Die Augen bekamen etwas geboten – ein Erntewagen war prächtiger als der andere    Foto: jt

ODISHEIM jt ∙ Dichtgedrängt standen die Menschen um den Bierstand mitten auf dem Dorfplatz in Odisheim. Nicht nur, um ein Bierchen zu trinken. Der Dachüberstand bot ein wenig Schutz vor dem einsetzenden Regenguss. . Eigentlich warteten Dorfbewohner und Gäste auf den traditionellen Ernteumzug und nicht, dass ausgerechnet in dem Moment der Himmel seine Schleusen öffnete.

„Zwischen den Schauern ist es immer trocken“, sagte eine ältere Frau und zwinkert mit den Augen. „Das ist nur eine Schütte.“ Und recht hatte sie. Fünf Minuten später strahlte die Sonne vom Himmel.

Das Erntedankfest gehört zu den traditionellen Bauern-Feiertagen beider großer christlichen Kirchen. Es wird am letzten Sonntag im September oder am ersten Oktobersonntag gefeiert. Nach dem Dankgottesdienst in der geschmückten Kirche versammelte sich die Gemeinde und Besucher im Dorfzentrum vor der Heimatstube.
In Odisheim findet alle zwei Jahre ein traditioneller Ernteumzug satt, der letzte 2018. Wegen Corona fiel der für 2020 geplante leider aus. Über 50 Festwagen standen am letzten Sonntag in den Startlöchern, als Bürgermeister Stefan Skowron alle Gäste begrüßte, darunter den Landtagsabgeordneten Thiemo Röhler, den Samtgemeindebürgermeister Land Hadeln Frank Thielebeule, seinen Vorgänger Harald Zahrte, den Ehrenbürgermeister Erich Janssen, die Bürgermeis­terin der Gemeinde Wanna Nicole Friedhoff, den Bürgermeister und Vorsitzender des Kreisbauernverband Land Hadeln Heino Klintworth und Pas­tor Thomas Hirschberg.

Frank Thielbeule zollte den Landwirten Anerkennung, dass sie für sichere Lebensmittelerzeugung gesorgt und trotz Trockenheit die Ernte eingebracht haben. „Ich freue mich, dass Tradition, Brauchtum und Gemeinschaftsgeist in unserer Region Bestand haben“, sagte er. „Haltet weiter zusammen und schaut optimis­tisch in die Zukunft.“

„Nachhaltig ist, wenn die Bürger in den hiesigen Geschäften einkaufen, Handwerker von hier beschäftigen und bei den Bauern vor Ort kaufen“, betonte Heino Klintworth. „Es ist schön, in einer Gemeinde zu leben, die übersichtlich ist.“

Kaum hatten sich die wunderschön geschmückten Wagen in Bewegung gesetzt, setzte der nächste Regenschauer ein. Das hinderte die Menschen am Wegesrand nicht, den Wagen zuzujubeln. Einige Regenschirme eigneten sich wunderbar zum Auffangen der Bonbons für die Kinder. Und das Warten wurde kurze Zeit später wieder mit Sonnenstrahlen belohnt.

Der Erntedanksonntag ist dafür da, für die Sonnenstrahlen zu danken, denn sie sorgen für süße Früchte. Aber auch der Regen hat Dank verdient, denn er gibt den Pflanzen Kraft, damit sie nicht vertrocknen und der Erde danken wir für gute Böden, die dafür sorgen, dass die Ernte reifen kann.