Daniela Behrens (m.) im Gespräch mit Beteiligten am Sprachmittlerprojekt „SPuK Bund 4“     Foto: tw

LANDKREIS tw ∙ Sprache ist das A und O in der Kommunikation. Menschen, die nach Deutschland kommen und nicht unsere Sprache sprechen, stehen deshalb erst einmal vor großen Hürden, vor allem bei Behördengängen, beim Arzt aber auch wenn ihre Kinder hier in die Kita oder zur Schule gehen und Gespräche mit Erzieherinnen oder Lehrern anstehen. Davon kann Petra Nette ein Lied singen. Verantwortlich für die AWO Kindergärten Wes­terwisch und Süderwisch, weiß sie wie wichtig ein guter Kontakt zu Eltern ist, um Kinder zu unterstützen. „Doch das ist schwierig wenn die Eltern unsere Sprache nicht sprechen.“ Sie ist deshalb dankbar, dass es die Sprachmittler des Caritaszentrums Cuxhaven gibt. Denn sie bilden eine Brücke und sind eine unverzichtbare Hilfe in vielen Angelegenheiten des täglichen Lebens.

Lernen, die professionelle Distanz zu wahren

„Ohne Sprachmittlung bleiben den Menschen, die hier leben und kein oder nur wenig Deutsch können, Zugänge und Informationen verwehrt“, sagt auch Agata Kozielska-Berg, Koordinatorin des Sprachmittlungsprojekts bei der Caritas Cuxhaven. Dabei sei wichtig, dass die Sprachmittler eins zu eins übersetzen. „Der Charakter und die Botschaft muss mit rüberkommen“, betont sie. In Fortbildungen lernen die Sprachmittler zudem, professionelle Distanz zu wahren. Wie wichtig das ist, weiß Psychologin Maria Hurtado, vom Netzwerk für traumatisierte Flüchtlinge in Niedersachsen, Außenstelle Cuxhaven, nur zu gut. Denn gerade für traumatisierte Menschen sei es elementar, „in ihrer eigenen Sprache ihre Gefühle auszudrücken“. Deshalb müssten Sprachmittler sich abgrenzen und distanzieren können. Und die Schweigepflicht wahren.

Seit 2016 bietet die Caritas Sprachmittlung an. Ein Angebot, das im Rahmen des Projekts „SpuK Bund 4“ – wobei SpuK für Sprach- und Kommunikationsmittlung steht – weiterentwickelt wird, und aus Mitteln des Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF) der Europäischen Union kofinanziert sowie durch das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung gefördert wird. Im Rahmen dieses Projekts wird unter anderem das Netzwerk der Sprachmittelnden erweitert und fortgebildet und die Terminvermittlung professionalisiert. Zudem soll in der Stadt und im Landkreis Cuxhaven dafür geworben werden, dass mehr Einrichtungen und Dienste in den Bereichen Soziales, Bildung, Beratung und Verwaltung Sprachmittler einsetzen, um die sprachliche Verständigung mit den Menschen, die keine oder geringe Deutschkenntnisse haben, zu verbessern.

„Es geht um professionelle Unterstützung für Menschen die Hilfe brauchen“, sagte auch die niedersächsische Sozialministerin Daniela Behrens (SPD). Am Freitag letzter Woche kam sie nach Cuxhaven, um sich über das Projekt zu informieren und mit den Beteiligten ins Gespräch zu kommen.

Projektleiterin Marika Steinke von der Caritas Osnabrück macht dabei deutlich, dass die Sprachmittlungsangebote nicht nur Kommunen und soziale Einrichtungen entlas­te, sondern auch die Teilhabe aller ermögliche. Was Petra Nette nur bestätigen kann. Denn der Einsatz der Sprachmittler habe indirekt dazu geführt, „dass die Eltern mehr Verständnis füreinander haben und inzwischen fünf Nationalitäten in der Elternvertretung sind“.

Das AMIF-Projekt „SPuK Bund 4“ ist ein Strukturprojekt, das vom DiCV Osnabrück und drei Projektpartnern umgesetzt wird, mit dem Fokus auf die Situation in ländlichen Regionen. Dies sind der Caritasverband Nordhessen-Kassel, der Caritasverband für Bremen-Nord, Bremerhaven und die Landkreise Cuxhaven und Osterholz mit dem Projektstandort Cuxhaven sowie die Diakonie im Braunschweiger Land mit dem Projektstandort Helmstedt. Regionen, die durch ihre Infrastruktur mit zum Teil langen Weg und oft fehlendem ÖPNV vor besonderen Herausforderungen stehen. „Wenn das Projekt hier funktioniert, funktioniert es überall“, zeigte sich Behrens überzeugt und hofft auf viele Nachahmerprojekte.

Rund 65 Sprachmittler – die als Honorarkräfte arbeiten – vermittelt die Caritas Cuxhaven. Und das in 30 Sprachen von Arabisch, Bosnisch und Litauisch über Hindi, Italienisch und Polnisch bis zu Somalisch, Ukrainisch und Vietnamesisch.

Weitere Informationen bei Agata Kozielska-Berg und Sabine Tiedemann unter  sprachmittlung@caritas-cuxhaven.de oder (04721) 69 02 80.