Als Emil Sinclair steht Leon Häder auf der Bühne Foto: Strauss
BREMERHAVEN re ∙ An einen ungewöhnlichen neuen Spielort zieht das Schauspiel „Demian“ nach dem gleichnamigen Roman von Hermann Hesse in diesem Frühjahr. Als Kooperation mit dem „Beet“, Kistnerstraße 54, ist es nach der Premiere gestern Abend noch acht Mal dort zu erleben – unter freiem Himmel und zu Uhrzeiten, die sich von Vorstellung zu Vorstellung um einige Minuten verschieben. Denn Beginn ist immer genau eine Stunde vor Sonnenuntergang.
Emil Sinclair wächst in einem wohlbehüteten bürgerlichen Elternhaus auf. Schon als Kind fühlt er sich magisch angezogen vom Verbotenen und Unangepassten. Sein etwas älterer Schulkamerad Max Demian befeuert seine Faszination, geht als strahlendes Vorbild voran. Zwischen den beiden entwickelt sich eine intensive Freundschaft von enormer Anziehungskraft, die Emil von nun an prägt und begleitet.
Es beginnen Jahre der ausschweifenden Suche nach Freiheit von den erdrückenden Normen der elterlichen Welt und nach sich selbst. Hin- und hergerissen zwischen Rausch und Meditation, Liebe und Begehren, verfolgt und angeleitet von intensiven Träumen, geht Sinclair durch ein Leben der Extreme. Emotionales Innenleben und die Außenwelt verschmelzen miteinander. Der erste Weltkrieg bricht aus und scheint Emil endlich die Aufgabe zu geben, nach der er so lange auf der Suche war – bis eine Granate ihn in die brutale Realität eines Lazaretts befördert.
In seiner Bühnenadaption des Hesse-Klassikers blickt Regisseur Kornelius Eich von diesem Endpunkt aus auf die Geschichte Sinclairs und untersucht dessen Entwicklung, die als idealistische Suche nach Erneuerung begann und in der Zerstörung endet. Die Kooperation mit dem „Beet“ bringt die Inszenierung an einen Ort, der maßgeblich geprägt wird von jungen Menschen in Bremerhaven. Sie werden von derselben Frage umgetrieben und ins Handeln gebracht wie Emil Sinclair: wie sie ihr Leben gestalten wollen.
Gemeinsam mit Sinclair bewegt sich der Zuschauer von der Bühne im „Beet“, wo der Abend beginnt, durch verschiedene Orte im „Beet“. Die während der Open-Air-Vorstellungen fortschreitende Dämmerung macht den Stimmungsumschwung beim Umkippen der Welt in den 1. Weltkrieg sinnlich erfahrbar – ein eindringliches Theatererlebnis nicht nur für junges Publikum. Karten gibt es unter www.stadttheaterbremerhaven.de und an der Theaterkasse.