Osterholz‘ Landrat Bernd Lütjen, Bremerhavens Oberbürgermeister Melf Granz und der Cuxhavener Kreisrat Michael Take (v.l.) haben nicht nur symbolisch volle Rückendeckung von den Hilfsorganisationen, während sie gemeinsam das Startsignal für die „Mobilen Retter“ geben      Foto: Seestadt

BREMERHAVEN/LANDKREIS re ∙ Die gemeinsame Live-Schaltung des Systems Mobile Retter wurde von der Stadt Bremerhaven und den Landkreisen Cuxhaven und Osterholz am Freitag vollzogen. Das System ist eine Ersthelfer-App, die die Rettungskette ergänzen soll. Es hat sich bereits in 33 Gebietskörperschaften in Deutschland etabliert und wird in der Region als gemeinsames Projekt von vielen Schultern getragen. Vertreter der Stadt und der Kreise, der beteiligten Hilfsorganisationen und des Vereins „Mobile Retter“ stellten das Projekt vor und läuteten den Alarmierungsstart ein.

Die Initiative des Vereins Mobile Retter hat das Ziel, die Rettungskette entscheidend zu ergänzen: Ehrenamtliche, qualifizierte Retter werden über eine App alarmiert und können bei einem Notfall durch ihre räumliche Nähe lebenswichtige Erste Hilfe-Maßnahmen leisten bis der Rettungsdienst eintrifft. „Wir wollen damit die Rettungskette stärken“, betont Dennis Brüntje, der das System für den Verein zusammen mit Timo Dreyer vorgestellt hat.

In der Region Bremerhaven, Cuxhaven, Osterholz startet das Projekt bereits mit ers­ten ausgebildeten und registrierten Mobilen Rettern. Geht ein Notruf mit der Meldung Herz-Kreislauf-Stillstand oder Bewusstlosigkeit in der Integrierten Regionalleitstelle Unterweser-Elbe (112) ein, lösen die Disponenten neben dem Alarm für den Rettungsdienst ab sofort auch eine Alarmierung über die Mobile Retter-App aus. Das System ortet registrierte Ersthelfer im unmittelbaren Umkreis des Einsatzortes und sendet eine Anfrage auf deren Smartphones. „Anhand von entsprechenden Indikationen erkennt das System, ob das ein Fall für den Mobilen Retter ist“, erläutert Brüntje. Nimmt ein Mobiler Retter den Einsatz an, bekommt er oder sie Details wie Ort, Wegbeschreibung und Art des Notfalls übermittelt. Die Ehrenamtlichen müssen dafür nicht rund um die Uhr zur Verfügung stehen. „Einsatzpausen sind möglich, es handelt sich schließlich um ein Ehrenamt“, so Brüntje.

Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand zählt jede Sekunde. Medizinisch qualifizierte Ersthelfer, die sich in unmittelbarer Nähe zum Notfall befinden, werden durch die GPS-Komponente ihrer Smartphones geortet und nach Wahl des Notrufs 112 durch die Leitstelle automatisch parallel zum Rettungsdienst alarmiert. Allein durch die örtliche Nähe können sie sehr oft schneller als der Rettungsdienst am Notfallort sein und bis zu dessen Eintreffen bereits qualifizierte lebensrettende Maßnahmen einleiten, die gerade in den ersten Minuten oft entscheidend sind. Die Rettungskette wird damit gestärkt, ohne eine Änderung an der bisherigen etablierten Struktur des Rettungsdienstes vorzunehmen.

Bereits seit 2019 haben sich die drei Gebietskörperschaften des Leitstellenverbundes Bremerhaven, Cuxhaven und Osterholz zusammengeschlossen, um das System „Mobile Retter“ an den Start zu bringen. Dem vorangegangen waren Marktrecherchen über andere Ersthelfer-Systeme. Im Rahmen einer Vergabeentscheidung hat sich das System „Mobile Retter“ durchgesetzt.

Angebunden ist die App über eine Schnittstelle an die Integrierte Regionalleitstelle Unterweser-Elbe von wo aus die Alarmierung der „Mobilen Retter“ erfolgt.

Die eigentliche Umsetzung war bereits im Jahr 2020 geplant, konnte jedoch pandemiebedingt nicht erfolgen. Als zuständiger Kreisrat des Landkreises Cuxhaven freut sich Michael Take, dass das Warten nun ein Ende hat: „Wir haben hier einen hochprofessionellen Rettungsdienst, aber der Landkreis Cuxhaven ist nun mal ein Flächenlandkreis. Neun Minuten können einfach manchmal zu lang sein“, macht er deutlich. Mit dem Alarmierungsstart kann sich ab sofort jede Person, die über eine rettungsdienstliche oder medizinische Ausbildung verfügt, aus der Gesundheits- oder Krankenpflege kommt, oder Mitglied einer Hilfsorganisation und mindestens 18 Jahre alt ist, über die Website www.mobile-retter.org anmelden. Hier finden Interessierte auch weitere Informationen, unter Anderem zu Trainingsterminen.