Auch wenn die Aussichten nicht rosig erscheinen, wollen sich Gerd Engelbrecht, Hans-Joachim Stehr und Oliver Kriebel nicht ihren Optimismus nehmen lassen Foto: tw
BREMERHAVEN tw ∙ Das Konjunkturbarometer steht auf ‚Aprilwetter‘. Wir wissen nicht wo die Reise hingeht“, sagte am Donnerstag letzter Woche Oliver Kriebel, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Bremen, bei der Vorstellung des aktuellen Konjunkturberichts am Hauptstandort der Stadtbäckerei Engelbrecht.
Steigende Energiepreise, Lieferkettenstörungen und Materialpreisschwankungen machten den Betrieben das Leben schwer. Aufträge, Preise und Materialien ließen sich immer schwerer planen. Hinzu komme der Fachkräftemangel in allen Bereichen.
Mit aktueller Geschäftslage grundsätzlich zufrieden
Insgesamt wird die Geschäftslage noch positiv bewertet. Rund 90 Prozent der teilnehmenden Unternehmen sind mit ihrer aktuellen Geschäftslage grundsätzlich zufrieden, knapp 85 Prozent erwarten eine gleichbleibende oder verbesserte Geschäftslage.
Dabei zeigt sich jedoch je nach Gewerk ein differenziertes Bild. So ist vor allem im Bauhandwerk die Lage noch gut, vor allem im Bereich Ausbau seien die Aussichten noch positiv. Ganz anders im Nahrungsmittelbereich. Hier bewertet nur die Hälfte der Betriebe die Geschäftslage als gleichbleiben oder positiv. Für die Zukunft erwarten 86 Prozent rückläufige Zahlen. Und im Gesundheitsbereich überwiegt die Skepsis. Nur 7,1 Prozent berichten von positiven Entwicklungen.
Und das sei ein „schon fast zu positives Bild“, so Kriebel. Liegt die Umfrage doch schon ein paar Wochen zurück und die äußeren Umstände hätten sich nicht gebessert. Und der Trend zu mehr Umsatz aber kein Gewinn sei keine gute Entwicklung.
Es müsse etwas passieren, damit den Unternehmen über den Wintern geholfen wird, sagen auch Fleischermeister Hans-Joachim Stehr, Vizepräses der Handwerkskammer Bremen und Gerd Engelbrecht, Geschäftsführer der Stadtbäckerei Engelbrecht. Die angekündigte Gaspreisbremse im März komme zu spät. „Dann ist der Winter vorbei.“
Anhand seines Betriebs machte Stehr deutlich, vor welchen Problemen die Unternehmen stünden. „Ich soll den neunfachen Gaspreis, den sechsfachen Strompreis zahlen, 40 Prozent mehr fürs Fleisch – das passt nicht zusammen.“ Denn es sind Erhöhungen, die er nicht einfach eins zu eins an die Kunden weitergeben kann. Ein Hackepeterbrötchen müsste nach betriebswirtschaftlicher Rechnung mindestens fünf Euro kosten. „Aber dann kauft keiner mehr bei uns.“ Engelbrecht geht es nicht anders. Die Gaspreise gehen durch die Decke, das Getreide sei 90 Prozent teurer, der Zucker koste das Doppelte.
Plädoyer für die Innungen
Doch die beiden wollen nicht lamentieren. „Mit optimistischen Denken wird es weitergehen“, sind die beiden überzeugt. Denn gerade in der heutigen Zeit mit ihren Krisen wollen sie ihren Kunden noch etwas bieten. Dabei erleben sie auch immer wieder Verständnis bei ihren Kunden für nicht vermeidbare Preiserhöhungen. Ein Verständnis, dass sie sich auch von der Politik erhoffen, nicht nur durch Sonntagsreden, sondern praktisches Handeln.
Vor diesem Hintergrund hielten sie auch ein Plädoyer für die Innungen. „Sie bieten einen starken Rückhalt, bieten viele Informationen, man ist immer auf der sicheren Seite“, zählte Stehr die Vorteile auf. Das kann Gerd Engelbrecht, Geschäftsführer der Stadtbäckerei Engelbrecht nur bestätigen. Wie schon zu Beginn der Corona-Zeit sei das Bäckerhandwerk vergessen worden. „Durch die Innung finden wir gehör und sind politisch geworden.“ Und nannte als Beispiel die Demonstrationen, mit denen die Bäcker auf ihre Situation aufmerksam gemacht hätten.