Daniele Palu hat nicht nur als Stadtschreiber nachhaltig für Eindruck gesorgt. Auch er war begeistert von Stadt und Einwohnern. Und er versprach: „Sie werden mich wiedersehen.“ Denn drei Wochen Aufenthalt in einem Ferienhaus, weil er aus organisatorischen Gründen aus dem Gartenhaus ausziehen musste, hatten so einen produktiven Einfluss auf ihn, dass er plant dieses Haus im nächsten Jahr wieder für eine Woche zu nutzen Foto: sh
OTTERNDORF sh ∙ „Niemals geht man so ganz“, um es mit der rheinischen Sängerin Trude Herr zu sagen. Im Falle des Autors und diesjährigen Otterndorfer Stadtschreibers kann man dies nur hoffen. Denn diese Woche verabschiedete sich Daniel E. Palu unter seinem neuen Autorennamen Daniele Palu aus der Stadt an der Medem. Nicht ohne große Abschiedslesung wollte er seine „lieb gewonnene zeitlich begrenzte Arbeitsstelle“ sang- und klanglos verlassen. Das ist ihm in der Worten wahrsten Bedeutung bestens gelungen.
In Otterndorfs Seelandhallen, in denen er bei seinem Aufenthalt an der Medem wiederholt und jedes Mal mit steigender Besucherzahl gelesen, vorgetragen und mit den Zuschauern diskutiert hatte, nahm er nun als Stadtschreiber Abschied. Wie gesagt, nicht sang- und klanglos. Und das deshalb, weil er auf der Bühne auf die Mithilfe, genauer „Mitarbeit“, seines Freundes und Musikerkollegen Ralf Grobe setzte und auch selbst ein kurzes Gastspiel als Musiker auf einer Melodica gab, die er kurz vorher erlernt hatte zu spielen. Und natürlich die Begeisterung seines Publikums. Das war nicht nur zahlreich erschienen, es war auch ein sehr diszipliniertes Publikum. So ruhig, weil begeistert lauschend, hatte man die vollständig ausverkaufte Seelandhallen noch bei keiner Abschiedslesung erlebt.
Zwei großartige Neuigkeiten hatte Palu im Gepäck. Einerseits Auszüge aus seinem neuen, dem dritten Kriminalroman und andererseits einen neuen Hauptdarsteller in seinem Roman. Überhaupt kam eine weitere Namensänderung ins Spiel, die erst beim zweiten Blick deutlich wurde. Aus dem deutsch klingenden Daniel E. Palu wurde für die neue Krimireihe auf Wunsch des Verlegers wieder sein italienischer Taufname Daniele Palu. Wurde ihm doch schon unterstellt, als Deutscher Autor der über einen italienischen Kommissar und seine ebenso italienischen Familie schreibt, einen Fall kultureller Aneignung begangen zu haben. Dabei hätte ein Blick in seine Biografie schnell ergeben das seine Eltern aus Italien stammen und er somit erlaubterweise von Pasta statt Nudeln sprechen darf.
Inhaltlich wird in Palus neuem Roman wieder im Norddeutschen ermittelt. Diesmal etwas regional größer allerdings. Statt sich wie in seinen beiden ersten Romanen mit Kommissar Berlotti im Alten Land zu tummeln, geht es jetzt in ganz Nordfriesland mit Kommissar Marconi zur Sache. Bei Marconi wird ebenfalls wieder, doch sparsamer dosiert, mit Humor gestorben, ermittelt und gelebt. Das versprechen auf jeden Fall die drei in Auszügen gelesenen Kapitel aus „Marconi und der tote Krabbenfischer“. So der neue Titel des Romans. Es geht diesmal auch aufs Meer respektive die Inseln. Da Palu für seinen neuen Helden den Verlag gewechselt hat, wird es auf jeden Fall zwei Romane mit Marconi geben. Weitere sind zu erhoffen. Das durch den neuen Kommissar der bisherige, nämliche Berlotti, vorzeitig in den Ruhestand geschickt wird, ist nicht zu erwarten. „Mit ihm bin ich noch fertig“, betont er auf Nachfrage im Anschluss an die Lesung beim Signieren seiner Bücher.
Doch nicht nur literarisch präsentierte sich Palu bei dieser – nicht übertrieben – Galavorstellung einer Literaturveranstaltung. So bedankte sich der Autor für die letzten fünfeinhalb Monate Lebenserkenntnis und die Erfahrung, in aller Öffentlichkeit zu arbeiten. Und wie menschlich und durchaus auch wie kurios sein Aufenthalt als Stadtschreiber gewesen sei, konnte er an zwei Beispielen zeigen. Zum einen sei dies eine Lesung bei den Ihlienworther Landfrauen, wo ihm bedeutet wurde, er könne gerne wiederkommen. Nur seien fünf Stunden ein wenig lang. Da es zum Zeitpunkt der Aussage bereits 23.30 Uhr gewesen sei und er um 19 Uhr begonnen habe, konnte er dies nachvollziehen. Bass erstaunt allerdings war Palu, als bei einer seiner Lesungen während des Kulturstrands plötzlich die internationale Gilde der Uttröper den Saal stürmte und ihre Stimmgewalt unter Beweis stellte. So weit, so gut. Bei der Begeisterung, die ihm am Abschiedsabend entgegengebracht wurde, sollte man auf den eingangs gebrachten Musiktitel hoffen. „Niemals geht man so ganz!“