Restauratorin Annette Stams-Schmitt übergab das fertige Gemälde „Vordergründige Sonne“ in die Hände von Erika Fischer und Birte Preuß (v.l.) Foto: sh
CUXHAVEN re ∙ Ein Mann, ein Wort? Mitnichten. Joachim Ringelnatz ist ein Künstler, der Worte nicht nur schrieb, sondern auch malte. Zumindest das malte, was sich auch in seinen Worten wiederfand. Also nicht ein Wort, sondern derer viele.
Und ihn viel mit Cuxhaven verband. Seine Militärzeit zum Beispiel.
Dass ausgerechnet in Cuxhaven „sein“ Museum steht, ist kein Zufall. Schließlich wurde in Cuxhaven die Joachim-Ringelnatz-Stiftung gegründet. 2001 war das. Das passt ausgezeichnet, weil, und das ist etwas Besonderes, die „Landratte“ Joachim Ringelnatz aus der Nähe von Leipzig immer Seemann werden wollte. Und ihn viel mit Cuxhaven verband. Seine Militärzeit zum Beispiel. Zudem in seiner Literatur, in seinen Bildern und in seinem Leben im Allgemeinen. Wer wissen will, wie das genau gewesen ist, sollte dringend den Weg ins Joachim-Ringelnatz-Museum in der Südersteinstraße 44 in Cuxhaven finden. Passenderweise schräg gegenüber von Schloss Ritzebüttel.
Das Museum ist eine Folge der Gründung der Joachim-Ringelnatz-Stiftung. Die hat sich nämlich mit der Stiftungsbegründung gefunden, die Förderung der Sammlung und Pflege des Künstlernachlasses zu gewährleisten. Soll heißen, der Nachlass wird wissenschaftlich betreut und dauerhaft öffentlich zugängig gemacht. Was so ziemlich das Museum erklärt. Nicht aber, warum dieses Museum viel mehr ist, als die reine Präsenz der Gemälde des Künstlers und einer Darbietung seiner Literatur. Dafür würde in heutiger Zeit auch das schnöde Internet reichen. In dem das Museum natürlich auch vertreten ist – www.ringelnatzmuseum.de – wie auch durch Veranstaltungen und Leihgaben an auswertige Ausstellungen und Veranstaltungen. Momentan zeigt beispielsweise in Wiesbaden das Kabarettarchiv unter dem Titel „Schalkhaft und Hintergründig“ einige der Bilder Ringelnatz aus Cuxhaven. So aber wird Joachim Ringelnatz lebendig bleiben. Was in digitaler Zeit viel Wert ist. Wissen übrigens auch die Besucher. 5.000 sind es jährlich im Durchschnitt. In Coronafreien Zeiten. Was für ein Museum mehr als ordentlich ist. Und durch die Pandemie? Zugegeben, da hat man ordentlich gelitten. Was durch fast vier Monate Zwangsschließung nachvollziehbar ist. Umso erstaunlicher, dass seit dem Ende des Lockdowns zur Jahresmitte bereits fast 3.000 Menschen das Erbe von Joachim Ringelnatz sehen, hören und bestaunen wollten. Und das trotz 3 G mit Maskenzwang.
Noch bis Februar 2022 steht dort in einer Sonderausstellung unter der Ringelnatz-Gedichtzeile „Lebe, lache gut! Mache deine Sache gut!“ seine Frau im Fokus.
Für Bilder und Sonderausstellungen muss man übrigens nicht nach Koblenz oder Berlin fahren, es reicht bis zur Südersteinstraße zu kommen. Noch bis Februar 2022 steht dort in einer Sonderausstellung unter der Ringelnatz-Gedichtzeile „Lebe, lache gut! Mache deine Sache gut!“ seine Frau im Fokus. Ringelnatz nannte sie Muschelkalk und sie war seine wirkliche große Liebe. Was auf Gegenseitigkeit beruhte. Zu seinen Lebzeiten war sie nebst Ehefrau auch seine Managerin und publizierte nach seinem Tod auch seinen Nachlass weiter. Da sie sich zudem auch als Übersetzerin berühmter Autoren aus dem französischem einen Namen machte, darf mit Fug und Recht eine interessante Ausstellung erwartet werden.
Das gilt auch für alle, die erst 2022 Mut und Zeit für eine Ausstellung finden. Momentan wird für das Jahr eine Sonderausstellung zum Thema „Tiere und Ringelnatz“ geplant. Fördergelder dazu sollte es auch geben, und das geht in Richtung Hannover. Denn Ringelnatz und Tiere, das verspricht interessante Kurzweil. Seine Gemälde Giraffen im Regen sowie Elefanten in Sturm sind bei den Eigentümern angefragt.
Wer nach einem Besuch des Museums diese ganz wundervolle Arbeit der Stiftung und insbesondere der Museumsmitarbeiter wie Birte Preuß und Leiterin Erika Fischer unterstützen möchte, sollte der Ringelnatz-Gesellschaft e.V. beitreten. Sie ist der Förderverein des Museums und ermöglicht zum Beispiel so wundervolle Restaurierungen wie die des Gemäldes „Vordringende Sonne“ durch die Hamburger Restauratorin Anette Stamm-Schmitt.
Lebendig erleben, wie wissenschaftliche Arbeit an einem Nachlass aussieht und welche Ergebnisse präsentiert werden.
Überhaupt kann man in der Südersteinstraße sehr lebendig erleben, wie wissenschaftliche Arbeit an einem Nachlass aussieht und welche Ergebnisse präsentiert werden. Diese Ergebnisse verändern das Museum ständig. Und führen manchmal zu dem Punkt, dass das gesamte Haus neu konzipiert werden will. Das ist momentan der Fall. Und es wird 2022, so die Ankündigung, zu einem modernen, frischen und wissenschaftlich fundierten Museum führen. Was es allerdings jetzt auch schon ist. Joachim Ringelnatz hätte das so begründet: „Ich bin so knallvergnügt erwacht. Ich klatsche meine Hüften. Das Wasser lockt. Die Seife lacht. Es dürstet mich nach Lüften. Aus meiner tiefsten Seele zieht – Mit Nasenflügelbeben – Ein ungeheurer Appetit – Nach Frühstück und nach Leben.“