Angelika Becker und ihre Mitstreiterinnen freuen sich, dass es viele positive Beispiele von Frauen in (un)typischen Berufen gibt     Foto: tw

LANDKREIS tw ∙ „Man kann fast alles schaffen, wenn man es nur wirklich will und wenn man hart dafür arbeitet. Man sollte sich nie davon beeinflussen lassen, dass einem andere Menschen etwas nicht zutrauen“, sagt Bettina, Fregattenkapitänin und Leiterin für die Ausbildungsleiterin für den Marinehubschrauber Sea Lynx. Sie ist eine von zehn Frauen, die seit gestern in einer Ausstellung im City Center in Cuxhaven mit ihren eher „frauenuntypischen“ Berufen vorgestellt werden. „Frauen un(d) typisch“ ist die Ausstellung passenderweise benannt, will sie doch auch mit Stereotypen und Vorurteilen aufräumen.

Chancengerechtigkeit und Gleichstellung

Pünktlich zum Internationalen Frauentag am 8. März hat das Frauennetzwerk im Landkreis Cuxhaven, zu dem die Gleichstellungsbeauftragten, der Frauenrat, die Kreisverbände der Landfrauenverbände, der DGB, die Caritas und der Paritätische gehören, die Ausstellung auf die Beine gestellt. Vor 111 Jahren fand der Internationale Frauentag zum ersten Mal statt. Ein Tag der daran erinnert, dass es mit Chancengerechtigkeit und Gleichstellung noch ein weiter Weg ist. In diesem Jahr heißt das Motto: „Stoppt die Voreingenommenheit“. Denn auch heute noch müssen sich Frauen und Mädchen mit Stereotype und Vorurteile auseinandersetzen ebenso wie mit den Folgen sozialer Ungleichheit aufgrund von Kategorisierungen. Fast auf den Tag genau fällt auch in diesem Jahr der Internationale Frauentag mit dem „Equal Pay Day“ zusammen, der symbolisch den Tag markiert, bis zu dem Frauen umsonst arbeiten. Die „Gehalts-Lücke“ beträgt immer noch 18 Prozent, das heißt 66 Tage an denen Frauen umsonst arbeiten. Er fiel damit auf den 7. März. Eine Lohnlücke, die auch entstehe, weil Frauen oft in unterbezahlten frauentypischen Berufen, wie Verkäuferin, Frisörin oder Erzieherin arbeiteten.

„In unserer Ausstellung stellen wir deshalb Frauen vor, die ein Vorbild sein können“, so Angelika Becker, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Cuxhaven. Hierzu gehören unter anderem eine Dachdeckermeisterin, eine Polizeioberkommissarin oder eine Ingenieurin, die auf Roll-Ups mit ihrem Beruf und ihren Werdegang vorgestellt werden.

„Mittlerweile akzeptiert mich jeder.“

Für Mascha Luhn, Anlagenmechanikerin für Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik, ist es wichtig zu zeigen, „dass auch Frauen es im Handwerk draufhaben und sich nicht verstecken sollten.“ Ganz zu Anfang musste sie erst einmal beweisen, dass sie es ernst meint in so einem Beruf zu arbeiten, gibt sie zu. „Mittlerweile akzeptiert mich jeder.“ Und der berufliche Weg von Elektromeisterin Martina Rybakowski zeigt, dass es sich lohnt auch Abseits eines gewohnten Weges zu schauen. Bei ihr war es die fehlende Perspektive als Lehrerin arbeiten zu können, da es einen Einstellungsstopp gab. „Heute bin ich sehr froh, diesen Beruf ergriffen zu haben, denn ich erziele sichtbare Ergebnisse. Wenn ich etwas repariere, einen fiesen Fehler gefunden oder etwas installiert habe, erfüllt mich das mit Stolz.“ Ein für sie sie nicht nur erfüllender, sondern auch erfolgreicher Weg. Seit sechs Jahren ist sie Obermeisterin der der Elektroinnung Cuxhaven-Land Hadeln und vor zwei Jahren wurde sie auch stellvertretende Landesinnungsmeisterin.

„Geschlechtergerechtigkeit ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und stärkt unsere Demokratie. Auch in Pandemiezeiten muss Lohngerechtigkeit und alle Maßnahmen, die uns diesem Ziel ein Stück näherbringen, Thema bleiben“, betont auch Uta Zech, Präsidentin des Business and Professional Women (BPW) Germany in einer Pressemitteilung. Auf Initiative des BPW wird der „Equal Pay Day“ seit 2008 auch in Deutschland durchgeführt und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend finanziell gefördert wird.

Die Ausstellung ist bis zum 18. März montags bis freitags von 14 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr zu sehen. Umrahmt wird sie von einer Kunstausstellung mit Werken von Sabina Siegers.