HECHTHAUSEN/OLDENDORF tw ∙ Wie kann die Zukunft auf dem Land aussehen. Es gibt viele Möglichkeiten, findet Peter Wortmann, Mitglied der Leader-Region Kehdingen-Oste. Ein Beispiel ist das Carsharing-Projekt „Dorfstromer“(Foto: Wortmann) in der Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten.
Er gilt als eine der wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit – der Klimaschutz. Doch gerade in strukturschwachen und ländlichen Regionen werden die sozialen Herausforderungen noch höher eingeschätzt, wie die Studie „Die Übergangenen – Strukturschwach & erfahrungsstark“ zeigt, die von der Berliner Denkfabrik „Das Progressive Zentrum“ in Kooperation mit der Friedrich-Ebert-Stiftung durchgeführt wurde. Vor allem die Angst vor dem Abgehängtsein, dass die eigene Region den Anschluss verliert, stand dabei im Vordergrund.
Betroffene sollten deshalb zu Gestaltern und Gestalterinnen werden, in dem sie über die Zukunft ihrer eigenen Region mitbestimmen können. Und dafür gebe es schon positive Beispiele, wie Peter Wortmann aus Estorf, Mitglied der Leader-Region Kehdingen-Oste aus eigener Erfahrung weiß.
Eigentlich wollte er am Mittwoch letzter Woche die Mitautorin der Studie, Paulina Fröhlich, stellvertretende Geschäftsführerin des Progressiven Zentrums, zu einer Veranstaltung der Leader-Region Kehdingen-Oste in Hechthausen begrüßen. Eine Veranstaltung, die aus Krankheitsgründen abgesagt werden musste. Über das Thema „Abgehängt sein in ländlichen Gemeinde“ sprach er dann im Gespräch mit dem Elbe Weser Kurier.
„Wir haben eine ganze Menge bewegen können“, sagt er über sein Engagement im Bereich Dorfentwicklung, als Mitglied im Gemeinde- und Samtgemeinderat Oldendorf sowie im Klimaschutz verbunden mit der Frage, „wo können wir noch ländliche Entwicklung machen“. Und da bot sich für ihn die Leader-Region an. Dabei interessiert ihn vor allem auch die politische Entwicklung im ländlichen Bereich und wie die Leute mitgenommen werden können. Eine Möglichkeit sei, in den Rat zu gehen, und dort die Geschicke mitzubestimmen. Für viele sei dies jedoch mit zu viel Zeit verbunden. Deshalb brauche es neue Modelle wie man Bürger an einzelnen Entscheidungen beteiligen kann. Eine Idee sei dabei der Bürgerrat. Das Besondere hierbei ist, dass die Teilnehmer nach dem Zufallsprinzip ausgelost werden und dadurch Menschen aus allen Gesellschaftsschichten vertreten sind, die gemeinsam über Lösungen für politische Probleme sprechen und diese dem jeweiligen Rat vorlegen.
Was man mit bürgerschaftlichem Engagement alles erreichen kann, hat Peter Wortmann schon selbst erlebt. Aus der Dorfentwicklung in Oldendorf heraus entstand die gemeinnützige Gesellschaft „Regionale Energie Elbe-Weser“. Im Bereich Mobilität sorgen Bürgerbus, eine Carsharing-Möglichkeit über das Projekt „Dorfstromer“ und Lastenräder, die kostenlos ausgeliehen werden können, für neue Wege in der Mobilität. Für ihn ein wichtiger Punkt, „damit die Region sich entwickeln kann und die Menschen sicher sind, dass sie sich in der Region bewegen können, ohne unbedingt ein eigenes Auto zu brauchen“.
Und auch in die Zukunft gerichtet schwebt ihm ein Projekt vor. Agri-Photovoltaik, bei der der Anbau von Früchten und Gemüse unter Solarmodulen, die sozusagen auf Stelzen stehen, möglich wird. Es gebe auch Möglichkeit darunter Getreide anzubauen, so Wortmann. Und er denkt noch einen Schritt weiter. Denn die jetzigen Erntemaschinen seien zu hoch. Kleinere Erntemaschinen oder Ernteroboter müssten her und sich vielleicht Firmen vor Ort ansiedeln, die diese produzieren und warten.
Zukunftsmusik. „Aber wenn wir jetzt nicht anfangen, können wir nicht in 50 Jahren irgendwo sein.“