„Das ist doch das, was gut tut, eine Bühne haben, Applaus bekommen“, so Claus Peter (r.). Und in Zeiten der Pandemie fehlte. So entstand die Idee zum Wettbewerb im eigenen Haus Foto: tw
WINGST tw ∙ Für jede Branche ist guter Nachwuchs das A und O. Doch dieser ist nicht immer leicht zu finden. Vor allem das Gastronomiegewerbe hat zurzeit stark zu kämpfen. Für Koch Claus Peter von „Peters Genusshotel“ steht deshalb im Mittelpunkt seines Wirkens auch immer die Werbung für seinen Beruf und der Einsatz für seine Auszubildende. Um ihnen in Zeiten der Pandemie mit fehlenden Wettbewerben eine Möglichkeit zu geben, ihr Können unter Beweis zu stellen, organisierte er jetzt den hauseigenen Wettbewerb „Wer kreiert das beste Fingerfood mit Grünkohl?“.
Als Thorben Grübnau, Vizepräsident Nord des Verbands der Köche Deutschlands vom neuen Event in der Wingst hörte, stand für ihn gleich fest, vorbeizukommen. Und brachte den Vizepräsidenten für den Bereich Süd, Joachim Elflein gleich mit. „Das ist eine tolle Aktion, die wir gerne unterstützen“, so die beiden, habe sich ihr Verband doch die Aus- und Weiterbildung ihres Berufsstands auf die Fahne geschrieben. „Ich brenne für Wettbewerbe und habe selbst an vielen teilgenommen“, so Grübnau, der unter anderem als Mitglied der Nationalmannschaft der Köche Deutschlands mehrfach Gold gewann und seit 2016 Teammanager der Regionalmannschaft der Köche Niedersachsen ist. Und daher weiß, welche Vorteile die Teilnahme an Wettbewerben gerade auch für Koch-Azubis hat.
„Es ist die ideale Vorbereitung auf die Gesellenprüfung“, sagt er, lernten die Auszubildenden doch mit Stress umzugehen, selbstständig zu arbeiten und Kreativität zu entwickeln. „Und das heute war die ideale Prüfungsvorbereitung“, so Elflein, erfordere Fingerfood doch besonders feines Arbeiten und Anrichten. „Und das wurde sehr schön präsentiert.“
So ein Gewusel hat die Küche in „Peters Genusshotel“ selten erlebt. Statt drei standen am Freitag und Samstag gleich acht Köche am Herd, um für die Gäste das perfekte Essen zu bereiten. Und die konnten sich auf einen doppelten Wettbewerb freuen. In Erinnerung an die Grünkohl-Weltmeisterschaft 2017, hatte Claus Peter, der damals den zweiten Platz belegte, den Weltmeister Christoph Steinhauser, Küchenchef im Burghotel auf Schönburg sowie den Drittplatzierten Torben Solheid, damals noch Koch-Geselle bei Claus Peter, heute im Hotel Strandperle in Cuxhaven tätig, eingeladen, um ihre damaligen Grünkohlkreationen wieder aufleben zu lassen.
Individuelle Fingerfood-Kreationen erdacht
Doch zuvor konnten die Gäste selbst als Jury tätig werden. Hierfür hatten die drei Auszubildenden Daniel Liebe, Luca Guerriero und Tobias Henrich von Küchenchef Christoph Steinhauser sowie der beiden Auszubildenden Maximilian Meyer und Lea Benner von Claus Peter jeweils eigene Fingerfood-Kreationen erdacht. Einzige Vorgabe: Sie mussten mit Grünkohl sein. Ohne zu wissen wer was gekocht hat, fiel die Qual der Wahl für die Gäste zwischen Blätterteigkissen mit Mango und Kohlwurst; Grünkohlburger mit Pastramischinken; Grünkohl-Cupcake mit Rauchlachs; Kartoffel-Baumkuchen mit Grünkohl und Himbeere sowie Arancini mit Grünkohl und Ricotta.
Am Ende des ersten Tages konnte sich dann unter dem Beifall der Gäste Luca Guerriero mit acht Punkten Vorsprung vor Maximilian Meyer über den ersten Platz freuen. „Deine Reiskrokette war der beste gekochte Reis, den wir heute hatten. Der war auf den Punkt gegart. Luca, das war wirklich toll“, sagte Claus Peter anerkennend. Das vor dem Hintergrund, dass auch bei den „Weltmeisterköchen“ neben Grünkohl in verschiedenen Variationen auch Reis eine Rolle spielte. Auch Christoph Steinhauser war stolz auf seine Jungs: „Das geht runter wie Öl.“
Da der Gesamtsieger jedoch erst am nächsten Tag nach der zweiten Runde gekürt wurde, war bei Maximilian Meyer der Ehrgeiz gepackt. „Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen“, sagte er, und stand am nächsten Tag gleich wieder in der Küche, um noch kleine Feinjustierungen an seinem Rezept vorzunehmen. Ein Einsatz, der sich gelohnt hat. Am nächsten Tag holte er vor seiner Kollegin Lea Benner – von ihr kamen die Blätterteigkissen, nicht nur den ersten Platz, sondern auch den Gesamtsieg. Und sicherte sich damit ein Probetraining bei der Jugendnationalmannschaft der Köche. Doch auch die anderen vier gingen nicht leer aus. Der Zweitplatzierte Luca Guerriero konnte sich über ein exklusives Kochmesser freuen, die anderen drei über eine Schmorpfanne. Preise, die vom Verband der Köche gesponsert wurden.
Und deren beiden Vertreter vor Ort zeigten sich am Ende des Abends begeistert vom Event und dem Engagement der Auszubildenden. Zwei Abende, an denen die Jungen bewiesen, dass sie sich nicht hinter den alten Kochhasen verstecken müssen. „Darf ich frech sein?“, fragte Thorben Grübner zum Abschluss schmunzelnd. „Wenn man das Fingerfood der jungen mit den Hauptgängen der gestandenen Kollegen vergleicht, ist das ebenbürtig.“