SSK-Bereichsdirektor Florian Voigt-von Ahnen, SSK-Vorstandsmitglied Kai Mangels, Schuldnerberaterin Lore Barmeyer, Superintendent Albrecht Preisler und SSK-Bereichsdirektor Thomas Westphal Foto: hgi
CUXHAVEN hgi ∙ Finanzielle Probleme und Schulden sind den meisten Menschen unangenehm. Sie sprechen nicht darüber und bleiben mit ihren Ängsten, Sorgen und Nöten allein. Das muss nicht sein. Wenn die Existenz der Familie finanziell gefährdet ist, Gläubiger Druck ausüben und der Gerichtsvollzieher aus- und eingeht oder Gehalt gepfändet wird, bietet die Schuldnerberatung der Diakonie Cuxland unter anderem, Information und Beratung.
Die Diakonie Cuxland deckt mit den Kirchenkreisen Cuxhaven-Hadeln und Wesermünde den gesamten Landkreis ab. Die drei Geschäftsstellen befinden sich in Cuxhaven, Cadenberge und Bederkesa. Ansprechpartner sind: Yvonne Hünken (Cuxhaven), Martin Wrede (Cadenberge) und Lore Barmeyer (Bederkesa). Alle Mitarbeiter sind speziell qualifiziert und entsprechend geschult. Die Diakonie Cuxland bietet den Beratungskräften Supervisionen an. Regelmäßige Treffen sorgen für offenen Austausch.
Terminvereinbarungen sind werktags von 9 bis 17 Uhr möglich und Sprechstunden werden vor Ort angeboten, sodass nicht schon die Anfahrt eine Barriere bedeutet.
Die Stadtsparkasse Cuxhaven unterstützt seit Jahren die Arbeit der Diakonie, in diesem Jahr die Schuldnerberatung der Diakonie Cuxland mit 9.500 Euro. Bei dieser Zuwendung handelt es sich um Mittel aus dem sozialen Reinertrag der Sparkassen Lotterie „Sparen und Gewinnen“.
Bundesweit ist ein deutlicher Anstieg der Schulden zu verzeichnen. Schuldnerberaterin und Volljuristin Lore Barmeyer, die gemeinsam mit dem Superintendenten des Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises Wesermünde, Albrecht Preisler, den Scheck in Empfang nahmen, bestätigte einen starken Zulauf von Beratungen im jetzigen Jahr. „2020 waren es bei mir 67 Beratungen, 2021 bereits 79 und in 2022 sind es bisher 108 Beratungen“, sagte sie. „Und das Jahr ist noch nicht zu Ende.“
„Die Schuldnerberatung befindet sich in sehr bewegenden Zeiten“, weiß SSK-Bereichsdirektor Thomas Westphal. „Einmal sind es die Folgen des Ukraine-Krieges und damit die starken Auswirkungen auf Wirtschaft und Inflation. Hauptursache für die vorherrschende hohe Inflation sind nach wie vor enorme Preiserhöhungen bei den Energieprodukten sowie auch bei den Nahrungsmitteln und Mieten.
Da seien anziehende Nachfragen zu erwarten, so Lore Barmeyer. Im nächsten oder sogar übernächsten Jahr sei der Ansturm größer, denn ihrer Erfahrung nach tauchen die Menschen mit finanziellen Schwierigkeiten überwiegend auf, „wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist“. Die Hemmschwelle sei sehr groß, zumal viele Personen unverschuldet in die Lage gekommen sind, etwa wegen Krankheit, Arbeitslosigkeit, Trennung.
„Wir können nur helfen, wenn wir angesprochen werden“
Mit Aufklärungsprojekten, zum Beispiel in Schulen und Seniorenkreisen sollte versucht werden, dass offen mit dem Thema umgegangen wird. Es sei schwer, Hilfe zu leisten, da viele Menschen nach außen den Schein wahren wollen. Dabei sei es immer besser, so früh wie möglich, Schuldnerberatung in Anspruch zu nehmen. Selbst wenn die Einsicht da ist, ist für viele der Überblick in die ganze Verstrickung nicht einfach. „Wir können nur helfen, wenn wir angesprochen werden. Alles ist vertraulich!“
„Unsere Schuldnerberatung wird finanziert aus Mitteln des Landes Niedersachsens und aus eigenen diakonischen Mitteln der evangelisch-lutherischen Kirchen sowie aus Zuweisungen der Landeskirche aus Kirchensteuermitteln“, erklärt der Superintendent. Das beträfe auch die anderen Angebote der Beratungsstellen. Die Beratungspauschale des Landkreises decke diese Aufwendungen nicht. „Wir haben uns in der Diakonie Cuxland ganz bewusst entschieden, diesen Arbeitsbereich aufrecht zu halten. Deswegen sind wir sehr dankbar für die Spende und freuen uns über die Unterstützung der Arbeit.“
Die Probleme, Schulden zu haben, treten in jedem Alter auf. Es gibt junge Leute, die schon ab dem 20. Lebensjahr Jugendschulden, zum Beispiel wegen Drogen, mit sich herumtragen. Zunehmend tritt auch die Altersarmut auf, weiß Lore Barmeyer. Bei Älteren sind die Ängste, dass Nachbarn oder der Vermieter von den Schulden erfährt, noch größer. Sie wollen die Fassade erhalten. „Den meisten helfe ich, indem ich sie in die Insolvenz bringe“, erzählt die Schuldnerberaterin. Dazu müsse erst einmal ein Formularwust entrümpelt werden. „Wenn die Betroffenen sich dann entschieden haben und das Verfahren eröffnet ist, stellt sich Erleichterung bei ihnen ein, da sie endlich ‚Licht am Ende des Tunnels‘ sehen. Der Druck ist weg.“
Die Privatinsolvenz sei ein Schritt in ein neues Leben. Manchmal ist es auch möglich, außergerichtlich eine Lösung zu finden. Das Ziel sei, den Menschen zu helfen, deshalb heiße es bei der Diakonie „Soziale Schuldnerberatung“, so Albrecht Preisler.