Auch im Fischnetzmaschen-Messgerät sind Astro-Motoren verbaut. Thomas Graudenz zeigte Minister Hubertus Heil und Ministerin Daniela Behrens (v.l.) die Funktionsweise. Minister Heil zeigte sich beeindruckt, von der Funktionsweise, aber auch vom Namen des Geräts selbst. „Da macht man bei Scrabble ja richtig viele Punkte“ Foto: tw
DEBSTEDT tw ∙ Es sind schwierige Zeiten für Unternehmen. Zuerst die Corona-Pandemie und jetzt der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hinterlassen auch hier ihre Spuren. Steigende Energiekosten, Lieferschwierigkeiten und vor allem Fachkräftemangel machen vielen Unternehmern zu schaffen. Vor allem letztere Punkt zeichnet sich schon lange ab. „Ab 2025 gehen die ganzen Babybommer in Rente“, so Hubertus Heil (SPD), Bundesminister für Arbeit und Soziales, die ein große Lücke hinterlassen.
Am Montag besuchte er auf Einladung von Daniela Behrens (SPD), niedersächsische Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, das Unternehmen „Astro Motorengesellschaft“ in Debstedt, um sich vor Ort ein Bild über die Situation zu machen. Und Heil lernte ein Familienunternehmen kennen -ausgezeichnet mit dem „Großen Preis des Mittelstandes“ – das sich mit seinen Produkten weltweit einen Namen gemacht hat. Ein Unternehmen, das zu den „Hidden Champions“ in Niedersachsen gehöre, so Behrens.
Selbst auf der ISS sind Astro-Motoren zu finden
Astro-Motoren sind wahrscheinlich schon jedem einmal über den Weg gelaufen. Sei es beim Gang in den Supermarkt, wenn sich die Türen automatisch öffnen und schließen, man auf der Kirmes die gruselige Atmosphäre in der Geisterbahn erlebt oder gerade sein Baby wickelt, überall sind Astro-Motoren mit im Spiel. Und selbst auf der ISS sind Astro-Motoren zu finden. Auf dem Gebiet explosionsgeschützter Motoren bis 20 Watt ist das Unternehmen sogar europaweit führend.
Die Zeit der Pandemie hatte das Unternehmen genutzt, 250.000 Euro in neue Maschinen zu investieren, „ohne die wir den immensen Nachfrageschub gar nicht geschafft hätten“, so Inhaber und Geschäftsführer Thomas Graudenz. Stolz konnte er berichten, dass es von 2019 bis 2021 sogar eine Produktionssteigerung um 60 Prozent gab. Und das hat vor allem einen Grund: „Wir bauen die besten Motoren für Pelletöfen in Europa.“
Und auch das Thema Energie sitzt ihm nicht im Nacken. Verfügt das Unternehmen doch über eine Biomasseheizanlage und die geplante neue Produktionshalle soll mit Photovoltaik ausgerüstet werden.
Das Thema Fachkräftemangel macht sich aber auch bei der Astro-Motorengesellschaft bemerkbar. „Bisher habe ich bei dem Thema nur milde gelacht“, so Andrea Graudenz, verantwortlich für den Bereich Personal, Ausbildung und Öffentlichkeitsarbeit. Doch anstatt wie früher 100 bis 120 Bewerbungsschreiben auf eine Anzeige kämen die Bewerbungen auch bei ihnen inzwischen ziemlich zurückhaltend. Dabei haben sie Glück durch eine Firmenphilosophie, die den Mitarbeiter in den Mittelpunkt stellt, auf langjährige Mitarbeiter bauen zu können. Seit 2011 ist das Unternehmen nach Beruf und Familie zertifiziert, es gibt wöchentlichen Betriebssport, Teambildungsmaßnahmen wie gemeinsames Grillen und der betriebliche „Intradog“ Filou und seine zwei Kameraden, die durch das Unternehmen laufen, lockern die Stimmung zusätzlich auf. „Und wir gehen auf jeden Mitarbeiter individuell ein“, betont Graudenz.
„Beim Fachkräftemangel müssen wir alle Register ziehen“, so Heil. Hier gelte es Potenziale zu heben. So seien Schwerbehinderte oft besser qualifiziert. Und auch die Erwerbstätigkeit von Frauen könnte höher sein. Hier liege ein Potenzial von rund 900.000 Fachkräften brach. Vor allem im Bereich Vereinbarkeit von Familie und Beruf müsse einiges getan werden. So schwebt ihm ein Rechtsanspruch für die Ganztagsbetreuung an Grundschulen vor. Ein weiterer Punkt ist die Berufsorientierung schon in der 5. und 6. Klasse, um aufzuzeigen wie viele Berufsmöglichkeiten es gibt. Trotz des inländischen Potenzials brauche es aber auch ausländische Fachkräfte. Zum Herbst solle es hierzu ein neues Einwanderungsgesetz geben. „Denn wir müssen unbedingt unbürokratischer werden“ sagte er und nannten etwa die Erstellung von Visa, Sprachkurse und die Anerkennung von Berufsabschlüssen und Qualifikationen als Handlungsfelder. Ebenfalls im Herbst will er sich mit Wirtschaft und Gewerkschaften zusammensetzen um eine Fachkräftestrategie vorzulegen.
Er betonte aber auch, dass ein Arbeitskräftemangel manchmal hausgemacht sei. Und sprach die derzeitige Situation an den Flughäfen an. „Obwohl wir ihnen in der Pandemie gut geholfen haben, haben sie Leute rauschgeschmissen.“ Was sich jetzt räche. Und zog daraus den Schluss: „Wer seine Leute gut behandelt, hat es leichter.“
Deshalb habe sich der Besuch bei der Astro-Motorengesellschaft gelohnt. „Sie sind ein leuchtendes Beispiel“, sagte er Und für Bürgermeister Thorsten Krüger beweist das Unternehmen vor allem eines. „Es lohnt sich, sich auch im ländlichen Raum anzusiedeln.“