Sieht aus, als frisst sie kleine Kinder und nennt sich Mördermuschel – etwas kurios und passt somit hervorragend ins Museum…     Foto: Museum

WREMEN sh ∙ Von wegen nettes Strandmitbringsel. Die Muschel ist mehr als eine Urlaubserinnerung oder eine gelegentliche kulinarische Mahlzeit. Die Muschel gehört trotz harter Schale zu den Weichtieren. Wer das für kurios hält, war noch nicht im Muschelmuseum in Wremen. Das bezeichnet sich selbst als „Kurios“ und glänzt mit einer Besucherverweildauer, die sich sonst nur mit den Namen Guggenheim oder Louvre verbunden wird. Wer einmal drin war, den verwundert das nicht.

Gestartet ist das Muschelmuseum als private Sammlung von Dieter Schroeter. Dem Verkehrsverein Nordseebad Wremen e. V. ist es dann 2007 gelungen, das „Kuriose Muschel Museum“, das als Privatsammlung über viele Jahre in Nordholz mit großem Erfolg beheimatet war – schließlich sahen in 15 Jahren über 160.000 Besucher die Sammlung – zu erwerben und es in neuen Räumlichkeiten in der „Alten Schule“ auf der sogenannten „Museumsinsel“ im Nordseebad Wremen zu präsentieren. Muschelinsel, weil neben dem Kuriosen Muschelmuseum noch das Museum für Wattfischerei liegt. Und ein historischer Krabbenkutter macht das Trio dann komplett. Und wie es sich gehört, zahlt man, so man will, einmal Eintritt für alles auf der Museumsinsel.

Zu sehen ist viel. Die Ausstellung des Kuriosen Muschelmuseums umfasst mehr als 4.000 Schalen und Gehäuse von Muscheln und Meeresschnecken. Darunter heimische und exotische Exemplare. Und das eine oder andere „Ding“ aus dem Meer. Einen Kugelfisch etwa, der mit fettem Grinsen ausschaut, als würde er gerne seine giftige Galle jedem Feinschmecker anbieten wollen.

Das Museum beherbergt dabei eine einmalige Sammlung von Schalen und Gehäusen von Meeres-Muscheln und See-Schnecken. Interessanterweise werden die Exponate nicht nach lateinischen Namen, Gattungen oder wissenschaftlichen Aspekten sortiert und ausgestellt, sondern mit Namen versehen, die sich aus wortkünstlerischen Fantasien und der faszinierenden Vielfalt der Formen ergeben. Sie provozieren beim Besucher immer wieder ein Schmunzeln, Nachdenken oder auch lautes Lachen und rechtfertigen durchaus den Begriff „Kurios“.

Das Konzept bringt dem Besucher die Vielfalt der Natur näher, ohne ihn belehren zu wollen. Durchaus kindgerecht, und wer noch nicht lesen kann, findet in der Malecke Gelegenheit, sich künstlerisch auszudrücken. Das Museum hat sich die Aufgabe gestellt, die Gehäuse der Muscheln und Schnecken als weltweit häufig nur als anfallendes Abfallprodukt bemerkt, ins Bewusstsein der Besucher zu bringen. Beispiel gefällig: In den reichen Ländern nur noch ein „Delikatesse“, sind Muscheln und Schnecken das „Über-Lebensmittel“ in weiten Bereichen der ärmeren Küstenbevölkerung in den Drittweltländern. Auch als Zahlungsmittel wird es eingesetzt. Wo die reichen Industrie­länder auf digitales Bezahlen setzen, hat man andern­orts das Gefühl, ein Gang an den Strand reicht, um den Dispokredit auszugleichen. Das Gefühl trügt. Das nach der Kauri-Muschel benannte Zahlungsmittel, Kaurigeld eben, ist seit gut 4.000 Jahren im Umlauf und gilt als Fälschungssicher. Und wird sogar manchmal als Schmuck getragen. Ein vergleichender Versuch mit Bitcoin und Co. verbietet sich. Wer trägt schon gern seinen Laptop am Hals.

Das Kuriose Muschelmuseum zeigt zu dem mehr als Kuriositäten. Man sieht sich in Wremen dem Meer, mindestens dem Wasser verpflichtet. Und fängt dieses auch mittels Kunst ein. So gab es zum zehnjährigen Jubiläum einen Fotowettbewerb mit einmaligen Bildern. Bilder sind sowieso ein Wremer Ausdrucksmittel. Muschelpostkarten mit „Muschelmenschen“ von Brigitte Schulte sind im Museum erhältlich. Und für alle, die das Muschelmuseum, Wremen und das Meer mit nach Hause nehmen wollen, gibt es noch den Kalender „Wremen und das Meer“.

Die Eintrittspreise sind mehr als moderat. Mit Kurkarte zahlen Erwachsene drei Euro, ohne 3,50 Euro und wer sich die Museumsinsel gesamt anschauen mag, zahlt sieben Euro. Über die Öffnungszeiten informiert man sich am bes­ten im Internet unter www.muschelmuseum-wremen.jimdofree.com.