Buchauswahl: Christine Lieberknecht Pressefoto Ausstellung Leseland DDR: Bundesstiftung Aufarbeitung Dieses PRESSEFOTO darf ausschließlich im Zusammenhang mit der Berichterstattung zur Ausstellung Leseland DDR und nur mit dem oben angegebenen Bildnachweis kostenfrei verwendet werden. Belegexemplare bitte an die Bundesstiftung Aufarbeitung, zu Händen Clara Marz, Kronenstraße 5, 10117 Berlin, c.marz@bundesstiftung-aufarbeitung.de

In der DDR wirkten viele Autoren, die auch Anklang im Westen fanden      Foto: Stiftung

CUXHAVEN re ∙ Sie kennen ihn auch, den geheimnisvollen Geruch alter Bücher, der einem beim Öffnen verstaubter Kisten entgegenkommt, beim Besuch einer Bibliothek oder eines verwinkelten Antiquariats. Ein Geruch, der an fast vergessene Geschichten erinnert, die beim Blättern durch die Bücher zum Leben erweckt werden.

Den Geruchssinn vermag die Ausstellung „Leseland DDR“ der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur nicht anzusprechen. Dafür laden die 20 Ausstellungstafeln mit Texten und Bildern, die vom 2. bis 30. Juni in der Stadtbibliothek Cuxhaven zu sehen sind, zu einer anschaulichen Zeitreise durch das „Leseland DDR“ ein. Ein Land, dessen Obrigkeit an die Macht des geschriebenen Wortes glaubte und es zugleich fürchtete. Wo das Lesen und Schreiben mit großem Aufwand gefördert wurde, während politisch unerwünschte Literatur in Bibliotheken nur mit einem Giftschein zugänglich war und Post und Reisende aus dem Westen nach Gedrucktem gefilzt wurden.

„Leseland DDR“ erzählt vom Eigensinn der Menschen, die sich ihre Lektüre nicht vorschreiben lassen wollten, die für rare Bücher Schlange standen und auf der Leipziger Buchmesse so manchen begehrten Titel westdeutscher Verlage heimlich in die Tasche steckten.

Die Tafeln der Ausstellung laden aber auch in die Welt der Krimis, Märchen und Science-Fiction ein, sie berichten von der Literatur aus der Sowjetunion, den schreibenden Arbeitern des sozialistischen Realismus, und sie lassen ihre Besucher in alte Kochbücher blicken.

Die Schau wirft Schlaglichter auf die grenzüberschreitende Kraft, die die deutsch-deutschen Schriftstellerkontakte, das Radio und Fernsehen, aber auch die Bücher entfalteten, die Weltreisen über die Mauern des Landes hinweg ermöglichten. Mit den Schriftstellern in der Friedlichen Revolution und der DDR als Thema in der Gegenwartsliteratur endet die Zeitreise. „Leseland DDR“ ist ein Beitrag zur Kulturgeschichte der SED-Diktatur.

Die regionale Arbeitsgruppe des Vereins „Gegen Vergessen – für Demokratie“ präsentiert diese aus Mitteln des Programms „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend finanzierte Ausstellung im Saal der Stadtbibliothek zu den Öffnungszeiten.

Zur Eröffnung der Ausstellung am Freitag, 2. Juni, um 17 Uhr (Stadtbibliothek) konnte als Gastredner der Historiker und Publizist Stefan Wolle gewonnen werden. Er ist zugleich auch der Autor der Ausstellung und wissenschaftlicher Direktor des Berliner DDR-Museums. Er gilt als ausgezeichneter Kenner der ostdeutschen Zeitgeschichte seit 1945.

Flankiert wird die Ausstellung von einem entsprechenden Bücherangebot in der Stadtbibliothek und einer Filmvorstellung am 13. Juni im Bali-Kino. Schulen sind besonders angesprochen, die Ausstellung zu besuchen.