Selbst Hand anlegen an der „Neuenfelde“ ist jetzt im Schifffahrtsmuseum möglich    Foto: DSM

BREMERHAVEN re ∙ Wie entsteht ein Schiff? Wie funktioniert eine Werft? Das Deutsche Schifffahrtsmuseum (DSM)/Leibniz-Institut für Maritime Geschichte lädt dazu ein, den Schiffbau 4.0 zu erleben: In der Sonderausstellung „Steel and Bytes – Ein Schiff entsteht“, die jetzt besucht werden kann, heißt es: Ärmel hochkrempeln und mitkonstruieren. Maritime Ingenieurskunst des Mittelalters und des 21. Jahrhunderts lassen sich nebeneinander entdecken.

Groß, laut, überdimensioniert – die Werft ist ein Ort der Superlative, an dem gigantische Schiffe wie die „Neuenfelde“ entstehen – ein Container Feeder, für den 33.000 Tonnen Stahl verbaut und verschweißt wurden. Mit 143 Metern Länge, einer Breite von 22,5 Metern und einem Tiefgang von 8,7 Metern gehört sie nicht mal zu den absoluten Schwergewichten, sondern bewegt sich im Mittelfeld. Wie wird ein Koloss dieser Größe konstruiert? Wer ist daran beteiligt und wie viel Zeit vergeht bis zum Stapellauf? Die Sonderausstellung „Steel and Bytes – Ein Schiff entsteht“ funktioniert wie eine gläserne Werft: Von der Idee bis zur Fertigstellung sind alle Stationen des 20-monatigen Bauprozesses am Beispiel der „Neuenfelde“ erlebbar. Gäste übernehmen für das Team auf der Werft und lösen mittels Joysticks, Handscanner und Schweißgerät Arbeitsvorgänge aus. Sie schauen diversen Mitarbeitenden via digitaler Anwendungen über die Schulter, bis die „Neuenfelde“ in See stechen kann.

„Häfen, Werften und Schifffahrt prägen die Entwicklung an der Weser schon seit Jahrhunderten und sind bis heute ein wichtiger Wirtschaftsfaktor im Land Bremen. Ich freue mich über den Brückenschlag, den die neue Ausstellung leistet, vom Kogge-Bau im Mittelalter bis hin zum Schiffbau der Gegenwart“, sagt Dr. Claudia Schilling, Senatorin für Wissenschaft und Häfen der Freien Hansestadt Bremen, und Stiftungsratsvorsitzende des DSM.

„Mit der neuen Sonderausstellung schließt sich im DSM ein Kreis: Besuchende vergleichen den mittelalterlichen Schiffbau der Kogge unmittelbar mit dem von heute. Das passt zum anstehenden Jubiläum des Kogge-Funds, der sich am 8. Oktober zum 60. Mal jährt, ebenso wie zum Land Bremen als maritimem Standort“, sagt Prof. Dr. Ruth Schilling, Geschäftsführende Direktorin des DSM. „Musealer Ansatz und neueste Kenntnisse aus dem Schiffbau fließen für die Schau ineinander. Wir zeigen sehr anschaulich, dass der Bau eines Schiffes ein komplexer Kraftakt und vor allem ein Gemeinschaftsprojekt ist.“ Schilling freut sich auf viele Museumsgäste, die ihre Erfahrungen auf der Werft mit dem DSM teilen.

Die Sonderausstellung entstand in Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für Großstrukturen in der Produktionstechnik (IGP) in Rostock, der Potsdamer Gestaltungsagentur „Xenorama – Studio für Audiovisuelle Kunst“ und der Reederei Bartels. Sie ist bis zum 8. März 2023 in der Kogge-Halle des DSM zu sehen.