Dr. Stefan Woltering empfiehlt in Sachen Hafenbaggergut einen Blick zum Nachbarn Niederlande zu werfen   Foto: sh

CUXHAVEN sh ∙ Das wäre ja zu schön, um wahr zu sein. Gibt es eine finanzierbare Alternative zur bislang gewählten Methode, anfallenden Hafenschlick – ob konterminiert oder nicht – nicht weiter ein paar Seemeilen vom Hafen entfernt im Meer zu verklappen, sondern ihn sach- und umweltgerecht zu lagern und gegebenenfalls in der Zukunft als Baustoff zu nutzen? Diese Meinung vertritt jedenfalls Dr. Stefan Woltering, der auf Einladung der Cuxhavener Kreisgruppe der FDP zu einem Vortrag im Restaurant Oberdeck anreiste.

Kein Wahlkampf, sondern Informationsveranstaltung

Der Kreisvorsitzende der FDP Günter Wichert verwies in seiner Begrüßung von Dr. Stefan Woltering darauf, dass das Thema Hafenschlick, insbesondere des Hamburger Baggerguts, von parteiübergreifendem politischem Interesse und deshalb eben für alle Wählergruppen von Interesse sei. So freue er sich, so Günter Wichert, auch Vertreter von CDU, SPD und Grünen bei der Veranstaltung begrüßen zu können. Und tatsächlich, trotz angekündigter Teilnahme des angekündig­ten Bundesfraktionsvorsitzenden Christian Dürr und tatsächlich angereistem niedersächsischem Bundestagsabgeordneten Dr. Gero Hocker unterblieb ein direkter Landtags-Wahlkampf. Es stand das Thema im Mittelpunkt und nicht eine Partei.

Fakten, Theorien und ein mutmachender Ausblick

Um es vorwegzuschreiben, ja, es gibt Alternativen zum stupiden Verlagern von Hafenschlick im Meer. Wobei Dr. Stefan Woltering klar machte, das Ausbaggern von Häfen sei durch natürliche Gegebenheiten unabdingbar. Denn fließendes Wasser führt, je nach Geschwindigkeit der Strömung, Bodenmaterial verschiedenster Korngrößen und organische Schwebstoffe mit. Sinkt die Fließgeschwindigkeit, lagern sich zunächst die schwereren Teile, später die leichteren Teile ab. Und da Flüsse zur Mündung hin stets breiter werden, verlangsamt sich die Fließgeschwindigkeit. Insbesondere offene Häfen sind so natürliche Sedimentationsgebiete. Solange Häfen also betrieben werden, fällt auch Baggergut an. Zumal durch den Klimawandel die Wasserfracht der Flüsse sinkt. Das „Spülen“ während ausbleibenden Frühjahrshochwassers entfällt zunehmend. Und die organischen Bestandteile und die tonmineralischen Bestandteile des Baggergutes neigen dazu Schadstoffe, die im Wasser gelöst sind oder eingetragen werden, zu binden.

Vor dem Problem mit dem Baggergut richtig umzugehen, stehen auch die Niederländer. Die haben jedoch schon, wie Dr. Stefan Woltering meint, eine der Sache angemessene Lösung gefunden. Die sind mit „The Slufter“ am Rande des Rotterdamer Hafens einen innovativen Weg gegangen. Ein großes Becken soll über die nächsten Jahrzehnte den Hafenschlick aufnehmen und speichern. Durch die Anlage des Beckens ist ein Abtragen in die See vermieden worden und auf Jahre selbst konterminierter Schlick sicher aufgehoben. Auf Jahre gesehen wird sich der Schlick selbst „entgiften“ und entweder zur Landgewinnung beitragen oder als Baumaterial für Deiche und Küstenschutz zur Verfügung stehen. Das wäre zu schön, um wahr zu sein. Denn es gibt einen Haken. Und der liegt beim Geld. Das müsste man reichlich in die Hand nehmen. Und zusätzlich vorausschauend planen. Man muss nicht nur auf Berliner Flughafen, Stuttgart 21 oder die A20 schauen, um neidvoll über die niederländische Grenze hinweg so seine Zweifel zu haben. Eine Alternative zu der Verklappung auf See ist die „Beckenidee“ aber allemal.