2.000 Menschen folgten dem Ruf des Bündnisses „Cuxhaven für Respekt und Menschenwürde“, um ein deutliches Zeichen für Demokratie und gegen Rechtsextremismus zu setzen   Foto: tw

CUXHAVEN tw ∙ „Mors hoch …“ – mit diesem Spruch auf ihrem Plakat machte die Regionale Arbeitsgruppe des Vereins „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ deutlich, worauf es bei der zweiten Großkundgebung für Demokratie und gegen Rechtsextremismus mit gut 2.000 Menschen auf dem Ritzebütteler Marktplatz ankam.
„Es reicht nicht aus, nur nicht rassistisch zu sein. Wir müssen aktiv antirassistisch sein“, hieß es von Seiten des Jugendbeirats Cuxhaven. „Es ist unsere Pflicht als Gesellschaft, uns aktiv für Respekt und Gleichberechtigung einzusetzen.“ Die Jugendlichen riefen dazu auf, nicht mit Vorurteilen, sondern mit Respekt und Offenheit aufeinander zuzugehen. „Nur so können wir eine Welt schaffen, in der jeder die gleichen Chancen hat, egal ob dieser Mensch männlich oder weiblich ist, egal wo er herkommt, welchem Glauben er folgt und egal welcher Hautfarbe er ist.“

Was es heißt, ganz real Opfer von Rassismus und Diskriminierung zu sein, machte eine Rede von Ibrahim Arslan deutlich. Bei dem von Rechtsextremisten verübten Brandschlag von Mölln auf zwei von türkischen Familien bewohnte Häuser 1992, wurden seine Großmutter, seine Schwes­ter und eine Cousine getötet und weitere, wie er selbst, schwer verletzt. Da er krankheitsbedingt an diesem Tag nicht dabei sein konnte, wurde seine Rede von Konrad Geesmann, Diakon i.R., vorgetragen. Arslan mahnt, sich nicht nur an das Leid der Betroffenen zu gewöhnen, sondern auch an deren Widerstände, Kämpfe und ihre Perspektiven. Denn Opfer und Überlebende seien keine Statisten, sondern Hauptzeugen des Geschehens. „Erst wenn Betroffene ihre Geschichten erzählen, ihnen zugehört wird und wir uns darüber austauschen, was Ungerechtigkeit ist und wie die Gerechtigkeit aussehen kann, können wir auch die Spielregeln dieser Gesellschaft und gegenwärtige Erzählungen verändern.“

Dass ein bloßer Appell gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit nicht ausreiche, den Geist zurück in die Flasche zu bekommen, zeigte Laura Pooth, Vorsitzende des DGB Nord auf. Viele Menschen würden sich durch einen wachsenden Niedriglohnsektor, einer gro-ßen Zahl von Betrieben ohne Tarifbindung, die Senkung der Reallöhne und die steigende Gefahr von Altersarmut abgehängt fühlen. Und dann dem Irrtum erliegen, eine Partei am rechten Rand würde sie aus der Misere führen. „Lasst uns klar sagen, dass ist eine gewaltige Illusion! Bei deren neoliberalen Agenda aus Privatisierung und Deregulierung, springt für die breite Masse der Gesellschaft nichts, aber auch gar nichts heraus.“
Als Gewerkschafterin hatte sie deshalb auch einen Aufruf an die Regierung dabei. „Sie müssen mit ihrer Politik dafür sorgen, dass für jeden Menschen eine gerechte Verteilung von Vermögen, Chancen und Möglichkeiten gewährleis­tet ist.“

An diesem Tag stellten sich auch die „Omas gegen Rechts“ vor. Sie wüssten, dass das, was war, wieder geschehen könne. Deshalb gelte es zusammenzustehen.
Dass dies alles keine unlösbare Aufgabe ist, machte Oberbürgermeis­ter Uwe Santjer deutlich, denn „wir können nicht die ganze Welt retten, aber wenn wir Einzelnen helfen können, ist schon viel erreicht.“