Alexandra Stahl freut sich auf ihre Zeit im Gartenhaus am Süderwall         Foto: tw

OTTERNDORF tw ∙ Für dieses Jahr hatte sich die Schriftstellerin Alexandra Stahl gleich für mehrere Stipendien beworben. „Aber Otterndorf war mein Favorit“, sagte die 36-Jährige am vergangenen Samstag im Historischen Rathaus. Und hob dabei das Besondere des Otterndorfer Stadtschreiber-Stipendiums hervor. „Es ist toll, dass sie für alles offen sind, und den Künstlern ihre Freiheit lassen.“ Was die Chance biete, zu schauen und zu sehen was passiert, denn oft erschlössen sich erst im Nachgang, der Rückschau was einen beeindruckt und inspiriert hat. Und als sie dann auch noch das Bild vom Gartenhaus sah, dachte sie „das wäre der Jackpot“. Umso mehr freut sie sich, jetzt als 37. Stadtschreiberin in Otterndorf zu sein.

Der positive Eindruck aus dem Internet habe sich schon bei ihrer Ankunft am Donnerstag bestätigt. Von einer vierköpfigen Delegation mit Bürgermeister Claus Johannßen und der Kulturausschussvorsitzenden Ursula Holthausen mit einem Blumenstrauß empfangen, fühlte sie sich gleich willkommen.

Eine Sympathie die auf Gegenseitigkeit beruht. In Anlehnung an die Redewendung „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“ befand Ursulas Holthausen: „Eine Stadtschreiberin macht sehr wohl einen Sommer.“ Verzogen sich bei ihrer Ankunft am Donnerstag doch die Wolken und die Sonne kam hervor. Dass sich Stahl, nachdem sie 2020 schon Stadtschreiberin in der Kulturhauptstadt Rijeka in Kroatien war, auch für Otterndorf beworben haben, bezeichnet Johannßen als Auszeichnung für das Nordseebad. Doch für Stahl kommt es gar nicht in Frage, das eine Stipendium mit dem anderen zu vergleichen.

Stadtschreiberin sei nicht gleich Stadtschreiberin. Es sei immer anders, „eine neue Welt“. Eine Welt, auf die sie sich freut sie zu entdecken. Wattwandern, die Puppenstube, im Café sitzen und die Leute beobachten und einfach schauen was in Otterndorf so los ist. „Es ist schön zu hören, dass wir Sie im Stadtbild haben werden. Das finde ich richtig Klasse“, freute sich Johannßen.

Mitgebracht hat Stahl drei Bücher: Ihren Debütroman „Männer ohne Möbel“, ihren druckfrisch erschienenen Erzählband „Wenn, dann trifft es uns beide“, aus dem sie am 12. August beim Otterndorfer Kulturstrand lesen wird, sowie ihren zweiten Roman, an dem sie gerade arbeitet, und den sie hier gerne fertig schreiben möchte.

„‚Männer ohne Möbel‘ ist einfach köstlich. Ich kann es nur empfehlen.“

Auch wenn ihre Bücher nicht autobiografisch geprägt seien, fließe doch vieles aus dem wahren Leben in ihre Romane und Erzählungen ein. „Und vieles lasse ich weg, weil die Leute gar nicht glauben würden, dass so was wirklich passiert.“ Sie weiß also wovon sie schreibt. „Und ich habe keinen getroffen, der sagt, das würde nicht stimmen“. Ihre genaue Beobachtungsgabe Situation zu erfassen, ihre Tiefgründigkeit gepaart mit Humor, waren am Ende auch ausschlaggebend für die Wahl der Jury. „‚Männer ohne Möbel‘ ist einfach köstlich. Ich kann es nur empfehlen“, schwärmte Holthausen.

Von Haus aus Journalistin – sie arbeitete zehn Jahre bei der dpa mit dem Schwerpunkt Kultur und Reisen – hatte Alexandra Stahl sich schon immer für Literatur interessiert. Den Ausschlag sich ganz der Schriftstellerei zu widmen, gab ihr ihr Aufenthalt in Rijeka, wo sie von der Pandemie eingeholt wurde. „Und als ich zurückkam, gab es keine Sicherheiten mehr.“ Für sie der ausschlaggebende Punkt zu sagen, „ich mache mit meinem Leben, was ich wirklich machen möchte“.

Eine Entscheidung, die sie jetzt nach Otterndorf führte. Und in dem sie auch mit den Bürgern in Kontakt kommen möchte, nicht nur bei Lesungen, sondern auch auf der Straße. In der Überlegung ist auch eine Schreibwerkstatt. Ein augenzwinkernden Tipp hatte sie schon am Samstag parat: „Eine Idee, ein Anfang und ein Ende wären nicht schlecht.“