahrzehnten nachhaltig“, bestätigt Sievert. Nachhaltig sei aber auch, ressourcenschonend zu leben. „Da ist es mindestens fünf vor zwölf. Deshalb wollen und müssen wir das Thema noch intensiver umsetzen.“

Dazu gehört für sie die nachhaltige Finanzierung in Photovoltaik, Biogasanlagen, Bio-Obst-Anbau und Windkrafträdern sowie Rauchgasentschwefelungsanlagen für Schiffe. Zurzeit prüfe die Volksbank zudem Finanzierungen von Wasserstofferzeugungsanlagen. Auch bankintern gebe es Einsparungen, etwa durch die Reduzierung von Botentouren, die Digitalisierung von Akten, einen Zuschuss zur Monatskarte im ÖPNV oder die Möglichkeit für Mitarbeiter E-Bikes zu leasen.

Zudem soll auch im Gebäudebestand selbst auf Nachhaltigkeit gesetzt werden. Wie etwa in Cadenberge, wo jetzt nach Umbauarbeiten eine Luft-Wasser-Wärme-Pumpe für beheizte Räume sorgt. Zudem wurden auf dem Dach Photovoltaikanlagen installiert. Maßnahmen, die auch in die geplanten Umbauarbeiten für die Cuxhavener Hauptgeschäftsstelle – ab Mitte dieses Jahres – einfließen sollen.

Für das aktuelle Jahr rechnet Mario Sonzin mit einem weiteren Wachstum. „Wir leben in einer Region, die die Zukunft vor sich hat“, wie Henning Porth bestätig. „Und wir sind mittendrin.“ Zudem geht Ulrich Sievert davon aus, „dass wir weiterhin mit niedrigen Zinsen rechnen müssen“.

„Wir haben nicht Ertragsmaximierung, sondern Fortbestand als Ziel.“

Das sind jedoch nur vorsichtige Schätzung, denn einen seriösen Ausblick können und wollen die drei für das aktuelle Jahr nicht wagen. „Das wäre ein Blick in die Glaskugel.“ Dafür gäbe es zurzeit zu viele Unruhen, sagte Porth mit Blick auf die weltpolitische Lage. „Und auch Corona ist noch nicht ausgestanden.“ Eines können sie aber auch für die Zukunft versprechen: „Wir haben nicht Ertragsmaximierung, sondern Fortbestand als Ziel.“