Torsten Stolz, Dagmar Froelich, Beate Putzig und Sven Menke (v.l.) zeigten sich bei der Vorstellung der Zahlen 2022 und der Prognose 2023 durchaus zufrieden   Foto: sh

CUXHAVEN sh ∙ „Im vergangenen Jahr haben die Folgen des russischen Krieges gegen die Ukraine, Preisanstiege, Unsicherheiten, aber auch die Fluchtmigration, durchaus Spuren auf dem regionalen Arbeitsmarkt hinterlassen. Angesichts des Ausmaßes der Belastungen fallen diese aber moderat aus“, fasste Dagmar Froelich, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Stade, die Situation 2022 zusammen. Der Rückblick zeige, dass es selten im Verlauf eines Jahres derartig unterschiedliche Entwicklungen, Einschnitte und unsichere Prognosen gab. Die Zahl der Arbeitslosen ging im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurück, ebenso die Kurzarbeit. Im Mai sank die Zahl im Agenturbezirk erstmalig wieder auf unter 14.000 Personen, auf den niedrigsten Wert seit September 2019.

Entwicklung der Arbeitslosigkeit im Bezirk der Agentur für Arbeit Stade

Da ein befürchteter Gaslieferstopp ausblieb, stellten viele Betriebe weiter ein oder hielten ihre Beschäftigten zumindest. Das drängendste Problem, der Fachkräftemangel, blieb jedoch. Mehr als 5.600 Stellenangebote im August 2022 sprechen eine deutliche Sprache.

Torsten Stoltz, Geschäftsführer des Jobcenter Cuxhaven, fügte ergänzend hinzu: „Besonders erfreulich ist, dass wir im gesamten Jahresverlauf auch im Rechtskreis SGBII einen Rückgang, und den besonders bei den Langzeitarbeitslosen, verzeichnen konnten.“ Im Jahresdurchschnitt waren 14.631 Personen bei der Agentur für Arbeit Stade arbeitslos gemeldet. Das ist ein Rückgang um minus zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Arbeitslosenquote lag bei 4,7 Prozent; im Vorjahr betrug sie noch 5,2 Prozent.
Auffällig dabei: Fast alle Personengruppen verzeichneten in 2022 Rückgange, diese fielen aber unterschiedlich hoch aus. Den höchsten Rückgang gab es bei den Jugendlichen bis 25 Jahre mit minus 16 Prozent und bei der Gruppe der Langzeitarbeitslosen mit minus 13,7 Prozent. Die Gruppe der Ausländer verzeichnete hingegen einen Anstieg von 6,4 Prozent, was vor allem am Krieg in der Ukraine liegt.

Arbeitskräftenachfrage hoch

Dem Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Stade wurden 2022 mit minus 4,8 Prozent etwas weniger freie Arbeitsstellen als im Vorjahr gemeldet. Insgesamt meldeten Unternehmen 9.795 freie Arbeitsstellen. Das entspricht im Vergleich der Entwicklung im Land Niedersachsen.

Der größte Anteil der gemeldeten Stellen entfiel auf den Bereich der Arbeitnehmerüberlassung. An zweiter und dritter Stelle folgen der Handel und das Gesundheits- und Sozialwesen. Erstaunlich: Auch im Öffentlichen Dienst wurden vermehrt Stellen gemeldet.

Die Arbeitslosigkeit im Landkreis Cuxhaven verzeichnete im Jahr 2022 einen Rückgang um minus 8,8 Prozent. Im Jahresdurchschnitt waren 5.445 Personen arbeitslos gemeldet, dies sind 526 weniger als in 2021. Die Quote sank um minus 0,5 Prozent auf 5,2 Prozent. 1.924 Personen waren im Rechtskreis SGB III und 3.521 Personen im Rechtskreis SGB II gemeldet.

Ausblick 2023

„Genaue Vorhersagen zur Arbeitsmarktentwicklung gestalten sich vor dem Hintergrund der Unsicherheiten, die der Ukraine-Krieg mit sich bringt, der weiteren Inflationsentwicklung und einer eher gedämpften Konjunkturerwartung schwierig. Wir gehen von einem moderaten Anstieg der Arbeitslosigkeit aus. Sicher ist aber, dass sich der bestehende Fachkräftemangel in diesem Jahr weiter verschärfen wird. In der Summe verbessern sich damit die Rahmenbedingungen für die Qualifizierung und somit der Teilhabe am Arbeitsleben. Die Agentur für Arbeit und die Jobcenter werden alles dafür tun, dass die Menschen diese Möglichkeiten nutzen“, fasste Dagmar Froelich zusammen.