Seenotrettungskreuzer HERMANN MARWEDE der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbruechiger (DGzRS)

Der größte Seenotkreuzer der Welt, die 46 Meter lange „Hermann Marwede“, liegt auf der Seenotrettungsstation Deutsche Bucht/Helgoland. Die Stammbesatzung besteht aus 16 Nautikern und Technikern, von denen jeweils sieben die Besatzung des SK stellen, die für zwei Wochen rund um die Uhr (24/7) Dienst an Bord leisten, um jederzeit auslaufen zu können. Danach erfolgt die Ablösung und eine 14-tägige Freizeit.         Foto: DGzRS

BREMEN re ∙ Auf Nord- und Ostsee sind die Besatzungen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) in den ersten zehn Monaten des Jahres 2022 bereits rund 1.740 Mal im Einsatz gewesen. Die Seenotretter haben dabei mehr als 3.100 Menschen geholfen. Damit hatten sie zwar insgesamt etwas weniger Arbeit als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Allerdings musste die DGzRS allein gut 370 Menschen aus Seenot retten oder Gefahr befreien, deutlich mehr als zwischen Januar und Oktober 2021. Seit ihrer Gründung vor mehr als 157 Jahren zählt die Statistik der Seenotretter rund 86.300 Gerettete – nach wie vor ohne jegliche staatlich-öffentlichen Mittel zu beanspruchen.

Die Seenotretter kamen in diesem Jahr zahlreichen Fischereifahrzeugen und ihren Besatzungen zu Hilfe, waren viele Male für Seeleute von Handelsschiffen, Offshore-Windparkversorgern oder Passagiere von Fähren und Fahrgastschiffen im Einsatz. Auch Wassersportler und Küstenbesucher konnten sich erneut auf die Hilfe der DGzRS-Besatzungen verlassen. Der Einsatz der Seenotretter bei jedem Wetter und rund um die Uhr ist oft mit großen Herausforderungen verbunden, vor allem in diesen Wochen und Monaten. Denn die rauere Jahreszeit hat begonnen, das Wetter auf See wird wieder schlechter.

Von Januar bis Oktober 2022 haben die Besatzungen der 60 Seenotrettungskreuzer und -boote 1.739 Einsätze gefahren. Dabei halfen sie insgesamt 3.108 Menschen (Vorjahr: 3.302). Allein 87 (57) von ihnen wurden aus Seenot gerettet, weitere 285 (268) aus Gefahr befreit.

Tag der Seenotretter ein großer Erfolg

Mehr als 25.000 Menschen haben sich am diesjährigen Tag der Seenotretter über die Arbeit der DGzRS auf Nord- und Ostsee informiert. Nach zweijähriger Pandemie-bedingter Pause mit ausschließlich Onlineprogramm demonstrierten die Seenotretter an ihrem Aktionstag erstmals wieder unmittelbar an der Küste ihre Technik, Leistungsfähigkeit und Einsatzbereitschaft. Nächster Tag der Seenotretter ist am Sonntag, 30. Juli 2023 – zum 25. Mal. Auch Bordbesuche und Besichtigungen für alle Menschen, die sich den Seenotrettern verbunden fühlen, sind unter Einhaltung besonderer Infektionsschutzbestimmungen wieder möglich (Anfragen unter seenotretter.de/besichtigung).

Botschafterin Barbara Wussow unterstützte nicht nur auf dem „Traumschiff“

Besondere Unterstützung erfuhren die Seenotretter in diesem Jahr durch ihre ehrenamtliche Botschafterin Barbara Wussow. Die aus der beliebten Fernsehserie „Das Traumschiff“ bekannte Schauspielerin nahm beim Hamburger Hafengeburtstag an einer Übung mit dem Seenotrettungskreuzer „Hamburg“/Station Borkum teil und berichtete im Fernsehen über ihr Engagement für die DGzRS. Auf dem neuen „Traumschiff“, der „Artania“, auf der in diesem Jahr erstmals gedreht wurde, stellte sie am Rande der Dreharbeiten ein Sammelschiffchen auf.

Die allseitige Freiwilligkeit, durch Spenden an Land ebenso wie durch die Bereitschaft rauszufahren auf See, beeindruckt sie besonders: „Ich bin fasziniert, dass Menschen, die bei der Post, beim Frisör oder wo auch immer arbeiten, alles stehen und liegen lassen, wenn sie alarmiert werden, und ihre Ausrüstung schnappen, um Menschen aus Seenot zu retten – bei jedem Wetter, rund um die Uhr. Aber: Die Menschen an Land sind genauso wichtig. Ohne ihre Spenden geht es nicht.“

Barbara Wussow ist bereits die 23. Prominente, die das Botschafter-Ehrenamt der Seenotretter übernommen hat. Die Reihe begann im Jahr 2000 mit Liedermacher Reinhard Mey.

Modernisierung der Rettungsflotte schreitet voran

Durchschnittlich 30 Jahre lang sind die Rettungseinheiten der DGzRS im harten Einsatz auf Nord- und Ostsee. Entsprechend müssen die Seenotretter ständig ältere Seenotrettungskreuzer und -boote durch moderne Neubauten ersetzen. „Zweckgebundene Erbschaften helfen uns dabei ebenso wie die beständige Spendenbereitschaft vieler einzelner Menschen im ganzen Land, die zusammen Großes bewirken“, erläutert DGzRS-Geschäftsführer Nicolaus Stadeler.

2022 ist das neue Trainingsboot „Christoph Langner“ der 8,9-Meter-Klasse zur ständigen Aus- und Fortbildung in Dienst gestellt worden. Es ergänzt die kleine Trainingsflotte der Seenotretter in Neustadt i. H. Zwei Seenotrettungsboote mit den internen Bezeichnungen SRB 84 und SRB 85 für die Rettungsflotte der DGzRS sind im Bau und werden 2023 abgeliefert. Es handelt sich dabei um eine weitere 10,1-Meter-Einheit für die Station Neuharlingersiel und das erste Seenotrettungsboot einer völlig neuen Klasse für Stationen in Mecklenburg-Vorpommern, die besondere Mobilität erfordern. Diese Boote werden, wie ihre bald 30 Jahre alten Vorgänger, mit Zugmaschine und Spezialtrailer über den Strand zu Wasser gebracht. Auf diese Weise sind sie sowohl auf der Ostsee als auch auf den weit verzweigten rückwärtigen Bodden und Haffs jederzeit einsatzklar.

Seenotretter hoffen zum Jahresende auf Spendenbereitschaft der Bevölkerung

Wie das Spendenergebnis 2022 ausfällt, ist noch nicht abzusehen. Wie immer sind dafür die letzten Wochen des Jahres entscheidend. Zum Jahresende hoffen die Seenotretter deshalb besonders auf die Spendenbereitschaft der Bevölkerung. In diesen Wochen wendet sich die DGzRS wieder ver­stärkt an die Öffentlichkeit, um über ihre Arbeit zu informieren und im ganzen Land Menschen als neue Förderer zu gewinnen. Die Seenotretter auf Nord- und Ostsee sind auf die Unterstützung der breiten Bevölkerung angewiesen.

Rund 5.000 Plakate hängen mietfrei an publikumsintensiven Plätzen in mehr als 500 Städten und Gemeinden bundesweit. Auf dem großformatigen Motiv ist der Seenotrettungskreuzer „Arkona“/Station Warnemünde zu sehen. Eine Hälfte des Schiffes wird sinnbildlich durch den Schriftzug „Ohne Deine Spende geht’s nicht“ ergänzt. Die Flächen dafür hat die awk Außenwerbung GmbH kostenlos zur Verfügung gestellt.