LANDKREIS ano/sh ∙ Die Landtagswahl am Sonntag, 9. Oktober, verspricht nicht nur in den zwei Wahlkreisen im EWK-Verbreitungsgebiet spannend zu werden. Im Wahlkreis 58 Cuxhaven-Hadeln konnte sich 2017 SPD-Kandidat Uwe Santjer deutlich mit 48,2 Prozent gegen CDU-Konkurrent Thiemo Röhler mit 34 Prozent bei den Erststimmen durchsetzen. Santjer ist mittlerweile seit einigen Jahren Oberbürgermeister in Cuxhaven. Jetzt tritt Oliver Ebken (SPD) gegen Röhler an, der vor fünf Jahren über die Landesliste ins Parlament einzog.

Im Wahlkreis 57 Geestland waren 2017 die Ergebnisse umgekehrt. Hier hatte Lasse Weritz (CDU) mit 43 Prozent bei den Erststimmen die Nase vorn und Jan Tiedemann von der SPD hatte mit 37,9 Prozent das Nachsehen. Jetzt werden die Karten völlig neu gemischt, denn mit Sozialministerin Daniela Behrens (SPD) und dem Gastronom Claus Seebeck (CDU) treten zwei neue Kandidaten an – Ergebnis völlig offen.

Weniger spannend, aber dennoch genauso wichtig, ist eine weitere Wahl, die am Sonntag ansteht: die des Landrates für den Landkreis Cuxhaven. Diese Wahl wurde notwendig, nachdem der amtierende Landrat Kai-Uwe Bielefeld (Parteilos) seinen vorzeitigen Rückzug zum Jahresende angekündigt hatte.

Einziger Kandidat ist der derzeitige Bürgermeister der Stadt Geestland Thors­ten Krüger (SPD, Foto: sh). In einem parteiinternen Auswahlverfahren hatte er sich knapp gegen den Ersten Kreisrat Friedhelm Ottens durchgesetzt und erfuhr anschließend die Unterstützung von CDU, Grünen und FDP.

Der 56-jährige Diplom-Verwaltungswirt, dessen inhaltliche Positionen wir in den letzten beiden und in der heutigen Ausgabe vorstellen, setzt auf drei Schwerpunkte: Nachhaltigkeit, Arbeit-Wohnen-Leben, Verwaltung und Wir. Über allem steht für ihn der Begriff der „Enkeltauglichkeit“. Will heißen: alle Entscheidungen, die heute getroffen werden, müssen so gestaltet sein, dass sie auch künftigen Generationen zum Vorteil geraten.

In einer dreiteiligen Gesprächsrunde wollte der Elbe Weser Kurier von Landratskandidat Thorsten Krüger wissen, wie er sich die Zukunft des Kreises Cuxhaven vorstellt und welche Ziele und Prioritäten er bei einer gewonnenen Wahl setzen möchte. Bei dem dritten Gespräch in Langen und an seinem Lieblingsort im Cuxland, am Deich in Imsum, standen der Bereich Verwaltung und das Schlagwort „WIR“ im Fokus. Die Verwaltung sei ein wichtiger Schlüssel, um die nachhaltige Entwicklung im Cuxland voranzutreiben und ein neues WIR-Gefühl zu schaffen.

„WIR“

Thorsten Krüger sieht sich selbst als Zukunftsopti­mist. „Bei all den Krisen in der Welt dürfen wir die Lust auf Zukunft nicht verlieren. Wir haben eine Verantwortung für die kommenden Generationen.“ Und in Verantwortung sieht er dabei nicht nur die gewählten politischen Vertreter und die Verwaltung, sondern jeden Einzelnen. Es gelte, Probleme sachlich zu erfassen und diese in einem konstruktiven Dialog aufzulösen. Während viele ein halbgefülltes Glas als „halbvoll“ oder „halbleer“ bezeichnen, sieht Thorsten Krüger in dieser Metapher vor allem das Gestaltungspotenzial bis zum Glasrand. Motivation und Wertschätzung seien entscheidend für Erfolg, sagt Thorsten Krüger und nennt ein Beispiel: „Wenn ich meinem Kind sage ‚Du hast acht von zehn Fragen richtig beantwortet‘, hat das eine ganz andere Wirkung, als wenn ich sage ‚Du hast zwei von zehn Fragen falsch beantwortet‘.“ Motivator will Thorsten Krüger auch in der Verwaltung sein. Nach dem Motto: die Stärken stärken. Eines ist ihm besonders wichtig: das Mitein­ander. „In Geestland sehen wir, was eine Gemeinschaft erreichen kann, wenn alle an einem Strang ziehen und für die gleichen Ziele kämpfen.“

Stabile Finanzen

Für eine gute Kreispolitik braucht es laut Thorsten Krüger eine stabile Finanzlage. „Geld muss in den Kassen sein, bevor es ausgeben werden kann.“ In den nächsten Jahren sei mit rückläufigen Einnahmen zu rechnen. Diese Entwicklung darf nicht alleine auf den Bürger abgewälzt werden. Mit Finanzen kennt Thorsten Krüger sich bestens aus. In Geestland hat der Bürgermeister den Haushalt in enger Zusammenarbeit mit Verwaltung und Politik konsolidiert. „Ohne Disziplin und ohne den Willen zur Veränderung wäre das niemals möglich gewesen.“ Beim Thema Geld sei aber auch mal das Land Niedersachsen gefragt, betont Thorsten Krüger. Und weist exemplarisch auf zwei Problemfelder hin, bei denen er das Land in finanzieller Verantwortung sieht. „Es ist Aufgabe des Landes, die Landkreise bei den Kita-Beiträgen und bei der Flüchtlingsfrage nicht alleine zu lassen.“ Die finanzielle Situation der Kommunen und Kreise müsse besser sichtbar gemacht werden. Dass der Kreishaushalt da mitunter mit den kommunalen Haushalten im Wettstreit steht, sei ihm bewusst. „Wir müssen auf Augenhöhe zusammenarbeiten und auch mal Verständnis für die andere Seite aufbringen. Sonst kommen wir nicht voran.“
Die Verwaltungsstruktur müsse sich in Zukunft durch mehr Bürgernähe auszeichnen. Dafür seien kleine und große Veränderungen nötig. „Ein kurzer Draht ins Kreishaus ist wichtig für die Menschen, die ihr Anliegen schnellstmöglich abgearbeitet haben wollen.“ Einfache und verständliche Kommunikation sei das A und O.

Potenziale besser nutzen

Für eine agile Verwaltung will Thorsten Krüger vorhandene Potenziale besser nutzen, beispielsweise mit Blick auf die Zusammenarbeit der Verwaltungsbereiche. Für attraktive Arbeitsbedingungen in der Verwaltung sei es auch wichtig, sich digital weiterzuentwickeln und Angebote zu schaffen, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessern. „Wenn wir Mitarbeiter halten oder gar neu gewinnen wollen, müssen wir uns als attraktiven Arbeitgeber positionieren.“

Thorsten Krüger sieht die Digitalisierung und die Möglichkeit zum mobilen Arbeiten als zentrale Voraussetzung. Die Digitalisierung komme den Bürgern zugute. Je mehr sie vom heimischen Computer aus erledigen könnten, umso besser. „Nicht jeder Gang zum Kreishaus ist wirklich nötig.“