Uta Klingel und Andreas Luckhardt kümmern sich liebevoll um ihre Lenzrosen    Foto: Tonn

WINGST jt ∙ Voller Spannung warten die Züchter auf die ersten Blüten der wunderschönen Lenzrosen – Helleborus orientalis. Drei Jahre dauert es bis aus ausgewählten Mutterpflanzen durch gezielte Handbestäubung eigenständige neue Pflanzen zum ersten Mal blühen. Nach dem milden Winter öffneten sie in diesem Jahr ihre Blüten bereits zwei bis drei Wochen früher.

„Die Variabilität ist unendlich groß, so dass es eigentlich nie zwei identische Lenzrosen, sondern höchs­tens sehr ähnliche gibt“, sagt Andreas Luckhardt inmitten seiner farbenfrohen Blütenpracht. „Jahr für Jahr entstehen neue attraktive Farbkombinationen, die das Sammlerherz höherschlagen lassen“, ergänzt die Diplom-Ingenieurin für Gartenbau, Uta Klingel. Aus der ursprünglich cremefarbenen Blüte der Helleborus orientalis sind mittlerweile durch züchterische Arbeit farbige Blüten mit enormer Vielfalt entstanden, die von weiß über rosa und rot bis hin zu dunkelviolett reicht. Sie sehen immer wieder individuell aus. Zwei identische wird man kaum erblicken.
Inzwischen ist die Farbpalette um gelbe, apricotfarbene, grüne oder fast schwarze noch erweitert. Hübsch sind auch die verschiedenen Zeichnungen – von gesprenkelt, gerändert, gefüllt sowie geadert ist alles dabei.

Die großen Schalenblüten der Helleborus erinnern ein wenig an Wildrosen, weshalb sie bei uns auch Christ- und Lenzrosen genannt werden. Beide gehören der Gattung Helleborus aus der Familie der Hahnenfußgewächse an. Die Gattung Helleborus umfasst 25 Arten immergrüner Rosettenpflanzen. Ihre Heimat sind die kalkreichen Bergwälder Europas, besonders Italiens und des Balkans, der Türkei, des Kaukasus und Westchinas.

Christrosen und Lenzrosen sehen sich zwar ziemlich ähnlich, sind aber eigenständige Arten. Die Christrose (Helleborus niger) trifft man heute leider nur noch selten am Naturstandort in den Alpen an. Man findet sie häufig in Gartenkultur. Im Vergleich zur Helleborus orientalis ist sie relativ anspruchsvoll, da sie einen kalkhaltigen, lehmigen und gut durchlässigen Boden benötigt. Die Christrose öffnet ihre reinweißen Blüten bereits zur Weihnachtszeit.

„Merkwürdige Pflanze, der es ihrerseits Spaß macht, Winter und Welt auf den Kopf zu stellen und monatelang aus frischdunkelgrünen Büschen hellgrün zu blühen.“ (Karl Foerster)

Die Lenzrose erfreut zwar auch in der kargen Winterzeit, aber erst Ende Januar und dann bis in den März. Frost macht ihr nichts aus. Auch wenn die Blüten bei Minustemperaturen am Boden liegen, richten sie sich bei mildem Wetter sofort wieder auf. Die immergrüne Staude ist pflegeleicht und liebt als ursprüngliche Waldpflanze Halbschatten. Bei zu viel Sonne muss der Boden feucht sein. Am bes­ten gibt man Lenzrosen einen lichten Platz vor Sträuchern. Auf jedem normalen Gartenboden in halbschattiger Lage gedeihen Helleborus orientalis sehr gut, da sie anpassungsfähig, absolut winterhart und langlebig sind.

Aufgrund der großen Farb- und Formenvielfalt, der attraktiven Blüten und der langen Blütezeit, lassen sich Lenzrosen sehr gut für bunte Frühlingsbeete, in lichten Gehölzrandpflanzungen oder auch als frühjahrsblühende Leitstauden in kleinen Gärten wunderbar verwenden. Sie gehören zu den ganz Großen unter den Vorfrühlings- und Frühlingsblühern und verdienen einen Platz in unseren Gärten.

Als Begleitpflanzen eignen sich unter anderem Frühjahrsblüher wie Buschwind­röschen, Lerchensporn, Leberblümchen, Winterlinge, Krokusse sowie auch Gräser und Farne. Schon 300 Jahre vor Christus wurde die Christrose in einem Kräuterbuch erwähnt. Man sprach von Heilwirkung, aber auch von Giftigkeit. Pulverisiertes Rhizom wurde zu Niespulver und Schnupftabak verwendet. Letzterer sollte Schwindel vertreiben und das Gedächtnis stärken.

Noch bis zum 19. März präsentiert die Gärtnerei Klingel-Luckhardt Wingst, Fliederweg 10, die blühenden Lenzrosen in großer Farb- und Formenvielfalt. Während der Öffnungszeiten, Dienstag bis Freitag 9 bis 13 und 15 bis 18 Uhr, Samstag 9 bis 16 Uhr, kann man in Ruhe und mit dem nötigen Abstand die Blütenpracht erleben und sich den Frühling in den eigenen Garten holen. Weitere Informationen unter www.stauden-klingel-luckhardt.de.